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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 1): Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz — Freiburg i.Br., 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.1229#0417

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392 KREIS KONSTANZ.

Neuzeit) zusammensetzt, nun aber mit seinen weissgelb getünchten, mehrstöckig
emporgeführten Mauern, grünen Läden und hohen Ziegeldächern, inmitten prächtiger
Park- und Gartenanlagen, umgeben von umfangreichen Wirthschaftsgebäuden, einen
malerisch-schönen und zugleich stattlichen Anblick gewährt.

Den ältesten Theil bildet ein auf der nach der Thalmulde steil abfallenden
Felskuppe stehender Thurm aus megalithischem Gemäuer, gleichwie am Thurm in
Mammertshofen (Thurgau), am Rore (Aarau), in Halwyl, am Schopfein (Reichenau),
an den Thürmen der Burgen Neuenembs (Vorarlberg) und Yberg (Toggenburg)
aus gewaltigen Findlingen unbehauen geschichtet und nur mit dem Saumschlag an
der Mauerecke. Vgl. oben S. 374 und Handbuch der Architectur von DURM,
ENDE, SCHMITT it. WA GNER, — die Baukunst der Römer, S. 138.
Darmstadt 188$.

Die mächtigen Steine des Thurmes treten in den verschiedenen Stockwerken,
in Gemächern und Gängen zu Tage und sind dort etwas abgeglichen und mit
Putz und Tünche überzogen, während im Speicherraum der ursprüngliche Zustand
geblieben ist. Ueber die Dächer der anstossenden Gebäudetheile tritt er mit einem
von Ovalfenstern durchbrochenen, massig hohen Aufbau neuern Datums und mit
einem ziegelgedeckten Zeltdach abgeschlossen, wirkungsvoll hervor.

Der Fels ist bei den, den Thurm zunächst umgebenden Gelassen allenthalben
beim Bauen in Mitleidenschaft gezogen worden, indem die tief liegenden Räume
und Gänge aus diesem gemeisselt oder einzelne Theile desselben zu senkrechten
Umfassungswänden abgeschrofft wurden, oder aber es sind vor den Felsen Aussen-
mauern gesetzt und von diesen nach dem ersteren die Decken gelegt.

Von eigenem Reitz ist in dieser Beziehung eine grosse mit 4 Kreuzgewölben
überspannte Halle, die auf einem viereckigen Mittelpfeiler, auf 3 gemauerten
Umfassungswänden und auf dem natürlichen Felsen ruhen, der wie ihn die Natur
geschaffen, als vierte Wand grotesk in den Raum hereinragt.

Noch im ersten Stocke besteht die eine Corridorwand bis auf 2 met. Höhe
vom Fussboden, aus dem schön senkrecht abgemeiselten Kalkfelsen, auf dem sich
auch der megalithische Thurm erhebt.

Die sämmtlichen, nach der Thalmulde gelegenen Tiefgelasse sind überwölbt,
die sie verbindende Treppe ist bis zu einer Pforte bei der Thalsohle herabgeführt.
Die Thalseite ist mit schmucklosen Rundthürmen, deren Umfassungsmauern zumteil
mit Schiessscharten für Feuerwaffen versehen sind, bewehrt.

Im Stockwerke zu ebener Erde sind alle Räume gewölbt, der breite, den
Bau der Länge nach durchziehende Corridor mit, durch Gurtbogen getrennten
Kreuzgewölben überspannt. Die innere Ausstattung ist hier auf das einfachste
beschränkt. Der Corridor des darüberliegenden Hauptgeschosses ist in gleicher
Weise überwölbt, wie auch einige der dort gelegenen Prunkräume, während im
obersten Stockwerke, horizontale mit Stuck verzierte Balkendecken zur Ausführung
gebracht sind.

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