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DIE WASSERLEITUNG VON MYTILENE. 65

nach der dort sprudelnden Quelle heilst — erreicht, zeugen einige Ziegel von der einstigen Anwesenheit eines
offenbar von dem Marmorbau getrennt zu denkenden Gebäudes.

Arbeit und Maafse weisen die Marmortheile alle einem und demselben Bau zu.

Hinige Fragmente einer mit Voluten geschmückten Attika finden sich unter den Trümmern; ein voll-
ständig erhaltener Block derselben Art ist auf den Markt von Klapädo geschleppt und ermöglicht die Restau-
ration (Taf. 28, 18). Der Block ist auf der einen Seite auf Gehrung abgeschnitten, rechts mit Stofsfuge ver-
sehen und bildete also die: eine Hälfte des Baugliedes.

Vom Deckgesimms ist ein Eckblock und mehrere kleine Fragmente erhalten.

Die Zugehörigkeit des mit Laubgewinden und Rosetten geschmückten Frieses ergiebt sich aus den
Abständen der Gewinde-Enden, von denen sechs genau die Länge der Attika ausmachen.

Ein eigentliches Epistyl ist nicht vorhanden. Der Block (Taf. 28,21) zeigt aufsen Fascien und Be-
krönung eines Thürsturzes, während er im Innern umbiegt, also nur im Innern ein durchgehendes Epistyl
besafs. Aus der Unterseite des Blockes geht weiter hervor, dafs die Thüröffnung nicht verschliefsbar war
und fast die ganze Breite des kleinen Bauwerks einnahm.

Von Thürpfeilern ist Nichts gefunden, wohl aber von einem Brustgesims äufsere und innere Ecke
an einem Block (Taf. 28,22), ebenso von der Bank eine äufsere Ecke und ein Stück einer Stufe; dech macht
die Einordnung dieser Stücke in die Reconstruction keinen Anspruch auf Sicherheit.

Die Höhe des Ganzen kann nicht bestimmt werden.

Jedenfalls erkennt man, dafs es sich hier um einen nicht verschliefsbaren Bau handelt. Nimmt man
diesen Umstand zusammen mit der Kleinheit des Gebäudes und der Existenz einer guten Quelle, die jetzt in
Röhrenleitung zum Dorf hinabgeleitet ist, so mufs man das Ganze für ein Quellhaus halten, das die Quelle
überdeckte und dem 1 )urstigen ein kühles Ruheplätzchen bot.

Die Form der Profile und die an den Ornamenten häufig sichtbare Bohrerarbeit weisen den Bau in
die erste Römische Kaiserzeit, in die auch Gonze (a. a. O. S. 51) ihn gesetzt hat.

ERKLÄRUNG DER TAFEL ZUM GEBÄUDE 'STI MANA

(TAFEL 28, 18—25).

Tafel 28, 18: Restaurationsversuch des Gebäudes. — Höhe bis zum Thürsturz und Breite der Thiir sind unbekannt. Die
Zugehörigkeit der unteren Bautheile kann nicht nachgewiesen werden. Die vorhandenen Stücke sind durch
einige Punctc ausgezeichnet.

„ 19: Ober-, Unter- und Seitenansicht von einem Block der Attika (Vorderansicht in 18). — Im Dorf Klapädo auf
dem Markt.

„ 20: Seiten- und Oberansicht eines Baublocks mit Anschlufs für Fufsbodenplatten.

„ 21: Seiten-, Ober- und Rückansicht des Thürsturzes (Vorderansicht in 18).

,, 22: Eckwandblock mit Profil innen, — in 18 punetirt angegeben.

„ 23: Ansicht einer Wandquader.

,, 24: Profil des Frieses.

„ 25: Profil des Thürsturzes.

8. DIE WASSERLEITUNG VON MYTILENE.

Zu den bekanntesten, jedenfalls mächtigsten Ruinen auf der Insel gehören die Reste einer grofsen
Wasserleitung, welche die Quellen des wasserreichen Olymp nach der Hauptstadt führte. Sie läfst sich ver-
folgen bis dicht vor Ajassu (vergl. die Karte der Insel), wo sie offenbar den Ewergetulas aufnahm, ohne dafs
mir der Anschlufs der Leitung an das Flufsbett, beziehungsweise ein Sammelbecken in jener Gegend bekannt
geworden wäre.

Ebenso ist die Münduno; der Leituno- im Gebiete der Stadt nicht mehr festzustellen. Zwar ist an-
zunehmen, dafs jenes früher (S. jo) besprochene Wasserreservoir einen solchen Endpunct bildete; der Bati
stammt aber aus einer späteren Zeit als die Aquaeducte und seine Bedeutung innerhalb des Leitungssystems
ist ohne ausgedehnte Ausgrabungen schwerlich klar zu stellen.

Das Leitungsbett besteht in einem Kanal von 0,35 bis 0,64 Breite, dessen Höhe nur an zwei Stellen
— bei Larso und bei Kutschuk-Ludscha — zu 0,80 bzw. 0,65 zu messen ist.

KOLDEWEY, LKSBOS. 9
 
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