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Der zweite Panische Krieg- bis Carmae.
Langsamkeit j)[e Reibungen zwischen den einzelnen Gliedern der Ab-
teilungen werden durch die hier noch einmal zu betonende außer-
ordentliche Langsamkeit der Fortbewegung außerordentlich gemildert
Wenn wir auf eine Stunde Kampf 300 Meter Rückwärtsweichen
rechnen, so ergibt das auf die Minute durchschnittlich nur 5 Meter oder
7 Schritt, also eine lächerlich kleine Strecke. Es sind dabei also
weniger als 10 Proz. der Zeit Bewegung im Tempo des Gehschrittes,,
über 90 Proz. Stillstand. Und doch kommt dabei in einem fünfstün-
digen Kampfe, wie die Helvetierschlacht es war, eine Strecke von
einem und einem halben Kilometer heraus. Das Zurückweichen Phi-
lipps bei Chaeronea von 600 Metern, wie ich es angenommen habe,,
würde hiernach 2 Stunden in Anspruch genommen haben. Es liegt
aber auch noch keine Schwierigkeit für die Bewegung vor, wenn wir
die Zeit selbst auf eine Stunde reduzieren wollten.
Aber eine solche scheint allerdings das Zurückgehen der Phalanx
jleij?^fesrls" als Ganzes zu machen. Denn die Gleichmäßigkeit in der Rottenhöhe
Bewegung, einer so langen Linie aufrechtzuerhalten und damit das Verlieren
der Richtung zu verhindern, scheint kaum möglich zu sein.
Hier ist nun zunächst zu konstatieren, daß dieser Mangel, wenn
er eintritt, ein doppelseitiger ist. Er tritt ganz in demselben Maße
beim Sieger wie beim Weichenden ein. Jede größere oder kleinere
Einbuchtung in der Schlachtreihe des Weichenden hat ihr Gegenbild
in der des Siegers; denn man bleibt ja überall in unmittelbarer
Fühlung. Der Vordringende ist also hier derselben Gefahr ausgesetzt
wie der Weichende. Werden die Unterschiede in der Höhe zu groß,
so kann der Zurückgehende durch einen partiellen Gegenstoß vor-
geprellte Abteilungen des Feindes ebenso gut von der Seite anfallen,
wie jener zurückgebliebene des Weichenden. Der Sieger wird also
im eigenen Interesse von Zeit zu Zeit halten müssen, um sich wieder
zu rangieren und damit dem Weichenden die Möglichkeit bieten, das
Gleiche zu tun.
Übrigens darf man sich die Gefahr eines ungleichmäßigen Zurück-
gehens, selbst bei der makedonischen Phalanx, nicht so übertrieben
groß vorstellen, wie Delbrück das tut. Denn hier spielen bei ihm
einerseits wieder die falschen Vorstellungen der Fridericianischen
Linientaktik, andererseits die der intervalllosen Phalanx hinein.
Dünne, langgezogene und daher leicht zerbrechliche Linien gibt
es in der antiken Schlacht der Schwerbewaffneten überhaupt nicht;
Der zweite Panische Krieg- bis Carmae.
Langsamkeit j)[e Reibungen zwischen den einzelnen Gliedern der Ab-
teilungen werden durch die hier noch einmal zu betonende außer-
ordentliche Langsamkeit der Fortbewegung außerordentlich gemildert
Wenn wir auf eine Stunde Kampf 300 Meter Rückwärtsweichen
rechnen, so ergibt das auf die Minute durchschnittlich nur 5 Meter oder
7 Schritt, also eine lächerlich kleine Strecke. Es sind dabei also
weniger als 10 Proz. der Zeit Bewegung im Tempo des Gehschrittes,,
über 90 Proz. Stillstand. Und doch kommt dabei in einem fünfstün-
digen Kampfe, wie die Helvetierschlacht es war, eine Strecke von
einem und einem halben Kilometer heraus. Das Zurückweichen Phi-
lipps bei Chaeronea von 600 Metern, wie ich es angenommen habe,,
würde hiernach 2 Stunden in Anspruch genommen haben. Es liegt
aber auch noch keine Schwierigkeit für die Bewegung vor, wenn wir
die Zeit selbst auf eine Stunde reduzieren wollten.
Aber eine solche scheint allerdings das Zurückgehen der Phalanx
jleij?^fesrls" als Ganzes zu machen. Denn die Gleichmäßigkeit in der Rottenhöhe
Bewegung, einer so langen Linie aufrechtzuerhalten und damit das Verlieren
der Richtung zu verhindern, scheint kaum möglich zu sein.
Hier ist nun zunächst zu konstatieren, daß dieser Mangel, wenn
er eintritt, ein doppelseitiger ist. Er tritt ganz in demselben Maße
beim Sieger wie beim Weichenden ein. Jede größere oder kleinere
Einbuchtung in der Schlachtreihe des Weichenden hat ihr Gegenbild
in der des Siegers; denn man bleibt ja überall in unmittelbarer
Fühlung. Der Vordringende ist also hier derselben Gefahr ausgesetzt
wie der Weichende. Werden die Unterschiede in der Höhe zu groß,
so kann der Zurückgehende durch einen partiellen Gegenstoß vor-
geprellte Abteilungen des Feindes ebenso gut von der Seite anfallen,
wie jener zurückgebliebene des Weichenden. Der Sieger wird also
im eigenen Interesse von Zeit zu Zeit halten müssen, um sich wieder
zu rangieren und damit dem Weichenden die Möglichkeit bieten, das
Gleiche zu tun.
Übrigens darf man sich die Gefahr eines ungleichmäßigen Zurück-
gehens, selbst bei der makedonischen Phalanx, nicht so übertrieben
groß vorstellen, wie Delbrück das tut. Denn hier spielen bei ihm
einerseits wieder die falschen Vorstellungen der Fridericianischen
Linientaktik, andererseits die der intervalllosen Phalanx hinein.
Dünne, langgezogene und daher leicht zerbrechliche Linien gibt
es in der antiken Schlacht der Schwerbewaffneten überhaupt nicht;