A. Schulte, Ueber freiherrliche Klösler in Baden. III. Säckingen. 137
Diese Uebersicht zeigt uns ganz schlagend, wie schnell die zahlreichen Frauen-
klöster des Cisterzienser- und St. Clarenordens, sowie die relativ stärkste Gruppe der
unter Leitung der Prediger slehenden Klösler30) den alten Abteien an Besitz gleich-
kamen.
Waldkirch war also zur Zeit des über marcarum bereits ein für das anspruchs-
volle Auftreten einer abbatissa regalis arme Abtei geworden. Sie hat schliesslich bei
ihrem Erlöschen noch Einkünfte von 30 Mark Silber31)- Manches einfache Klöster-
lein bestand recht gut mit solchen Einnahmen, ein Klösler aber, das die Prätensionen
hochadligen Lebens aufrecht erhalten wollte, konnte damit nicht einmal eine Aebtissin
gut unterhalten. Der Begrisf der amara paupertas war auch im Mittelalter relativ.
III. Säckingen.
Wenn Waldkirch einst Eigenklosler der Burkhardinger gewelen, so hat Säckingen,
wie die Frauenabtei Zürich, wenigstens eine Zeit lang im Eigentume des königlichen
Hauses der Karlinger gestanden T). Es ist aber ein Irrtum, wenn man geglaubt hat,
dass Bertha, die Tochter König Ludwigs II. des Deutschen, welche die Abtei Zürich
besass, auch Aebtissin in Säckingen gewesen sei* 2). Aber das ist richtig, dass der
König Karl der Dicke 878 seiner Gemahlin Richardis die Klösler Säckingen und
Zürich zur lebenslänglichen Nutzniessung, zum Leibding, übergab; nach ihrem Tode
süllten sie an die königliche Gewalt zurückfallen3 4). Drei Jahre später erhielt sie
auch noch S. Martino in Pavia und Zurzach. Sie selbst gründete Andlau, wohin sie
sich, von ihrem Gemahle verstossen, zurückzog. Aus jener Zeit, wo Richardis die
Herrin in Säckingen war, dürfte das Verzeichnis der im Säckinger Klösler lebenden
Nonnen sein, das jüngst entdeckt wurde. An der Spitze sleht nicht eine abbatissa,
sondern eine preposita: Hirmengart, und ihr folgen 59 andere Namen, darunter zwei
sicher männliche: Adelbero und Gotifret — wohl die Vorgänger der späteren Kanoniker1).
Die Reihenfolge der Aebtissinnen, deren Namen ich mit Sicherheit feslstellen
kann, beginnt auch für Säckingen spät, erst mit 1306. Dieser Elisabeth von Buss-
nang geht nach der Säckinger Tradition folgende Liste vorauf: 1256 Anna, 1260
Willibirgis, 1261—73 Anna Gräfin von Pfirdt, 1306 stirbt Anna von Wessen-
berg. Dass einmal eine Wessenberg Aebtissin war, bezeugt das Totenbuch von
Säckingen, das am 2. Juli »der von Wesfenberg jarzit einer eptissm« anführt. Auch
für das Grafenhaus von Pfirdt wird man eine Aebtissm des 13. Jahrhunderts in An-
30) Unter den 29 angegebenen gehören 10 den Dominikanerinnen, 7 den Cisterzienserinnen, 2 den
Clarissinnen an.
31) Werkmann S. 143.
b Ueber die älteste Geschichte von Säckingen, über St. Fridolin u. s. w. herricht viel Streit. Meine
Ansicht von diesen Dingen habe ich in der Abhandlung: Gilg Tschudi, Glarus und Säckingen, Exkurs I,
Die Anfänge des Klosters Säckingen, ausgesprochen (Jahrbuch f. schweiz. Gesch. Bd. 18).
2) So Schaubinger, Geschichte des Stiftes Säckingen. 1872, S. 30. In der Urkunde von 878
schenkt Karl der Dicke seiner Gemahlin das Klösler Säckingen und ebenso Zürich. Das »sicuti hoc item
quondam beatae memoriae soror nostra Berta per precariam auctoritate regia possederat« bezieht .sich nur
auf: »aliud vero, quod dicitur Thuregum«. So fasst es auch Dümmler, Gesch. d. ostfr. Reiches 3, 284 auf.
3) v. Wyss, Gesch. d. Abtei Zürich, Beilagen S. 15.
4) Ebner, Das Verbrüderungsbuch von Remiremont im N. Archiv f. ältere deutsch. Gesch. 19, 75.
