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Schazmann, Paul [Editor]; Herzog, Rudolf [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches <Berlin> [Editor]
Kos: Ergebnisse der deutschen Ausgrabungen und Forschungen: Asklepieion: Baubeschreibung und Baugeschichte — Berlin, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.24195#0088
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KAPITEL XI

STÜTZMAUERN
Taf. 29-33- 54. Abb. 33~36
In frühhellenistischer Zeit war der Hauptsitz des Heiligtumes auf der Terrasse II.
Die verhältnismäßig kleinen Gebäude liegen auf engem Gebiete zusammengedrängt; die Anlage ist nicht an-
nähernd so weiträumig wie die Terrassen I und III, und man möchte daraus schließen, daß das zur Bebauung ge-
eignete, einigermaßen ebene Gebiet dort ausgenutzt wurde, wo es von der Natur gegeben war, und daher von
künstlichen, ausgedehnten Terrassierungen abgesehen werden konnte.
Immerhin war die Terrasse II von vornherein abschüssig, und deshalb war am Nordrande eine Stützmauer auch bei
der ersten Anlage berechtigt und ebendarum auch wahrscheinlich.
Nach Süden war eine Stützmauer nur an jenen Stellen erforderlich, wo man, um Terrain zu gewinnen, den Fuß
des anliegenden Hügels abgegraben und auch den Fels abgearbeitet hatte; in letzteren Fällen mußte man das höher-
liegende Erdreich unterfangen.
Zu Anbeginn lagen die Hauptgebäude E, Bauten unter C, Altar und Tempel B auf freiem Terrain, nur die Exedra
und D liegen zurück, erstere nicht so sehr weit.
Eine ältere Stützmauer Ia/II ist der Prachttreppe vorangegangen; die untersten Treppenwangen waren an sie an-
gebaut, sie ging hinter dem unteren Treppenlaufe durch. Am westlichen Teile der Mauer ist die ältere Wand noch
6 Schichten hoch erhalten; die oberen Lagen sind im Laufe der Zeit einmal eingestürzt, und wurden mit Spolien
neu aufgebaut. Am östlichen Teile sind von der älteren Mauer nur die beiden untersten Hausteinlagen noch vor-
handen; anschließend wurde darüber eine mit Nischen geschmückte römische Wand erstellt, die mit den älteren
Wangen der Treppe in Verband gebracht wurde.
Als auf der nächsthöheren Terrasse der Tempel A erbaut wurde, verwandelte man dieselbe durch die kurz darauf
erfolgte Erbauung der Hallen in einen Prachtplatz. Die Treppenanlage und mit ihr die Terrassenmauer I/Ia ge-
hören zur Platzanlage, die durch ihre Lage an der Eingangseite am ehesten einer monumentalen Ausgestaltung
bedurfte. Mit der Treppenanlage war die Möglichkeit gegeben, die Hallen bis zur Terrasse vorzuziehen.
Die Baureste zeigen, daß an den Enden Zugänge angebracht waren und auch Podesttreppen, etwa in der Form,
wie wir solche in gutem Erhaltungszustande in Pergamon sehen. Bei Erstellung der neuen Anlage wurden diese
Treppen entbehrlich und aus diesem Grunde vollständig zugeschüttet. Dabei haben die Zugangswege von den
NO- und NW-Ecken horizontal auf der Zwischenstraße Ia bis zum Zwischenpodest geführt. Das Niveau der Ter-
rasse Ia stimmt mit dem des Zwischenpodestes der Haupttreppe überein, so daß man bei Benutzung der Terrasse
bequem sowohl den untern, wie den oberen Lauf wählen konnte.
Die Terrassenmauer I/Ia scheint stellenweise gar nicht hoch gewesen zu sein, da sie auf der Zwischenterrasse Ia
stand; an ihrem Fuße lag also diese Terrasse, und der Abfall nach Norden braucht nicht weiter ausgebildet gewesen
zu sein.
Mit der Mauer war auch die große Treppe angelegt, deren Länge einen Zwischenpodest erfordert, welcher ebenfalls
durch das Terrain gegeben war. Beides hat sich durch nähere Untersuchung des Bestandes bestätigt. Die großen
Wangenmauern des oberen Laufes laufen sich nicht gegen den Felsen tot; sie stehen mit der Mauer I/Ia im Verbände
und hören da auf; die Treppe ist also nicht älter als die Terrassierung von I/Ia, sondern mit ihr gleichzeitig.
Der Tempel A ist osfenbar nicht nach kultlichen Erwägungen, sondern nach der Zugangsachse orientiert, daher

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