chen Siedelraum. Hier, in einem Bereich mit
zahlreichen Grabhügelgruppen, liegen die Grund-
wasserverhältnisse ähnlich ungünstig, denn der
Abstand zur Oberfläche beträgt bis zu 50 m (Taf.
167)15). Die wenigen Quellen entspringen nur am
Westrand südlich von Etting und Huglfing. Anders
als auf der Schotterfläche östlich der Isar ist hier
aber eine gute Wasserversorgung durch den Staffel-
und Riegsee sowie durch zahlreiche kleine Teiche,
Bäche und Rinnsale gewährleistet16). Ansonsten
wäre eine solche Ballung von Zeugnissen vorge-
schichtlicher Siedeltätigkeit auf verhältnismäßig
kleinem Raum nicht denkbar. Daß wir es hierbei in
erster Linie mit Grabhügeln zu tun haben, spielt
keine Rolle, da die Ursachen für die geringe Zahl
gesicherter Siedlungsfunde rein historischer Natur
sind (siehe unten S. 55)'. Jedenfalls bestehen durch
die natürlichen Bewässerungsmöglichkeiten auf
dem Murnauer Schotterfeld ausgezeichnete Bedin-
gungen für menschliches Leben, die keinen Anlaß
zur Vermutung geben, es könnte sich hier etwa um
eine Totenregion handeln, die abseits der Siedel-
areale in unwirtschaftlicher Gegend liegt (vgl. hierzu
unten S. 45f., 133 ff. und 142).
2. WIRTSCHAFTLICHE MÖGLICHKEITEN
Die Erörterung der wirtschaftlichen Möglichkeiten
muß in erster Linie auf den natürlichen Vorausset-
zungen aufbauen, da direkte archäologische Nach-
weise im südwestlichen Oberbayern kaum vorhan-
den sind.
Festzustellen ist, daß sich Klima und Bodengüte im
Alpenvorland von Norden nach Süden verschlech-
tern, wobei in der nach Jahresdurchschnitt kühlen
und äußerst regenreichen Zone am nördlichen
Alpenfuß die ungünstigsten Voraussetzungen für
den Feldbau bestehen. Auf den Schotterterrassen
und im Moränenland bieten sich bei besseren
klimatischen Verhältnissen mit immer noch hoher
Feuchtigkeit auf Lehmböden von wechselnder
Qualität ausreichende bis gute Möglichkeiten zur
bäuerlichen Bodennutzung17). Hierbei können
selbstverständlich nur moderne Werte in Ansatz
gebracht werden, die besonders bei den Klima-
grundlagen nur wenig Rückschlüsse auf vorge-
schichtliche Zeiten zulassen. Anzeichen für Ände-
rungen der prähistorischen Wirtschaftsweise und
des Siedelraumes durch Klimaschwankungen sind
jedenfalls im eng begrenzten Bearbeitungsgebiet
bislang nicht erkennbar18). Dennoch muß man
auch hier mit gewissen kleineren Veränderungen
rechnen, die beispielsweise das Temperaturbild und
die natürliche Bewässerung als wesentliche Bedin-
gungen für den Erfolg oder Mißerfolg der Ackerkul-
15) Vgl. R. Ulbrich, Die hydrogeologischen Verhältnisse im Schotterfeld nördlich Murnau. Geologica Bavarica 64
(1971) 428 ff.
16) Vgl. zu Taf. 167 die orohydrographische Ausgabe der Topographischen Karte 1 : 50 000 von Bayern, Blatt Murnau
(L 8332).
17) Zur Bodenkunde vgl. Bodenkundliche Übersichtskarte von Bayern. Bayer. Geol. Landesamt (1955) und F.
