Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Thomasin; Kries, Friedrich Wilhelm von [Editor]
Der welsche Gast (Band 4): Die Illustrationen des Welschen Gasts: Kommentar mit Analyse der Bildinhalte und den Varianten der Schriftbandtexte; Verzeichnisse, Namenregister, Bibliographie — Göppingen: Kümmerle, 1985

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52821#0135
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
I 21

v .Oeche1haeuser, S.55-56.

Vetter, S.119-21.

Bild Nr.88
0 v b a 0r 0 r b c ra ra < > va va ,, ra 0 r b 1 r b
Or t: G 4 8 A 98 D 48 <>51 a 51 U 52 W 53 H 63 E 38 b49
Darstellung nach V.6931-64; 6952-56.
Thema: V.6935-60.
Darstellungstyp: 2
B i 1 d inha 11:
Links sitzt schwebend thronend, nackt die Untugend mit einer Narrenkappe (vgl. Nr.120) auf
dem Kopf. Vor ihr drängen sich vier Personen. Es sind ihre Eigenleute und Bittsteller. Rechts
steht eine weitere Person, die über das Geschehen, wie auch seine eigene Lage reflektiert: Owe
si dringen mir alle für. Die Untugend wirbt um die Gunst der Herantretenden: chumet zu mir
wellet ir ere. Der erste Bittsteller sagt: Ich han e gevodert <danne du>. Der zweite: Lihet mir
daz ich arch si, der dritte: L8sen tut mich wert, der vierte: So verlihet mir den wucher.
Sinn:
Die Untugend verschenkt großzügig ihre falsche Ehre, und ihre Diener drängen sich um sie mit
Wünschen und unlauteren Forderungen, während der vereinsamte Ehrenmann sich betrogen und über-
gangen fühlt, denn er muß erkennen, daß der Tugendhafte nicht belohnt wird.
Text und Varianten:
ra: Untugend. -fehlt a,E.
ib: Chumet zu mit weit ir er. /vart herz mir A. -fehlt (ausradiert) S. kument aUW.
ir erbnn/UW. /Die dugende verlieht ir ampt yren dienern/ E.
2a: Ich han e gevodert <danne du>. danne du -fehlt ADS,aUW,HEb. han iz A. /koment zu mir wolt ir
ere (ere -fehlt b.)/( = ib) Eb.
2-53: <Die enphahent ir lehenX?) A,aLJW.
3a: Lihet mir daz ich arch si. mir archeit/ A. -fehlt mit der Zeichnung der Person S. /Lihent
mir daz arge/ aUW. /Ich han ere gevordert/ (=2b) E. -fehlt b.
4b: Losen tut mich wert, -fehlt A. /Losen macht mich D. 4b und 5b vertauscht W. /smaik-
chen H. /Licht mir az ich arch (kark b.) sy/ ( = 3b) Eb.
5b: So verlihet mir den wucher. /Lihet mir daz weher/ A. /Leihend mir den D. /so lihet S.
/so lihent aUW. 4b und 5b vertauscht W. /leicht mier H. /lieh mir E. /leihet mir b.
6b: Owe si dringent mir alle für. -fehlt D,HEb. alle -fehlt aLW.
Die Veränderungen von A sind bemerkenswert. In D fehlt ebenfalls ein Schriftband, während
in S nicht nur die Gestalt 3 fehlt, sondern durch Rasur auch eine Silbe von ra, wie auch ib.
Betrachtet man was in S nicht ausradiert ist, erklärt sich, warum der Versuch unternommen wurde,
die Schrift zu verbessern. Die reflektierende Haltung von 6 ist in S recht deutlich. In a ist
die Untugend eine nackte Frau, die ohne Kopfbedeckung auf einer Thronbank mit einem Kissen sitzt.
In U und W ist die Untugend ebenfalls eine nackte Frauengestalt, nur trägt sie die typi-sche
Kappe. Hier trägt der abgesonderte, reflektierende Mann eine Kapuze, die ihn auch visuell von den
anderen Personen trennt. In HEb fehlt die reflektierende Gestalt, obgleich es wahrscheinlich ist,
daß der Illustrator von E sie als Nr.2 gezeichnet hat (Kapuze) und ihr das Schriftband ib in die
Hand gegeben hat. In b ist die Untugend eine stehende, ganz nackte Frau. Die Übereinstimmung von
HEB und D, und zwar auch in kleineren Darstellungsdetails, ist hier bestechend und gibt weitere
 
Annotationen