Das Stück ist ein Nachtrag, also nicht sicher zu datieren.
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Diese Uebersicht zeigt uns ganz schlagend, wie schnell die zahlreichen Frauen-
klöster des Cisterzienser- und St. Clarenordens, sowie die relativ stärkste Gruppe der
unter Leitung der Prediger slehenden Klösler30) den alten Abteien an Besitz gleich-
kamen.
Waldkirch war also zur Zeit des über marcarum bereits ein für das anspruchs-
volle Auftreten einer abbatissa regalis arme Abtei geworden. Sie hat schliesslich bei
ihrem Erlöschen noch Einkünfte von 30 Mark Silber31)- Manches einfache Klöster-
lein bestand recht gut mit solchen Einnahmen, ein Klösler aber, das die Prätensionen
hochadligen Lebens aufrecht erhalten wollte, konnte damit nicht einmal eine Aebtissin
gut unterhalten. Der Begrisf der amara paupertas war auch im Mittelalter relativ.
III. Säckingen.
Wenn Waldkirch einst Eigenklosler der Burkhardinger gewelen, so hat Säckingen,
wie die Frauenabtei Zürich, wenigstens eine Zeit lang im Eigentume des königlichen
Hauses der Karlinger gestanden T). Es ist aber ein Irrtum, wenn man geglaubt hat,
dass Bertha, die Tochter König Ludwigs II. des Deutschen, welche die Abtei Zürich
besass, auch Aebtissin in Säckingen gewesen sei* 2). Aber das ist richtig, dass der
König Karl der Dicke 878 seiner Gemahlin Richardis die Klösler Säckingen und
Zürich zur lebenslänglichen Nutzniessung, zum Leibding, übergab; nach ihrem Tode
süllten sie an die königliche Gewalt zurückfallen3 4). Drei Jahre später erhielt sie
auch noch S. Martino in Pavia und Zurzach. Sie selbst gründete Andlau, wohin sie
sich, von ihrem Gemahle verstossen, zurückzog. Aus jener Zeit, wo Richardis die
Herrin in Säckingen war, dürfte das Verzeichnis der im Säckinger Klösler lebenden
Nonnen sein, das jüngst entdeckt wurde. An der Spitze sleht nicht eine abbatissa,
sondern eine preposita: Hirmengart, und ihr folgen 59 andere Namen, darunter zwei
sicher männliche: Adelbero und Gotifret — wohl die Vorgänger der späteren Kanoniker1).
Die Reihenfolge der Aebtissinnen, deren Namen ich mit Sicherheit feslstellen
kann, beginnt auch für Säckingen spät, erst mit 1306. Dieser Elisabeth von Buss-
nang geht nach der Säckinger Tradition folgende Liste vorauf: 1256 Anna, 1260
Willibirgis, 1261—73 Anna Gräfin von Pfirdt, 1306 stirbt Anna von Wessen-
berg. Dass einmal eine Wessenberg Aebtissin war, bezeugt das Totenbuch von
Säckingen, das am 2. Juli »der von Wesfenberg jarzit einer eptissm« anführt. Auch
für das Grafenhaus von Pfirdt wird man eine Aebtissm des 13. Jahrhunderts in An-
30) Unter den 29 angegebenen gehören 10 den Dominikanerinnen, 7 den Cisterzienserinnen, 2 den
Clarissinnen an.
31) Werkmann S. 143.
b Ueber die älteste Geschichte von Säckingen, über St. Fridolin u. s. w. herricht viel Streit. Meine
Ansicht von diesen Dingen habe ich in der Abhandlung: Gilg Tschudi, Glarus und Säckingen, Exkurs I,
Die Anfänge des Klosters Säckingen, ausgesprochen (Jahrbuch f. schweiz. Gesch. Bd. 18).
2) So Schaubinger, Geschichte des Stiftes Säckingen. 1872, S. 30. In der Urkunde von 878
schenkt Karl der Dicke seiner Gemahlin das Klösler Säckingen und ebenso Zürich. Das »sicuti hoc item
quondam beatae memoriae soror nostra Berta per precariam auctoritate regia possederat« bezieht .sich nur
auf: »aliud vero, quod dicitur Thuregum«. So fasst es auch Dümmler, Gesch. d. ostfr. Reiches 3, 284 auf.
3) v. Wyss, Gesch. d. Abtei Zürich, Beilagen S. 15.
4) Ebner, Das Verbrüderungsbuch von Remiremont im N. Archiv f. ältere deutsch. Gesch. 19, 75.
Das Stück ist ein Nachtrag, also nicht sicher zu datieren.
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