Münichsdorfer, Bayerns Boden 1 : Südbayern ( 1932). - Zur Klimakunde siehe Klima-Atlas von Bayern. Deutscher
Wetterdienst in der US-Zone (1952) sowie K. Rocznik, Wetter und Klima in Bayern (1960) und A. Huber, Studien
über das Klima der Bayerischen Alpen und seine Beziehungen zum Vorland. Mitt. Geogr. Ges. München 11, 1916,
145ff.; ferner K.-D. Jäger, Mitteleuropäische Klimaschwankungen seit dem Neolithikum und ihre siedlungsge-
schichtlichen Auswirkungen. Actes du 7.Congres Int. des Sciences Prehist. et Protohist. (1966) 688 ff. und B.
Sielmann, Zur Transponierbarkeit des Holozäns im mitteleuropäischen Raum. Informationsbl. Nachbarwiss. Ur-
und Frühgesch. 3, 1972, 1 ff. (Klimakunde 1).
18) Anders aber in Südwestdeutschland und in der Schweiz, wo Anlage und Aufgabe vorgeschichtlicher Siedlungen in
alpinen Regionen und an Seeufern Hinweise auf Klimaschwankungen (vor allem Veränderungen von Temperatur
und Feuchtigkeit) liefern : vgl. H. Jankuhn, Vor- und Frühgeschichte vom Neolithikum bis zur Völkerwanderungs-
zeit. Deutsche Agrargeschichte I, hrsg. G. Franz (1969) 50 ff. bes. 58 ff. — Flüchtig angesprochen auch von L. R.
Berger, Kontinuität und Diskontinuität in der Sicht der Ur- und Frühgeschichte. In: H. Trümpy (Hrsg.),
Kontinuität - Diskontinuität in den Geisteswissenschaften (1973) 23ff. bes. 31f. — So ist — verallgemeinernd
ausgedrückt — das Fehlen mittelbronzezeitlicher Uferrandsiedlungen offensichtlich auf feuchtes Klima
zurückzuführen, während die (Wieder-)Besiedlung der Seeuferplätze zu Beginn der Urnenfelderzeit vermutlich in
einer Trockenperiode erfolgte.
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zahlreichen Grabhügelgruppen, liegen die Grund-
wasserverhältnisse ähnlich ungünstig, denn der
Abstand zur Oberfläche beträgt bis zu 50 m (Taf.
167)15). Die wenigen Quellen entspringen nur am
Westrand südlich von Etting und Huglfing. Anders
als auf der Schotterfläche östlich der Isar ist hier
aber eine gute Wasserversorgung durch den Staffel-
und Riegsee sowie durch zahlreiche kleine Teiche,
Bäche und Rinnsale gewährleistet16). Ansonsten
wäre eine solche Ballung von Zeugnissen vorge-
schichtlicher Siedeltätigkeit auf verhältnismäßig
kleinem Raum nicht denkbar. Daß wir es hierbei in
erster Linie mit Grabhügeln zu tun haben, spielt
keine Rolle, da die Ursachen für die geringe Zahl
gesicherter Siedlungsfunde rein historischer Natur
sind (siehe unten S. 55)'. Jedenfalls bestehen durch
die natürlichen Bewässerungsmöglichkeiten auf
dem Murnauer Schotterfeld ausgezeichnete Bedin-
gungen für menschliches Leben, die keinen Anlaß
zur Vermutung geben, es könnte sich hier etwa um
eine Totenregion handeln, die abseits der Siedel-
areale in unwirtschaftlicher Gegend liegt (vgl. hierzu
unten S. 45f., 133 ff. und 142).
2. WIRTSCHAFTLICHE MÖGLICHKEITEN
Die Erörterung der wirtschaftlichen Möglichkeiten
muß in erster Linie auf den natürlichen Vorausset-
zungen aufbauen, da direkte archäologische Nach-
weise im südwestlichen Oberbayern kaum vorhan-
den sind.
