sehen Situation nähere Hinweise zum Lebens-
raum vergangener Zeiten liefern7). Bei den natürli-
chen Bewässerungsmöglichkeiten8) spielt zum
einen der Abstand des Grundwassers9) zur Erd-
oberfläche, zum anderen aber noch mehr die
Verteilung der oberirdischen Gewässer10) eine
ausschlaggebende Rolle. Selbstverständlich müssen
hydrogeologische Veränderungen im Laufe der
Zeiten berücksichtigt werden — etwa durch einen
Wechsel der Bestockung bei Waldbränden oder
Kahlschlägen. Ihr Ausmaß und die Folgen für die
prähistorische Wasserversorgung lassen sich heut-
zutage nur sehr schwer abschätzen. Vermutlich
haben sich einschneidende Auswirkungen nur im
Einzelfall bemerkbar gemacht, so an Plätzen mit
sehr geringer Grundwassertiefe, wo eine Senkung
des Grundwasserspiegels den Pflanzenbewuchs
verändern, die Quellen versiegen und die Wasserlö-
cher austrocknen lassen konnte.
Nur für wenige Teillandschaften des Bearbeitungs-
gebietes gibt es genauere Untersuchungen zur
Wassersituation. Die hydrogeologischen Verhält-
nisse auf der heute über weite Strecken bewaldeten
Schotterebene östlich der Isar sind neuerdings
ausführlich dargelegt worden"). An der Erdober-
fläche über diesem riesigen Grundwasserreservoir
ist es um die natürliche Wasserversorgung nahezu
überall sehr schlecht bestellt (Taf. 166). Der
Grundwasserspiegel liegt im Südteil (etwa zwischen
Grünwald im Westen, Oberpframmern im Osten
und Dietramszell im Süden) mindestens 30 m unter
der Erdoberfläche12). In der nördlichen Hälfte
beträgt der Abstand fast immer noch mehr als 5 m.
Nur im nördlichsten Teil der Schotterebene rechts
der Isar (ungefähr ab Riem) steigt das Grundwasser
bis knapp unter die Oberfläche auf. Ähnlich
günstige Verhältnisse trifft man sonst nur noch
zwischen Deisenhofen und Unterhaching an, wo
der Grundwasserspiegel inselartig eine hohen Stand
erreicht. Hier befindet sich auch das einzige
nennenswerte offene Gewässer der östlichen Schot-
terebene, der Hachinger Bach, der bei Oberhaching
ans Tageslicht tritt und schon nach 8 Kilometern in
Ramersdorf wieder versickert.Dieser Wasserlauf ist
ganz gewiß die Ursache für die Konzentration vor-
und frühgeschichtlicher Funde13), die die Annahme
einer regelrechten Siedelzelle inmitten einer verhält-
nismäßig siedlungsfeindlichen Umgebung über wei-
te Zeiträume hinweg berechtigt erscheinen läßt. Die
einzige Möglichkeit einer Wasserversorgung für
Dauersiedlungen bäuerlichen Charakters verschaf-
fen somit nur die Oberflächengewässer, zumal
archäologisch gesicherte Brunnenbohrungen auf
Grundwasser nördlich der Alpen offenbar erst aus
den Oppida der Spätlatenezeit bekannt sind14).
Auch am Beispiel des kleinen Schotterfeldes nörd-
lich von Murnau erweist sich die Nähe zum Wasser
als absolute Notwendigkeit für den vorgeschichtli-
7) Derartige Möglichkeiten hat K. Schwarz aufgezeigt: Führer zu vor- u. frühgesch. Denkm. 18 (1971) 258 ff. bes.
278ff. mit Karte S. 277.
8) Allgemein zur Hydrogeologie Bayerns H. Seeberger, Neue Erkenntnisse für die Wasserversorgung Bayerns auf
Grund der neuen betrieblichen und hydrogeologischen Erhebungen. Gas- und Wasserfach 89,1948 (Sonderh.) 34 ff.
