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Koldewey, Robert
Die Tempel von Babylon und Borsippa: nach den Ausgrabungen durch die Deutsche Orient-Gesellschaft — Leipzig, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4122#0068
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Rückblick. 61

El-Hibbah.

Auf etwas sichererer Grundlage scheint mir Hilprechts Vermutung zu beruhen (Explo-
rations in Bible Lands, 1903. S. 286), wonach die große Mauermasse aus Lehmziegeln, die
wir in El-Hibbah gefunden, eine Zikurrat darstelle. Beobachtet ist ein in flacher Kreislinie an
dem Lehmziegelmauerwerk sanft aufwärts führender gepflasterter Weg und ein in gebrannten
Ziegeln und Asphalt gemauerter Wasserabfluß, wie er ähnlich bei der Zikurrat in Nippur auf-
tritt. Dieser Bau wäre dann, wenn Hilprechts Vermutung richtig ist, die einzige bisher
bekannte Zikurrat von kreisförmigem Grundriß. Alle übrigen sind viereckig.

Ur (Mugheir).

Ziemlich langgestreckt rechteckig ist die bekannte Ruine in Mugheir, in deren vier
Ecken die Zylinder Nabonids (K. B. III 2 S. 95) gefunden sein sollen, nach deren Inschrift
hier die Ruine von E-lugal-gud-si-di, der Zikurrat von E-gis-sir-gal vorliegt. Erhalten ist, wie
ich an Ort und Stelle gesehen habe, das rechteckige Massiv aus Lehmziegeln mit einer pfeiler-
geschmückten Verbrämung aus gebrannten Steinen, bei denen emaillierte Ziegel verwendet
waren. Was auf diesem Massiv in der vielverbreiteten Restauration Cella-artig dargestellt ist,
ist reine Phantasie.

Larsam (Senkereh).

In Senkereh bildet die Ruine einer Zikurrat aus Lehmziegeln mit einem Wasserabfluß-
kanal nach Art desjenigen von El-Hibbah eine hohe, aber formlose Masse. Daneben in der
Ebene erkennt man die Mauerzüge eines Tempels mit seinen Toren und einer Cella mit
Postamentnische. Die Zikurrat scheint von einem, von dem des Tempels gesonderten Peri-
bolos umgeben zu sein.

Uruk (Warka).

Von der Zikurrat in Warka steht eine ziemlich beträchtliche Ruine aus Lehmziegeln
aufrecht, in welcher die dicken Schichten eingelegten Schilfstrohs (wonach der Bau heutzutage
„Buwarieh" heißt) und die geräumigen Querkanäle für die Verankerungstaue zu erkennen sind.

Lagasch (Telloh).

Der Palast des Adadnadinache in Telloh, fälschlich Gudea-Palast genannt, steht zum
Teil auf der Ruine einer Lehmziegel-Zikurrat, von welcher der Lehmkern und ein Teil seiner
Verbrämung aus Barnsteinen erhalten ist. Auf dieser Zikurratruine haben zum Teil die be-
kannten Statuen bei der Auffindung gelegen. Die Verbrämungswand ist mit einfach abge-
stuftem senkrechten Kanalwerk geziert, das aus zwei verschiedenen Bauperioden stammt. Das
erstere ist von Sarzec auf seinem Plan im Raum 7 dargestellt. Es hört aber dort nicht auf,
sondern verläuft noch weiter gegen die Nische F zu. Das abgestufte Kanalwerk der alten
Zikurrat tritt in „Cour B" deutlich auf. Die Ziegel mit den alten Stempeln Gudeas usw.
liegen am „Palais" nicht in ursprünglicher Verwendung. Der Asphalt, der sie ursprünglich
auf der Lagerfläche bedeckt,, ist dabei vielfach nach unten gekommen, und was von Asphalt
in alter Zeit an den Außenseiten der Ziegel nach unten abgeflossen war, fließt jetzt nach
oben! Näheres werde ich versuchen darzustellen, wenn ich über die babylonischen Paläste
schreibe.
 
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