Festzustellen ist, daß sich Klima und Bodengüte im
Alpenvorland von Norden nach Süden verschlech-
tern, wobei in der nach Jahresdurchschnitt kühlen
und äußerst regenreichen Zone am nördlichen
Alpenfuß die ungünstigsten Voraussetzungen für
den Feldbau bestehen. Auf den Schotterterrassen
und im Moränenland bieten sich bei besseren
klimatischen Verhältnissen mit immer noch hoher
Feuchtigkeit auf Lehmböden von wechselnder
Qualität ausreichende bis gute Möglichkeiten zur
bäuerlichen Bodennutzung17). Hierbei können
selbstverständlich nur moderne Werte in Ansatz
gebracht werden, die besonders bei den Klima-
grundlagen nur wenig Rückschlüsse auf vorge-
schichtliche Zeiten zulassen. Anzeichen für Ände-
rungen der prähistorischen Wirtschaftsweise und
des Siedelraumes durch Klimaschwankungen sind
jedenfalls im eng begrenzten Bearbeitungsgebiet
bislang nicht erkennbar18). Dennoch muß man
auch hier mit gewissen kleineren Veränderungen
rechnen, die beispielsweise das Temperaturbild und
die natürliche Bewässerung als wesentliche Bedin-
gungen für den Erfolg oder Mißerfolg der Ackerkul-
15) Vgl. R. Ulbrich, Die hydrogeologischen Verhältnisse im Schotterfeld nördlich Murnau. Geologica Bavarica 64
(1971) 428 ff.
16) Vgl. zu Taf. 167 die orohydrographische Ausgabe der Topographischen Karte 1 : 50 000 von Bayern, Blatt Murnau
(L 8332).
17) Zur Bodenkunde vgl. Bodenkundliche Übersichtskarte von Bayern. Bayer. Geol. Landesamt (1955) und F.
Münichsdorfer, Bayerns Boden 1 : Südbayern ( 1932). - Zur Klimakunde siehe Klima-Atlas von Bayern. Deutscher
Wetterdienst in der US-Zone (1952) sowie K. Rocznik, Wetter und Klima in Bayern (1960) und A. Huber, Studien
über das Klima der Bayerischen Alpen und seine Beziehungen zum Vorland. Mitt. Geogr. Ges. München 11, 1916,
145ff.; ferner K.-D. Jäger, Mitteleuropäische Klimaschwankungen seit dem Neolithikum und ihre siedlungsge-
schichtlichen Auswirkungen. Actes du 7.Congres Int. des Sciences Prehist. et Protohist. (1966) 688 ff. und B.
Sielmann, Zur Transponierbarkeit des Holozäns im mitteleuropäischen Raum. Informationsbl. Nachbarwiss. Ur-
und Frühgesch. 3, 1972, 1 ff. (Klimakunde 1).
18) Anders aber in Südwestdeutschland und in der Schweiz, wo Anlage und Aufgabe vorgeschichtlicher Siedlungen in
alpinen Regionen und an Seeufern Hinweise auf Klimaschwankungen (vor allem Veränderungen von Temperatur
und Feuchtigkeit) liefern : vgl. H. Jankuhn, Vor- und Frühgeschichte vom Neolithikum bis zur Völkerwanderungs-
zeit. Deutsche Agrargeschichte I, hrsg. G. Franz (1969) 50 ff. bes. 58 ff. — Flüchtig angesprochen auch von L. R.
Berger, Kontinuität und Diskontinuität in der Sicht der Ur- und Frühgeschichte. In: H. Trümpy (Hrsg.),
Kontinuität - Diskontinuität in den Geisteswissenschaften (1973) 23ff. bes. 31f. — So ist — verallgemeinernd
ausgedrückt — das Fehlen mittelbronzezeitlicher Uferrandsiedlungen offensichtlich auf feuchtes Klima
zurückzuführen, während die (Wieder-)Besiedlung der Seeuferplätze zu Beginn der Urnenfelderzeit vermutlich in
einer Trockenperiode erfolgte.
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