9) Über die Grundwasservorräte und Quellen Südbayerns geben folgende Abhandlungen Auskunft : W. Koehne, Das
Grundwasser in der südbayerischen Hochfläche. Mitt. Geogr. Ges. München 11, 1916, 213ff. — L. Reuter,
Geologische Ausführungen über die Grund- und Quellwasservorräte Südbayerns und ihre Verwertung zur
Wasserversorgung. Gas- und Wasserfach 67, 1924, 689 ff. 711ff. 725ff. 744ff. — L. Reuter u. J. Lang, Die
natürlichen Grundlagen der Wasserversorgung in Bayern. Beitr. z. Statistik Bayerns H. 120 (1930). — Ders., Der
Boden Südbayerns mit seinen Quellen und Grundwasservorräten. Festschr. 60 Jahre Bayer. Landesamt für
Wasserversorgung 1878—1938 (o. J. — wohl 1938) 33 ff.
10) Vgl. die orohydrographischen Ausgaben der Topographischen Karte 1 : 50 000 von Bayern und der
Topographischen Karte 1 : 100 000 von München (Blatt C 7934).
11) E. Schirm, Die hydrogeologischen Verhältnisse der Münchener Schotterebene östlich der Isar (1968). — Vgl. die auf
der gleichen Basis beruhenden Folgerungen für die Verteilung der Viereckschanzen und anderer Geländedenkmä-
ler : K. Schwarz, Ein Bezirk keltischer Heiligtümer an der mittleren Isar bei Holzhausen und Deisenhofen. Führer zu
vor- u. frühgesch. Denkm. 18 (1971) 258ff. bes. 278ff.
12) Vgl. E. Schirm a. a. O. bes. Beil. 3.
13) Vgl. F. Wagner 1958, Kartenbeil.
14) Hierzu L. Jansovä, Die Brunnen in den befestigten Städten (Oppida) der La-Tene-Zeit. Pamätky Arch. 50, 1959,
557ff.; 51. 1960, 136ff. (dt. Zusammenfassung 157ff.). — Zu vor- und frühgeschichtlichen Brunnenbohrungen
abseits von Flüssen A. I. Bryusov^he Problem of Drinking Water in Antiquity. Ber. Kongress Hamburg 1958
(1961) 159 ff. Abb. 1 Taf. 29,2. — Das Beispiel einer bronzezeitlichen Quellfassung bei A. Zürchner, Funde der
Bronzezeit aus St. Moritz. Helvetia Arch. 3, 1972, 21 ff. mit Abb.
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raum vergangener Zeiten liefern7). Bei den natürli-
chen Bewässerungsmöglichkeiten8) spielt zum
einen der Abstand des Grundwassers9) zur Erd-
oberfläche, zum anderen aber noch mehr die
Verteilung der oberirdischen Gewässer10) eine
ausschlaggebende Rolle. Selbstverständlich müssen
hydrogeologische Veränderungen im Laufe der
Zeiten berücksichtigt werden — etwa durch einen
Wechsel der Bestockung bei Waldbränden oder
Kahlschlägen. Ihr Ausmaß und die Folgen für die
prähistorische Wasserversorgung lassen sich heut-
zutage nur sehr schwer abschätzen. Vermutlich
haben sich einschneidende Auswirkungen nur im
Einzelfall bemerkbar gemacht, so an Plätzen mit
sehr geringer Grundwassertiefe, wo eine Senkung
des Grundwasserspiegels den Pflanzenbewuchs
verändern, die Quellen versiegen und die Wasserlö-
cher austrocknen lassen konnte.
Nur für wenige Teillandschaften des Bearbeitungs-
gebietes gibt es genauere Untersuchungen zur
Wassersituation. Die hydrogeologischen Verhält-
nisse auf der heute über weite Strecken bewaldeten
Schotterebene östlich der Isar sind neuerdings
ausführlich dargelegt worden"). An der Erdober-
fläche über diesem riesigen Grundwasserreservoir
ist es um die natürliche Wasserversorgung nahezu
überall sehr schlecht bestellt (Taf. 166). Der
Grundwasserspiegel liegt im Südteil (etwa zwischen
Grünwald im Westen, Oberpframmern im Osten
und Dietramszell im Süden) mindestens 30 m unter
der Erdoberfläche12). In der nördlichen Hälfte
beträgt der Abstand fast immer noch mehr als 5 m.
