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WESTISLAMISCHE KUNSTDENKMÄLER
Bauteilen. Diese musivische Technik ist im 14. Jahrhundert so reif entwickelt,
daß sie von der geometrischen Zeichnung loskommt und es unternimmt,
die Bogenzwickel der Portale mit flotten Arabesken zu beleben (Taf. 59).
Sie hat, allerdings in primitiverer Form, sich in Marokko, wo sie häufig auch
an Stadttoren und Minaren, ferner an öffentlichen Brunnen auftritt, bis auf
den heutigen Tag erhalten, neben der bequemeren Fliesenmusterung, die hier
früher als in Spanien üblich wurde (Taf. 62f.) und in späterer Zeit auch in
Tunis Eingang fand.
In den Prunkbauten granadiner Stils ist die Steinbearbeitung auf Kapitelle,
einzelne Nischen, Tore u. dgl. beschränkt, während im übrigen Wölbungen
und Flächen im Stuckverfahren ausgeschmückt werden, das nun nicht mehr
Architekturformen entlehnt, sondern im Gegenteil dazu übergeht, diese selbst
zu schaffen, indem es einfache Gerüstbauten durch plastisch modellierende
Gipsverkleidung und durch Einführung fiktiver Stützen überhaupt erst zu
dekorativer Geltung bringt. Wesentlich war dabei die Verwendung des Sta-
laktitmotivs (Mukarnas), das — aus den einfachen Trompennischen hergeleitet,
mit deren Hilfe man die Kuppelübergänge schuf (vgl. Taf. 12) — nun in
Friesen gereiht und in Treppen gestuft Kapitelle, Architrave und Wölbungen
profiliert und seit dem 13. Jahrhundert entscheidend hervortritt.
Der Holzschnitzerei fiel vor allem die Aufgabe zu, Türen und Decken zu
verzieren, und wir können ihre Entwicklung im Maghreb an den erhaltenen
Denkmälern ziemlich lückenlos verfolgen. Die erste Anregung bekam auch
sie aus dem Osten durch den berühmten Mimbar (Predigtstuhl), der aus
Bagdad nach Kairuan gelangt war und den dortigen Handwerkern als ein
unerschöpflicher Born islamischer Ornamentik erscheinen mußte. Wie treff-
lich sie ihn zu nützen und in eigene Wege zu leiten verstanden, erweisen
die Arbeiten an der prächtigen Maqsura (der die Bedeutung einer Hofloge
für den am Gottesdienst teilnehmenden Fürsten zukam) und die Nachwir-
kungen in den Türen der Hauptmoschee bis in die neueste Zeit (Taf. 19, 8, 109).
Die Vermengung mit omayadischen Elementen verdeutlicht die Kanzel von Al-
gier aus dem 11. Jahrhundert. Die Reste von altem Balkenwerk, die in Cor-
doba noch vorhanden sind, lassen den gewaltigen Aufschwung nicht ahnen,
den gerade die Deckenverzierung in Spanien nehmen sollte: zur Schnitzerei
traten Kassettierung, Vergoldung und Bemalung, und als im 14. Jahrhundert
die Stalaktitenmode sich auch hier durchsetzt, bringt sie die riesigen Treppen-
WESTISLAMISCHE KUNSTDENKMÄLER
Bauteilen. Diese musivische Technik ist im 14. Jahrhundert so reif entwickelt,
daß sie von der geometrischen Zeichnung loskommt und es unternimmt,
die Bogenzwickel der Portale mit flotten Arabesken zu beleben (Taf. 59).
Sie hat, allerdings in primitiverer Form, sich in Marokko, wo sie häufig auch
an Stadttoren und Minaren, ferner an öffentlichen Brunnen auftritt, bis auf
den heutigen Tag erhalten, neben der bequemeren Fliesenmusterung, die hier
früher als in Spanien üblich wurde (Taf. 62f.) und in späterer Zeit auch in
Tunis Eingang fand.
In den Prunkbauten granadiner Stils ist die Steinbearbeitung auf Kapitelle,
einzelne Nischen, Tore u. dgl. beschränkt, während im übrigen Wölbungen
und Flächen im Stuckverfahren ausgeschmückt werden, das nun nicht mehr
Architekturformen entlehnt, sondern im Gegenteil dazu übergeht, diese selbst
zu schaffen, indem es einfache Gerüstbauten durch plastisch modellierende
Gipsverkleidung und durch Einführung fiktiver Stützen überhaupt erst zu
dekorativer Geltung bringt. Wesentlich war dabei die Verwendung des Sta-
laktitmotivs (Mukarnas), das — aus den einfachen Trompennischen hergeleitet,
mit deren Hilfe man die Kuppelübergänge schuf (vgl. Taf. 12) — nun in
Friesen gereiht und in Treppen gestuft Kapitelle, Architrave und Wölbungen
profiliert und seit dem 13. Jahrhundert entscheidend hervortritt.
Der Holzschnitzerei fiel vor allem die Aufgabe zu, Türen und Decken zu
verzieren, und wir können ihre Entwicklung im Maghreb an den erhaltenen
Denkmälern ziemlich lückenlos verfolgen. Die erste Anregung bekam auch
sie aus dem Osten durch den berühmten Mimbar (Predigtstuhl), der aus
Bagdad nach Kairuan gelangt war und den dortigen Handwerkern als ein
unerschöpflicher Born islamischer Ornamentik erscheinen mußte. Wie treff-
lich sie ihn zu nützen und in eigene Wege zu leiten verstanden, erweisen
die Arbeiten an der prächtigen Maqsura (der die Bedeutung einer Hofloge
für den am Gottesdienst teilnehmenden Fürsten zukam) und die Nachwir-
kungen in den Türen der Hauptmoschee bis in die neueste Zeit (Taf. 19, 8, 109).
Die Vermengung mit omayadischen Elementen verdeutlicht die Kanzel von Al-
gier aus dem 11. Jahrhundert. Die Reste von altem Balkenwerk, die in Cor-
doba noch vorhanden sind, lassen den gewaltigen Aufschwung nicht ahnen,
den gerade die Deckenverzierung in Spanien nehmen sollte: zur Schnitzerei
traten Kassettierung, Vergoldung und Bemalung, und als im 14. Jahrhundert
die Stalaktitenmode sich auch hier durchsetzt, bringt sie die riesigen Treppen-