242 Bingen und Umgebung.
übrigen Nutzbarkeiten, nämlich Münze, Weinberge, Eigenleute beiderlei
Geſchlechts, Höfe, Gebäude, Wälder mit Jagdrecht und allen ſonſtigen
Nutzungen, Wieſen und Weiden, Waſſerkräften (zur Anlage von
Mühlen), Fiſchereien, Fährgeld oder Frachtzoll (naulum), bebautes und
unbebautes Land, Mühlen, Einkünfte und alles Zubehör?ss.
Eine eigenartige Quelle zur Geſchichte Bingens in fränkiſcher Zeit
iſt die Vita Sancti Ruperti, die von der hl. Hildegard (1098 41179)
offenſichtlich unter Benutzung wertvoller Ueberlieferungen verfaßt
wurdeiss. Hildegard erzählt in der Vita folgendes:
Berta, die Mutter des hl. Rupert, war die Tochter eines reich be—
güterten Fürſten aus Lotharingien, der auch in der Gegend von Bingen
Beſitz hatte. Er lebte als rechtgläubiger Katholik zur Zeit Karls des
Großen. Seine Tochter Berta verheiratete er mit dem heidniſchen Herzog
Robold und gab ihr ſeine Güter in Bingen als Mitgift. Robold ſollte
durch dieſe Ehe für den chriſtlichen Glauben gewonnen werden, was
aber mißlang. Als Rupert, Robolds und Bertas Sohn, drei Jahre alt
war, fiel Robold im Kampfe gegen die Chriſten.
Die Erzählung von Robolds Heidentum erſcheint freilich legen—
dariſch; vielleicht war es kirchenfeindliches Verhalten Robolds oder aber
ein Hochverratsverbrechen, das ſo umgedeutet wurde. Nach einer Ur—
kunde vom 17. Juli 832 ſchenkte Kaiſer Ludwig der Fromme dem Kloſter
Herrieden auf Bitte des Abts Deokar aus dem Reichsgute einen Hof
in dem Kaſtell Bingen im Wormsgau, der einſt Eigengut Rapotos (oder
Ropotos) geweſen und dann wegen deſſen Treubruchs eingezogen worden
war!?7, Wenn die Urkunde echt iſt, könnte ſehr wohl dieſer Rapoto
identiſch ſein mit Robold, dem Vater des hl. Rupert.
Die Grenzen der Beſitzungen des hl. Rupert, wie er ſie von ſeinen
Vorfahren väterlicherſeits und durch ſeine Mutter ererbt haben ſollte,
werden von der hl. Hildegard folgendermaßen beſchrieben: Von dem
Orte, wo ſeine Reliquien aufbewahrt werden, nämlich von Bingen aus
rheinaufwärts bis zur Selz, und dieſe aufwärts über Land zum Wies—
bach und Appelbach; über die Nahe bis zum Ellerbach (jetzt im Unter—
lauf Guldenbach genannt); dieſen aufwärts bis an die obere Simmer
15 PO. II. 306. — Stimmins, Mainzer 0S I 138 Nr. 226 —
136 Textausgaben der vita S. Ruperti: Bruder. St. Rupertusbüchlein,
S. 181 ff. Acta Sanctorum Maii tom. III. S. 503 ff.
—— — I, 1, 6© 22 55
übrigen Nutzbarkeiten, nämlich Münze, Weinberge, Eigenleute beiderlei
Geſchlechts, Höfe, Gebäude, Wälder mit Jagdrecht und allen ſonſtigen
Nutzungen, Wieſen und Weiden, Waſſerkräften (zur Anlage von
Mühlen), Fiſchereien, Fährgeld oder Frachtzoll (naulum), bebautes und
unbebautes Land, Mühlen, Einkünfte und alles Zubehör?ss.
Eine eigenartige Quelle zur Geſchichte Bingens in fränkiſcher Zeit
iſt die Vita Sancti Ruperti, die von der hl. Hildegard (1098 41179)
offenſichtlich unter Benutzung wertvoller Ueberlieferungen verfaßt
wurdeiss. Hildegard erzählt in der Vita folgendes:
Berta, die Mutter des hl. Rupert, war die Tochter eines reich be—
güterten Fürſten aus Lotharingien, der auch in der Gegend von Bingen
Beſitz hatte. Er lebte als rechtgläubiger Katholik zur Zeit Karls des
Großen. Seine Tochter Berta verheiratete er mit dem heidniſchen Herzog
Robold und gab ihr ſeine Güter in Bingen als Mitgift. Robold ſollte
durch dieſe Ehe für den chriſtlichen Glauben gewonnen werden, was
aber mißlang. Als Rupert, Robolds und Bertas Sohn, drei Jahre alt
war, fiel Robold im Kampfe gegen die Chriſten.
Die Erzählung von Robolds Heidentum erſcheint freilich legen—
dariſch; vielleicht war es kirchenfeindliches Verhalten Robolds oder aber
ein Hochverratsverbrechen, das ſo umgedeutet wurde. Nach einer Ur—
kunde vom 17. Juli 832 ſchenkte Kaiſer Ludwig der Fromme dem Kloſter
Herrieden auf Bitte des Abts Deokar aus dem Reichsgute einen Hof
in dem Kaſtell Bingen im Wormsgau, der einſt Eigengut Rapotos (oder
Ropotos) geweſen und dann wegen deſſen Treubruchs eingezogen worden
war!?7, Wenn die Urkunde echt iſt, könnte ſehr wohl dieſer Rapoto
identiſch ſein mit Robold, dem Vater des hl. Rupert.
Die Grenzen der Beſitzungen des hl. Rupert, wie er ſie von ſeinen
Vorfahren väterlicherſeits und durch ſeine Mutter ererbt haben ſollte,
werden von der hl. Hildegard folgendermaßen beſchrieben: Von dem
Orte, wo ſeine Reliquien aufbewahrt werden, nämlich von Bingen aus
rheinaufwärts bis zur Selz, und dieſe aufwärts über Land zum Wies—
bach und Appelbach; über die Nahe bis zum Ellerbach (jetzt im Unter—
lauf Guldenbach genannt); dieſen aufwärts bis an die obere Simmer
15 PO. II. 306. — Stimmins, Mainzer 0S I 138 Nr. 226 —
136 Textausgaben der vita S. Ruperti: Bruder. St. Rupertusbüchlein,
S. 181 ff. Acta Sanctorum Maii tom. III. S. 503 ff.
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