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44 K O L U MDAD O.

Die Deutuno- des Baues seinem Zwecke nach mufs zweifelhaft bleiben. Gegen einen Palast, wie er
die Burg von Tiryns krönt, spricht die Lage, die jede Möglichkeit einer wirksamen Verteidigung ausschliefst
— für ein Heiligthum die Colossalität der Stützmauer - Construction, während die verhältnifsmäfsig dünnen
Gebäudemauern auf hölzernen Oberbau deuten werden.

ERKLÄRUNG DER TAFEL ZU APOTHEKE.

Tafel 15, 1: Situationsplan der Bucht von Apothike. - Die Aufnahme beruht auf einer gebrochenen, mit Teodolit und
Stahlband gemessenen Basis, auf dem Wege von der Kirchenruine der Panajia bis zu den nordlichen »Quader-
mauern«. Alle übrigen Details sind mit Compasstriangulation angeschlossen. Die Orientierung ist mit der
Magnetnadel genommen.

,, 2: Grundrifs und Querschnitt des Hauptbaus.

,, 3: Ansicht der grofsen Stützmauer (Kalo tichos ) des alten Hauptbaus, von Südosten her gesehen, nach Photo-
graphie gezeichnet.

,, 4: Detail von der Mitte der grofsen Stützmauer, nach Photographie gezeichnet.

2. KOLUMDADO.

(»NAPE«)

I )ie Reste eines der bedeutendsten und interessantesten I )enkmäler althellenischer Kunst finden sich
in dem Flufsgebiet des Tschiknias, der bei Arisba vorbeirliefst und dessen Quellen bis zu i\r.n südlichen Ab-
hängen des Lepetymnos und den Dörfern Kolumdado und Ajia-Paraskewi hinanreichen.

Das Ruinencentrum, von dem aus die Verschleppung einzelner Bauglieder zum Theil noch in den
letzten Jahrzehnten vor sich gieng, ist eine verfallene Kirche des Erzengel Michael ( Taxiarchis ) westlich von
Kolumdado. Von hier aus sind Säulentrommeln. Kapitelle und Ahnliches gegen Westen bis zum Heiligen
Therapon bei der grofsen Brücke, entführt, gegen Osten bis zum Heiligen Georg zwischen Kolumdado und
Messa. So findet man die Trümmer desselben Baus drei Stunden weit voneinander wieder.

Läfst schon diese weit verbreitete Vorliebe für die Fragmente vom Taxiarchis eine, wenn auch un-
klare Werthschätzung der dortigen Fundstücke erkennen, so lassen die im Taxiarchis noch verbliebenen Stücke
keinen Zweifel, dafs wir es hier mit einem merkwürdigen, prächtigen Bau zu thun haben.

In unmittelbarer Nähe befinden sich die Reste eines antiken Wohnortes, den Lolling (vergl. S. 35 f.)
mit dem alten Nape identificiert hat, und die alterthümlichen Bautheile gehören vermuthlich dem Tempel
des napaischen Apollon an, einem der wenigen 1 leiligthümer der Insel, deren hohes Alterthum ausdrücklich
bezeugt ist.

Bereits Pelops soll dasselbe besucht haben. Dies erfahren wir aus folgendem Scholion zu Aristophanes
Wdlken 144: Ev slioßm dt Nanaiov ^JnöXktovog [xfyfjOfjbg) u do&tlg ITtXont, ttlrovvrog avröv ayd&Tjtua rov
9eov ttjv ttfiva rr)v %(>votjv, enget nagiyovxi xtif.tTji.ia. k'ori <)" othtog

ü ßovlofjai oog, fit, oioov 0 o in) i'h/.oi.
ift'yti dt ioy yy/jOtior tovtov yJvrix).tidrtg h' roig vootoi* Aul dasselbe Heiligthum beziehen sich die Worte
des Macrobius I 17, 45: apitd Lesbios Yancuog (Apollo colitur); vgl. auch Stephanos von Byzanz: Nanr\ 116hg
sltoßov .... 6 noXvrrig Aciclo?: y.ci \4ziö'ü.wv Nonatog.«*)

Von der alten Kirche des Taxiarchis sind nur noch einige kaum sichtbare Mauerzüge vorhanden
und die .Altarnische, vor welcher man nothdürftig eine niedrige Mauer zur Abschliefsung des davorliegenden
Laienaltars aus alten Baustücken aufgehäuft hat (Grundrifs auf Taf. 16,8). Die Lrontmauer dieses Raumes
bildet eine Reihe von fünf Spiralenkapitellen, deren eines auf Tafel 16 unter Nr. 2 in Vorder- und unter Nr. 3
in Unteransicht abgebildet ist.

Der grofse Trachytblock von 61 cm. Höhe, 48 cm. Dicke und 1,36 m. Breite zeigt auf Vorder- und
Rückseite die identische Zeichnung je; zweier aus der Mitte des kreisrunden Schaftes sich entwickelnden grofsen

') Lolling.


 
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