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DIE FÖRDERER DER KÜNSTE

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um in Fes und anderen Orten ihre Kunst zu zeigen und damit die Abkehr
von der Orientierung auf Kairuan zu bewirken, das unter Ibrahim ibn el-
Aghlab im 9. Jahrhundert seine größte Anziehung bekundet und dabei die
östliche Note stärker betont hatte.
Motamid's romantische Einfälle, von denen uns seine Zeitgenossen berichten *,
haben zweifellos oft architektonische Form angenommen, aber in seiner Resi-
denz Sevilla, die im 11. Jahrhundert das Erbe von Cordoba antrat, sind davon
keine Spuren geblieben. Unter den Almohaden tat sich dann besonders Yaqüb
el-Mansür (1184-1199) als Bauherr hervor, der seine Gunst auf die ver-
schiedenen Städte seines Reiches verteilte, und ein Jahrhundert später setzt
Ibn al-Ahmar in Granada seinen ganzen Ehrgeiz darein, die neue und letzte
Hochburg des Islam in Spanien so glanzvoll zu gestalten, daß vor ihrer
Schönheit die Überheblichkeit der siegesgewissen Feinde bewundernd ver-
stummt. Das von ihm begonnene Werk erfährt seine Vollendung durch
Yusuf I. und Mohammed V. (1354-1391), und christliche und maurische Höfe
wenden sich damals um Rat und Beistand bei ihren künstlerischen Plänen
an die Granadiner Herrscher, die willig kundige Handwerker hergeben, um
in Sevilla und Fes, in Tlemsen und Tunis den hohen Ruhm ihrer Alhambra
zu künden. In Marokko hat sich von den Meriniden besonders Abü'l Hasan
um die Verschönerung der Hauptstadt verdient gemacht, und noch im 17. Jahr-
hundert findet das Land in Mulay Ismail einen Herrscher, der in seiner neuen
Residenz Meknes eine rege Bautätigkeit entfaltet und so den Anlaß gibt zu
einer letzten Kraftanstrengung des maurischen Stils.
Namen von Architekten und Kunsthandwerkern sind uns im Maghreb wie
in der ganzen mohammedanischen Welt nur in geringer Zahl und ohne
nähere Anhaltspunkte für den Grad ihrer Bedeutung — gewöhnlich nur durch
irgendeine zufällig erhaltene Inschrift — bekannt. Den Geschichtsschreibern
waren die Herrscher, die prunkende Gebäude errichten und kostbare Gegen-
stände herstellen ließen, immer wichtiger als die Künstler, die sie ausführten,
und in der Tat war die Initiative der Fürsten stets entscheidend für das Auf-
blühen eines Kunstzentrums. Abgesehen davon aber ist das Zurücktreten
der Persönlichkeit vor dem Werk eine schon durch die religiöse Einstellung

* Er ließ z. B. einen ganzen Bergeshang dicht mit Mandelbäumen bepflanzen, um seiner
Gattin durch das weiße Blütenmeer einen Ersatz für das Entzücken zu bieten, das ihr einst in
der Sierra ein Schneefall bereitet hatte.
 
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