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Krischen, Fritz; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 3 Heft 2): Die Befestigungen von Herakleia am Latmos — Berlin, Leipzig: Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co., 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.51765#0015
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Abb. 2.

I. DIE GESAMTANLAGE.

DIE STADT.

Herakleia liegt im innersten Winkel des latmischen Golfes, zu Füßen des südwestlichen Latmos.
Dieses Gebirge bestimmt mit seiner starken Eigenart das Bild der Stadt und besonders ihrer Befestigungen.
Seinen wilden, zerrissenen Granitmassen haben die Türken den Namen Besch - Parmak, »Fünffinger«,
gegeben, eine passende Bezeichnung für die zackigen Umrisse, die den Berg schon in weiter Ferne als
Fremdling zwischen seinen Nachbarn, jüngeren Kalksteingebirgen mit leicht geschwungenen Konturen,
erkennen lassen. Sein nur wenige Kilometer nordöstlich von Herakleia gelegener höchste Gipfel ist mit 1375m
die größte Erhebung im Mündungsgebiet des Mäander. Von diesem Gipfel gehen nach verschiedenen
Seiten Höhenzüge aus, deren bedeutendster, in nordwestlicher Richtung verlaufend, eine sperrende Wand
gegen das Tal des Mäander bildet, wodurch der innere Winkel des alten latmischen Golfes vor dem
Schicksal seiner westlichen Gebiete, vor der völligen Versumpfung bewahrt geblieben ist. Zum
Binnensee geworden, reicht dieser einstige Meeresgolf jetzt so weit nach Westen, wie sich die letzten
Äste des Latmosgebirges erstrecken. Die gegen 15 km lange und von Süden nach Norden etwa IO km
breite Fläche dieses Sees von Herakleia begleiten im Süden steile Kalksteinhöhen bis zum östlichen
Ende, wo ein breites fruchtbares Tal einmündet, das diese Ausläufer des Grion vom Latmos scheidet.
Kein größerer Gegensatz, als der zwischen Nord- und Südufer des Sees *)! Hier bewaldete Berge
mit sanften Umrißlinien und Wege, die zwar schmal, doch auch für Pferde bequem passierbar sind,
dort eine nur auf Ziegenpfaden zugängliche Landschaft von grotesker Wildheit, ein Felsenmeer von
dunklem Granit, das sich nach Osten hin zu immer kühneren Formen steigert. Die Masse des Berges

J) Vgl. hierzu die ausführliche Schilderung bei Th. Wiegand, Der Latmos (Milet 111 1, 1913), Vorwort und S. 1 —14.

Milet III. 2.
 
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