Nur im nördlichsten Teil der Schotterebene rechts
der Isar (ungefähr ab Riem) steigt das Grundwasser
bis knapp unter die Oberfläche auf. Ähnlich
günstige Verhältnisse trifft man sonst nur noch
zwischen Deisenhofen und Unterhaching an, wo
der Grundwasserspiegel inselartig eine hohen Stand
erreicht. Hier befindet sich auch das einzige
nennenswerte offene Gewässer der östlichen Schot-
terebene, der Hachinger Bach, der bei Oberhaching
ans Tageslicht tritt und schon nach 8 Kilometern in
Ramersdorf wieder versickert.Dieser Wasserlauf ist
ganz gewiß die Ursache für die Konzentration vor-
und frühgeschichtlicher Funde13), die die Annahme
einer regelrechten Siedelzelle inmitten einer verhält-
nismäßig siedlungsfeindlichen Umgebung über wei-
te Zeiträume hinweg berechtigt erscheinen läßt. Die
einzige Möglichkeit einer Wasserversorgung für
Dauersiedlungen bäuerlichen Charakters verschaf-
fen somit nur die Oberflächengewässer, zumal
archäologisch gesicherte Brunnenbohrungen auf
Grundwasser nördlich der Alpen offenbar erst aus
den Oppida der Spätlatenezeit bekannt sind14).
Auch am Beispiel des kleinen Schotterfeldes nörd-
lich von Murnau erweist sich die Nähe zum Wasser
als absolute Notwendigkeit für den vorgeschichtli-
7) Derartige Möglichkeiten hat K. Schwarz aufgezeigt: Führer zu vor- u. frühgesch. Denkm. 18 (1971) 258 ff. bes.
278ff. mit Karte S. 277.
8) Allgemein zur Hydrogeologie Bayerns H. Seeberger, Neue Erkenntnisse für die Wasserversorgung Bayerns auf
Grund der neuen betrieblichen und hydrogeologischen Erhebungen. Gas- und Wasserfach 89,1948 (Sonderh.) 34 ff.
9) Über die Grundwasservorräte und Quellen Südbayerns geben folgende Abhandlungen Auskunft : W. Koehne, Das
Grundwasser in der südbayerischen Hochfläche. Mitt. Geogr. Ges. München 11, 1916, 213ff. — L. Reuter,
Geologische Ausführungen über die Grund- und Quellwasservorräte Südbayerns und ihre Verwertung zur
Wasserversorgung. Gas- und Wasserfach 67, 1924, 689 ff. 711ff. 725ff. 744ff. — L. Reuter u. J. Lang, Die
natürlichen Grundlagen der Wasserversorgung in Bayern. Beitr. z. Statistik Bayerns H. 120 (1930). — Ders., Der
Boden Südbayerns mit seinen Quellen und Grundwasservorräten. Festschr. 60 Jahre Bayer. Landesamt für
Wasserversorgung 1878—1938 (o. J. — wohl 1938) 33 ff.
10) Vgl. die orohydrographischen Ausgaben der Topographischen Karte 1 : 50 000 von Bayern und der
Topographischen Karte 1 : 100 000 von München (Blatt C 7934).
11) E. Schirm, Die hydrogeologischen Verhältnisse der Münchener Schotterebene östlich der Isar (1968). — Vgl. die auf
der gleichen Basis beruhenden Folgerungen für die Verteilung der Viereckschanzen und anderer Geländedenkmä-
ler : K. Schwarz, Ein Bezirk keltischer Heiligtümer an der mittleren Isar bei Holzhausen und Deisenhofen. Führer zu
vor- u. frühgesch. Denkm. 18 (1971) 258ff. bes. 278ff.
12) Vgl. E. Schirm a. a. O. bes. Beil. 3.
13) Vgl. F. Wagner 1958, Kartenbeil.
14) Hierzu L. Jansovä, Die Brunnen in den befestigten Städten (Oppida) der La-Tene-Zeit. Pamätky Arch. 50, 1959,
557ff.; 51. 1960, 136ff. (dt. Zusammenfassung 157ff.). — Zu vor- und frühgeschichtlichen Brunnenbohrungen
abseits von Flüssen A. I. Bryusov^he Problem of Drinking Water in Antiquity. Ber. Kongress Hamburg 1958
(1961) 159 ff. Abb. 1 Taf. 29,2. — Das Beispiel einer bronzezeitlichen Quellfassung bei A. Zürchner, Funde der
Bronzezeit aus St. Moritz. Helvetia Arch. 3, 1972, 21 ff. mit Abb.
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