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Krauß, Werner
Die Reutlinger Frischlin-Chronik: Bearbeitung - Vergleich mit der Fitzion-Chronik - Forschungen über M. Jakob Frischlin — Reutlingen, 1971

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https://doi.org/10.11588/diglit.9063#0019
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auch später Johann Jacob Moser, der Verfasser der „Wuertembergischen Bibliothec",
und Karl Pfaff finden seine Werke, in denen oft lateinisch und deutsch, Reime und
Prosa, Fabelhaftes und Historisches vermengt ist, und die nach eigenen Angaben
Frischlins zum Teil aus unzähligen fremden Werken zusammengeschrieben sind,
„wenig schaz wert".104) D. F. Strauß bezeichnet ihn als eine geistlose Kopie des Ni-
codemus, dem er nacheifert, und meint, Jakob Frischlin tauge noch am ehesten als
Übersetzer der Komödien seines Bruders oder als Plagiator (vgl. Hochzeitsbeschrei-
bung „De nuptiis . . . Ulrici tertii ducis Wirtembergici, cum duceret. . . Sabinam
ducissam Bavariae . . . uxorem, . . ." u. a.). Auch die Unruhe und Unstetigkeit des
Nicodemus finden wir bei ihm wieder. „Macht sein Bruder tolle Streiche, so macht
er dumme. Er läßt Schüler Reime seines eigenen Machwerks statt der Psalmen in der
Kirche singen und wird dafür in Stuttgart eingesperrt."105)

Jakob Frischlin selbst sieht 1609 in Ebingen auf sein bisheriges Leben und seine
Arbeit zurück und sagt: „Ich hab jetzt über die dreyßig jaren bey meinen muhseh-
ligen diensten der schulen laboriert und gedient und neben Verrichtung derselbigen
zu sonn- und feyrtagen und vacantien und bey nacht lucubriert ein sonders Studium
und exercitiu styli mir fürgenommen und erwölt (. da etwan andere Schulmeister mit
andern Sachen neben Verrichtung irer Schularbeit umbgangen .), hab ich mich beflis-
sen, wie ich möchte eine wirtembergische chronica conscribieren und alle mühe, ar-
beit und fleiß dahin verwendet, daß ich allerhand chronicbücher überkäme und
uberlese und, was mir zu meiner sach dienstlich und nützlich gewesen, heraußver-
zeichnet, darzu mir dann viel guthertziger leut geholfen, nit allein zu Waiblingen,
da ich 15 jar gewesen, zu Candstatt 3, zu Newenstatt am Kocher ein, zu Reutlingen
viere, zu Urach eins, zu Schorndorff anderthalb, zu Winenden dritthalb und jetzt
Meckmülh drey jar gedient hab. Da ich dann vielerley leut hab lernen erkennen
und erfahren, auch in angezogenen (= angezeigten) Orten vielerley teutsche und
lateinische historicos und chronica gefunden und durchlesen und viel und mancher-
ley geschribene Sachen bekommen: . . .".106)

104) J. J. Moser, Wuert. Bibl., Kap. 2, § 14, S. 83; Karl Pfaff, Die Quellen der älteren wirt.

Gesch____(Stgt. 1831), S. 30-31; s. aber H. Decker-Hauff, Gesch. d. Stadt Stgt., Bd. 1,

S. 135.

'•«) D. F. Strauß, Leben des Nie. Frischlin, S. 352.

J. Frischlin, Coemidia v. Graf Hansen v. Wirt., S. 1—2.

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