Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Schlachten-Atlas zur antiken Kriegsgeschichte: 120 Karten auf 34 Tafeln ; mit begleitendem Text (4. Lieferung, Griechische Abteilung 1): Von Marathon bis Chaeronea — Leipzig, 1926

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7179#0007
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Griech. Abt. Blatt 2.

erweiterten Teile der Strandebene östlich der Mauer zu
denken, das der Perser westlich vom Westtore, weil dafür
in der engen Strandebene selber kein Platz ist (s. Kärt-
chen 5 und 6: „Lager der Griechen", „vermuteter Platz
des Perserlagers").

Die Einnahme der Stellung erfolgte nicht durch fron-
talen Angriff, sondern durch die berühmte Umgehung
unter Führung des Griechen Ephialtes über die Orte
Alt-Damasta, Alt-Drakospilia und den Sattel des Sastani-
rückens, wo die Griechen ein Detachement von Phokern
zur Deckung des Pfades aufgestellt hatten (s. Kärtchen 5:
„Stellung der Phoker"), und von da an abwärts durch
die Schlucht von Alpenoi nach dem gleichnamigen Dorfe
hin. Dies ist die Linie, welche auf unserer Übersichtskarte
mit durchgezogenem, blauem Strich eingezeichnet ist.

Als die Nachricht von der Einnahme des Sastanisattels
unten im Tale eintraf, ordnete Leonidas den Rückzug
an, den er mit einer Nachhut unter Aufopferung seines
Lebens deckte.

3. Meinungsverschiedenheiten.

Über die Kämpfe im Strandpaß bestehen keine wesent-
lichen Meinungsverschiedenheiten, wohl aber über die
Richtung der Umgehungsbewegung.

Hier sind hauptsächlich vier Hypothesen zu unter-
scheiden, die auf unserer Übersichtskarte durch verschie-
dene Bezeichnungen kenntlich gemacht sind. Sie sind —
abgesehen von Munro — alle von Reisenden aufgestellt,
die an Ort und Stelle waren.

1. Gordon. (Account of two visits to the Anopaea
or highlands above Thermopylae. Athen 1838, S. 7 ff.)
(S. Kärtchen: -»-•-• blau.)

Er läßt die Perser von Mustaphabey aus in südlicher
Richtung die Quelle Kaikomata und Paleo-Elevtherochori
berühren, dann dem Hochtal der oberen Karbunaria
entlang über Nevropolis nach Alt-Drakospilia und dem
Sastanisattel kommen und von da über die Kalyvien von
Alt-Drakospilia absteigen.

2. Leake. (Travels in northern Greece II 39 u. 53/54.)
(S. Kärtchen:.........blau.)

Er läßt die Perser von Mustaphabey aus durch die
Schlucht der Karbunaria (Asopos) nach Alt-Damasta gehen,
von hier aus auf dem auch nach unserer Ansicht rich-
tigen Pfade bis zum Sastanisattel gelangen, dann aber
in weitem, nach Osten ausholendem Bogen über die
Kalyvien von Mendenitza absteigen.

3. Grundy. (Great Pers. War S. 301 ff.) (S. Kärtchen:
-----blau.)

Er läßt die Perser ebenso wie Leake durch die Asopos-
schlucht ziehen, dann aber über das Kloster der Panagia
an dem schroffen Absturz der Lithitza hinaufsteigen, von
da nach. Alt-Drakospilia hinuntergehen und, nachdem sie
wiederum zum Sastanisattel aufgestiegen sind, durch die
Schlucht von Alpenoi den Abstieg gewinnen.

4. Munro. (Some observations on the Persian wars.
Journ. of Hell. stud. XXII [1902] S. 313 f.) (S. Kärtchen:
.......blau.)

Er läßt die Perser die Asoposschlucht westlich über
Trachis und um Delphinon herum umgehen und sie
dann wohl denselben Weg wie Grundy einschlagen, ohne
sich im einzelnen darüber zu äußern.

