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ihren Hauptformen ausgeführt, z. B. an den Haaren der Gorgo und des Liegenden. Umgekehrt
berücksichtigt die Bearbeitung die Unteransicht beiTeilen, die in der Vorderansicht unsichtbar
sind. Die Einbohrung der N asenlöcher mag damit Zusammenhängen .Bei dem Barte des Liegenden
ist der tief unterschnittene Winkel am Halse, in den man nur schräg von unten hineinsehen kann,
auf das feinste durchgeführt. Die Schwingung des Mundes des Chrysaor ist wahrscheinlich auf
die Unteransicht berechnet. Auch in der Bewegung und Gliederung anderer Figuren, wie des
Zeus und des Giganten, mögen Rücksichten mitwirken, die sich empfinden, aber kaum nach-
konstruieren lassen. Der archaische Meister rechnet bei dem, was er ausführt oder unterläßt,
selbstverständlich nicht mit der Ansicht aus der Ferne, obwohl der Grieche wahrscheinlich mit
schärferen Augen sah als der moderne Kulturmensch. Sämtliche Details sind so gearbeitet, als
ob sie aus nächster Nähe zu betrachten seien. Man wird seinem Werke am besten damit ge-
recht, wenn man es in nicht zu großem Abstande schräg, nicht zu tief von unten betrachtet.

B. FRAGMENTE DES OSTGIEBELS

Von dem Giebelrelief der dem Altäre zugewandten Ostfront des Tempels ist keine Platte und
kein größerer zusammenhängender Figurenteil erhalten. Die wenigen Fragmente, die sich ihm
mit größerer oder geringerer Wahrscheinlichkeit zuweisen lassen, sind entweder beim Sturz der
Platten abgesplittert oder übriggeblieben, als man sie an Ort und Stelle zu weiterer Ver-
wendung zerschlug. Das Vorhandensein eines skulptierten Ostgiebels ergab sich mir beim
Ordnen der im Jahre 1911 gefundenen Stücke, als ein Fragment, das zunächst zur linken
Schulter der Gorgo zu gehören schien, sich als unmöglich anpassend erwies (Nr. 1). Damit war
zugleich eine Gorgo als Mittelfigur des Ostgiebels gegeben. Bei ein paar weiteren Fragmenten
spricht der Fundort vor der Ostfront für die Zugehörigkeit zu diesem Giebel. Bei der Aus-
grabung des Jahres 1920 fand K. Rhomaios an der südlichen Peristasis ein Fragment, das er
vermutungsweise der Gorgo zuwies (AsAt. 6, 1920-21, IlapapT. 168).

Nach dem Inventar des Museums sind im Osten gefunden Nr. 426—433 (Nr. 1,4 u. 9. Fragmente
unbestimmter Zugehörigkeit Nr. 2). Von diesen Nummern konnte ich Nr. 430—433 (~z\x.ri;/yj.
aSr,Aa) nicht identifizieren. Durch ein A (ävaxoAixov sind außerdem zwei Fragmente

(unten Nr. 7 u. 8) als im Osten gefunden bezeichnet. Durch das Ausgrabungstagebuch von
1911 ist die östliche Provenienz von Nr. 3, 6 und 9 gegeben. Im Osten gefunden sind ferner
ein Torso (Fragmente unbestimmter Zugehörigkeit unten S.128 Nr. 2) und ein Kopf (unten
S. 126 ff. Nr. 1), bei dem es fraglich ist, ob er zum Giebel oder zum Fries bzw. zu einer
Rundplastik gehörte. Nur vermutungsweise hier eingesetzt sind die Fragmente Nr. 2 und 5.
An Zugehörigkeit zu der östlichen Gorgo hatte K. Rhomaios a. O. gedacht bei zwei Frag-
menten unbekannten Fundortes (unten S. 130 Nr. 7 u. S. 131 Nr.8).

i. Die Mittelgruppe. Gorgo mit Pegasos und Chrysaor

1. Fragment von der linken Schulter der Gorgo (Inv. 426. Abb. 94. Phot. Athen,
Korfu 424). Gefunden angeblich vor der Ostfront. Breite 16 cm, größte Höhe9,5cm. Erhalten
ist eigentümlicherweise gerade ein Teil, der der westlichen Gruppe fehlt, der Ärmelrand mit dem
Ornament, daneben ein Stück der gebrochenen, aber anpassenden äußersten Vertikallocke und

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