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Krüger, Otto
Die Illustrationsverfahren: eine vergleichende Behandlung der verschiedenen Reproduktionsarten, ihrer Vorteile, Nachteile und Kosten — Leipzig: Verlag von F.A. Brockhaus, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.67421#0032
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20

Die verschiedenen Illustrationsverfahren

Sollte die Farbenphotographie wirklich praktische Bedeutung er-
langen, so konnte nur ein direktes Verfahren, und zwar ein solches, das
glattes und sicheres Arbeiten gewährleistet, zum Ziele führen. Den rich-
tigen Weg wies bereits Ende der sechziger Jahre des vergangenen Jahr-
hunderts der Franzose Ducos du Hauron, aber erst vierzig Jahre später
gelang es seinen Landsleuten Gebrüder Lumiere, das Verfahren auf eine
praktische Grundlage zu stellen und es so zu vervollkommnen, daß es
in kurzer Zeit seinen Siegeszug durch die Welt antreten konnte. Ge-
brüder Lumiere färben Kartoffelmehl orange, grün und violett, mischen
diese Körnchen in einem bestimmten Verhältnis zueinander und be-
stäuben mit der so gewonnenen Mischung eine mit einem vollkommen
durchsichtigen Klebstoff ganz dünn bestrichene fehlerlose Glasplatte.
Nachdem der Uberschuß abgeblasen wurde, verbleiben zwischen den
Stärkekörnchen noch ganz winzig kleine Öffnungen, die mit feinstem
schwarzen Pulver ausgefüllt werden. Die Platte wird nunmehr zwischen
Walzen einem Druck ausgesetzt, der die Körnchen breitquetscht und so
die letzten etwa noch vorhandenen Öffnungen schließt. Nachdem diese
Schicht mit einem durchsichtigen Lacküberzug versehen und dieser wieder
mit einer panchromatischen lichtempfindlichen Emulsion übergossen wurde,
ist die Platte gebrauchsfertig und kommt in dieser Gestalt unter der Be-
zeichnung »Autochromplatte« in den Handel. Auf Tafel 1 ist unter c)
die Lagerung der Farbkörnchen einer Autochromplatte in starker Ver-
größerung dargestellt. Wir haben weiter vorn gesehen, daß die drei
Grundfarben Orange, Grün und Violett bei additiver und bei optischer
Farbenmischung Weiß ergeben. Eine unbelichtete Lumiereplatte sieht
daher weiß oder genauer gesagt hellgrau aus, da weder die Stärkekörnchen
noch der Lacküberzug vollkommen durchsichtig sind und daher einen
Teil des durchgehenden Lichtes verschlucken. Würde die Platte nur mit
orange und grünen Stärkekörnchen bedeckt sein, so würde sie'gelb, bei
Verwendung von nur orange und violetten Körnchen rot und bei Ver-
wendung von nur grünen und violetten Körnchen blau erscheinen, da
dies die entsprechenden Ergebnisse bei additiver Farbenmischung sind.
Wir müssen nur immer an diese einfache Tatsache denken, um die
Vorgänge, wie wir sie beim rein mechanischen Arbeiten mit Lumiere-
platten beobachten, ohne weiteres zu verstehen. Belichtet wird eine
Autochromplatte von der Glasseite aus, die Lichtstrahlen gehen also
zunächst durch die außerordentlich dünne Schicht der gefärbten Stärke-
körnchen, wobei diese wie unzählige Filterchen wirken. Da aber selbst
panchromatische Platten immer noch etwas empfindlich für Blau und
 
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