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II. NEUERE GEMÄLDEFUNDE IN KIRCHEN
DES BADISCHEN OBERLANDES.

1. DIE ST JODOKUSKAPELLE IN ÜBERLINGEN AM SEE.

A. ZUR GESCHICHTE DER KAPELLE.

enn man die Altstadt durch das Spitaltor verläßt, gewahrt man rechts
in der Straße gegen das Aufkircher Tor zwischen Häuser eingezwängt
einen schlichten Kapellenbau mit einem spätgotischen Fenster über dem Portal,
die St Jodokuskapelle, eine Art von Privatoratorium des sog. Dorfes oder der
Neustadt. Kraus beschreibt sie folgendermaßen:

„Der spätgotische, dem 15. Jahrhundert angehörige Bau ist von starken
Strebepfeilern umstellt, einschiffig und flach gedeckt, mit dreiteiligen gotischen
Fenstern an der Westfassade, sonst zweiteiligen, welche teilweise mit Fisch-
blasenmaßwerk gefüllt sind. Dem aus drei Seiten des Achtecks geschlossenen
Chor sind zwei Joche vorgelegt. Er hat ein verzopftes Netzgewölbe mit drei
Schlußsteinen. Die Rippen ruhen auf Konsolen." 1

Eine viel größere Bedeutung hat diese schlichte Kapelle erhalten durch
die Wandgemälde, die Kunstmaler Mezger aus Überlingen im Jahre 1903
in ihr bloßgelegt hat.

Zunächst sollen hier folgende Daten aus Jakob Reuttiingers Histo-
rischen Kollektaneen von Überlingen Bd IX fol. 183r angefügt werden2:
„Sanct Jos Capell und Pfrundt und Bruderschafft.
Anno 1424 hat der erbar Burkhardt Hipp Burger allhier ain namb-
hafte suma (1200 Haller) zu erbauung sanct Josen Capell und fundation ainer
pfrundt gegeben und geordnet. Ist also darnach erster fundator und stifter
selbicher Capell und pfrundt Avorden.

Anno 1462 den 20sten tag decembris ward St Jos Capell und oberster
Allthar consecriert und gewichen von Bruder Johannes von Gottes apposto-
lischen Stules genaden Bischof zu Agathopolen, der hailigen Schrifft Pro-
feßor und deß erwürdigen in Gott Vatter und Herrn Herrn Burkhard Bi-
schoffen zu Constanz Vicarius in pontificalibus. Der hat Ablaß und Indulgens
geben 40 Tag todtlichen und ain Jar läßlich Sünden.

Anno 1470 wardt Sant Josen obere Pfrundt im Chor gestiftet und fun-
diert durch Herrn Burgermaister und Rath allhier. Hernach aber anno 1477
durch Hannsen ab Alb und Elisabetham sein ehelichen Hausfrauwen weiter
dotiert und gemehret.

1 Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Kutzle, Überlinger Chronik aus dem Anfang
Baden I 621. des 18. Jahrhunderts, in der nämlichen Biblio-

2 Das Werk befindet sich in der Leopold- thek, und Sevin, Überlinger Häuserbuch,
Sophienbibliothek zu Überlingen. Vgl. auch Überlingen 1890, 58.
 
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