In allen diesen Hypothesen steckt etwas Richtiges,
besonders darin, daß sie sämtlich die Perser über den
Sastanisattel führen. Der Hauptfehler bei ihnen liegt aber
darin, daß die vorgeschlagenen Wege zu lang sind, um
in einer kurzen Sommernacht, wie Herodot VII 215- 217
ausdrücklich hervorhebt, von einem mehrere Tausend Mann
starken Detachement im Gebirge auf engem, steinigem, zum
Teil sehr steilem und unbequemem Pfade in der Dunkel-
heit zurückgelegt werden zu können.

Dieser Forderung entspricht nur der von uns ange-
nommene Weg, der auch zu der anschaulichen Schilderung
Herodots a. a. 0. paßt. Der Beweis dafür mit allen Einzel-
heiten und der Erörterung der Schwierigkeiten, die auch
sonst noch den anderen Hypothesen anhaften, kann hier
wegen Raummangels nicht gegeben werden. Er findet sich
im IV. Bande der Schlachtfelder in der angeführten Ab-
handlung. Kromayer.

Feldzug 480 v, Chr. (Schluß),

(Griech. Abt. Blatt 2.)

I. Salamis.

Kärtchen 1—3.

1. Quellen und Literatur.

Hauptquellen: Herodot VIII 42 -97. Aeschylos Perser
v. 337-470.

Nebenquellen: Diodor. XI15—19. Plut.Themist. 12—15.
Die Literatur findet sich aufgezählt in der Abhandlung
Salamis von W. Keil, in unseren Schlachtfeldern Bd. IV,
S. 63 f. Die Karten beruhen auf der Karte von Attika
von Curtius und Kaupert 1:100000 und 1:25000.

2. Hergang der Ereignisse.

Nach den Gefechten von Artemision waren die Griechen
nach Salamis zurückgegangen und hatten im Sunde zwischen
der Insel und Attika in der Bucht von Ambelaki und
Palukia (s. Kärtchen 1: „Standplatz der griechischen
Flotte") Stellung genommen. Die Perser waren gefolgt
und hatten an der Bucht von Phaleron ihr Schiffslager
aufgeschlagen (s. Kärtchen: „Standplatz der persischen
Flotte"). Etwa lx/2 Monate lagen sich hier die Flotten
untätig gegenüber, bis nach der Ankunft des Königs und
der Eroberung der Akropolis der Angriff seitens der Perser
beschlossen wurde. Aber die Griechen entsprachen dem
ersten Schlachtangebot nicht, als die Perser vor dem Sunde
— 7* —

in Schlachtordnung auffuhren (s. Kärtchen 2: „Erste
Schlachtstellung der Perser"), so daß die Truppen am
Abend wieder an Land gingen und Xerxes nun beschloß, die
Griechen im Sunde selbst anzugreifen. Er schob in der
Nacht, nach der Besetzung von Lipsokutali (Psyttaleia),
seine Schiffe in aller Stille in den Sund vor und nahm
an der attischen Küste entlang in flachem Bogen eine
Aufstellung mit Front nach Süden, durch die er zugleich
den Griechen den Rückzug abschnitt und sie völlig um-
kreiste (s. Kärtchen: „Zweite Schlachtstellung der Perser").
Man glaubte die Griechen nach dem Mangel an Kampfes-
mut, den sie am Tage vorher bewiesen hatten, vielleicht
auch infolge verräterischer Mitteilungen aus dem Griechen-
lager, kampfesunlustig und zum Rückzüge geneigt, und
war gänzlich überrascht, als sie bei Morgengrauen plötz-
lich ausfallartig von ihren Standorten vorbrachen und
zur Schlacht auffuhren.

Das enge Fahrwasser und die Notwendigkeit, sich
beim Vorgehen noch mehr zusammenzudrängen, machten
den Kampf für die besser als die Griechen manöverie-
renden, aber schlechter mit Kampfestruppen bemannten
— 8* —
 
Annotationen