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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0341

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AMT KONSTANZ. — RADOLFZELL. 317

Grab des hl. Radolf (WALCHNER S. 237) Steinsarkophag
4' lg., 4' h. u. 2' br., aus ornamentirten Steinplatten zusammengesetzt, an den
Ecken mit cannelirten Säulchen verbunden, ruht auf einem Steinpiedestal und ist
oben mit einer schweren Platte gedeckt. Auf diesem Deckel Darstellung des
Seligen in Hochrelief; Radolf erscheint in bischöflichem Ornat mit der Inful auf
dem Haupt, dem Stab und Buch. Alles geringe Barockarbeit. Um den obern
Theil des Sarges läuft die in römischer Majuskel gehaltene Inschrift:

AN- DNI- 15-38- IAR-IN-DER- REGIERVNG • KAISER • CAROLI •
DES • 5 • WARD - DIS • GRAB • ERNVWERT • Unten steht:

HOC SAXO TEGITVR (CORPVS BONI RATHOLDI EPISCOPI VE-
RONENSIS QVI SVB IM diese Worte jetzt verdeckt)MPERATORE -LVDOVICO-
PRIMO • ET • STEPHANO • PAPA- QVARTO • HIC • PRIMA • FVNDAMENTA •
IECIT- +K

Dies Grab stand bis 1712 in der Mitte vor dem Choreingang und wurde dann
neben dem Marienaltar an die südliche Querhauswand versetzt. Anlässlich der tausend-
jährigen Jubelfeier des B. Radolf wurde, am 10. Sept. 1874, das Grab eröffnet,
wobei sich der aus Eichenholz gefertigte Sarg nebst Urkunden von den JJ. 1538
u. 1778 vorfanden; dabei lag ein kleineres Fach mit den Gebeinen eines andern
Todten und einem Fläschchen, welches einen Pergament- und Papierstreifen mit
der Bezeichnung Ossa alterius hie defuneti sepulta enthielt. Die beige-
gebene Notizen beurkundeten die Eröffnung des Grabes in den JJ. 1300, 1538,
1778. Man vgl. über die Erhebung GINSHOFER a. a. 0. S. 3SS /■

Rosenkranz altar, barock, mit Barock statue der Jungfrau als Himmels-
königin zwischen den 15 Geheimnissen des Rosenkranzes (17. Jh.), rechts von ihr
Dominicus, links S. Caterina da Siena. Die Passionsscenen zum Theil überaus
lebendig und trefflich behandelt.

Pietä, schlechtes Votivbild von 1614. Im Chor zwei spätgothische Holz-
gemälde, vortreffliche Erzeugnisse der Ulmer Schule: 1) Beklagung Christi
mit dem Donator rechts (Geistlicher, Wappen mit einem Wolfsrachen und ein
anderes mit einer Scheere). 2) Christus in Gethsemani mit demselben
Wappen und demselben Donator. Ueber demselben die Worte: Miserere
mei Dens et fratrum et benefactorum meorum omnium locorum
(WALCHNER S. 240).

Reliquienschrein der hh. Senesius und Theopontus (auf dem
Seitenaltar der Hausherren). Ein eichener Sarg von 3' Länge 1' Tiefe und Breite,
der mit einem Spitzdach verschlossen ist, ist mit vergoldetem Kupferblech überzogen,
welches in gravirter Darstellung von grossem Reiz die Legende der Stadtpatrone
zeigt. An der Vorderseite der Area ist dargestellt: a) Theopontus soll vor K.
Diocletian dem Apollo opfern; b) derselbe wird vom Kaiser zum Tod verurteilt;
c) es wird ihm das rechte Auge ausgestochen; d) Senesius wird in eine Grube
versenkt; auf einem Kreuze das Datum 540. Rückseite: a) Theopontus wird kopf-
abwärts an einem Baume aufgehängt; b) es wird eine Säule über ihn gewälzt;

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