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In der Herderschen Yerlagshandlung zu Freiburg im Breisgan sind erschienen und
können durch alle Buchhandlungen bezogen werden:

Künstle, Dr Karl, Die Kunst des Klosters Reichenau im ix. und

X. Jahrhundert und der neuentdeckte karolingische Gemäldezyklus zu
Goldbach bei Überlingen. Festschrift zum 80. Geburtstage Seiner König-
lichen Hoheit des Großherzogs Friedrich von Baden. Mit Unterstützung
des Großherzoglichen Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts,
gr. 4° (VIII u. 62, mit 4 Tafeln.) M 20.—

„In einer kleinen, äußerlich schmucklosen Kapelle zu Goldbach bei Überlingen am
Bodensee, in deren Chor schon früher alte Wandgemälde aufgedeckt worden waren, fand man
1904 an den Langseiten einen alten Gemäldezyklus, der die Wunder des öffentlichen Lebens
Jesu nach den Erzählungen der Evangelisten darstellt. Dazu noch zwei in Deutschland in
so früher Zeit bisher noch nicht aufgewiesene Stifterbilder auf dem Chorbogen der Kapelle.
Die Gemälde zeigen nahe Verwandtschaft mit den von Fr. X. Kraus beschriebenen und dem
XI. Jahrhundert zugewiesenen Fressen in der St Georgskirche zu Oberzell auf der Reichenau.
Es galt auch bei Kraus als unbestrittene Annahme, daf3 Denkmäler der aus literarischen
Quellen wohlbekannten Karolingischen Wandmalerei nicht mehr erhalten seien. Hieran wird
in Zukunft nicht mehr festgehalten werden können, denn Dr Künstle ist in seiner, dem Groß-
herzog von Baden zur Feier des 80. Geburtstages gewidmeten Festschrift der Nachweis ge-
lungen , daß die Freskenzyklen in Goldbach und Oberzell schon dem IX. Jahrhundert an-
gehören, also noch karolingisch sind. Das ist ein für die Kunstgeschichte des Mittelalters
höchst wertvolles Ergebnis. Nach den Darlegungen Künstles hat Fr. X. Kraus das Alter der
Kirche in Oberzell um ein Jahrhundert zu spät angesetzt. Es muß auf das Jahr 890 hinauf-
gerückt werden. Die Kapelle in Goldbach dürfte um das Jahr 850 erbaut sein. In einem
besondern Abschnitt behandelt Künstle die Reichenauer Miniaturmalerei. Von den in der
Ottonenzeit auf der Angia dives hergestellten Handschriften hat sich bekanntlich eine beträcht-
liche Zahl erhalten. Die wissenschaftlichen Leistungen der Mönche auf der Reichenau, deren
Kloster die berühmteste Schule christlicher Wissenschaft im IX. und X. Jahrhundert war,
lebten unvergessen durch die Jahrhunderte fort. Neuerdings ist es gelungen, auch die
bewunderungswürdigen Schöpfungen der Reichenauer Mönche- auf dem Gebiete der Kunst
wieder an das Tageslicht zu bringen. Den Verdiensten, die sich Fr. X. Kraus hierfür er-
worben , traten diejenigen Künstles ebenbürtig an die Seite. Die Ausstattung der Veröffent-
lichung Künstles ist dem festlichen Anlaß entsprechend besonders vornehm. Insbesondere
sind die farbigen Wiedergaben der Wandgemälde in der Goldbacher Kapelle recht gelungen."

(Norddeutsche Allgemeine Zeitung, Berlin 1906, Nr 297.)

— und Dr Konrad Beyerle, Die Pfarrkirche St Peter und Paul
in Reichenau-Niederzell und ihre neuentdeckten Wandgemälde. Eine Fest-
schrift. Mit Unterstützung der großherzoglich Badischen Regierung heraus-
gegeben. Mit zwei Tafeln in Farbendruck, einer Tafel in Lichtdruck und
20 Abbildungen im Text. gr. Folio (X u. 48) 71/ 20.—

„Diese Festschrift ist zur Nachfeier des 60. Geburtstages des Professors Dr Fr. X. Kraus,
dessen zu frühen Tod wir beklagen, von zweien seiner Schüler herausgegeben worden.
Wenige Tage vor diesem Geburtstage hatten Künstle und Beyerle in der Kirche zu Niederzell
Wandgemälde entdeckt auf derselben Insel Reichenau, wo in einer andern Kirche (St Georg)
zu Oberzell zwanzig Jahre früher Wandmalereien aufgefunden worden waren, welche Kraus
eingehend beschrieben und gewürdigt hatte. Diese Arbeit des bewährten Kenners der kirch-
lichen Kunst war 1884 im gleichen Verlag wie diese neue Veröffentlichung erschienen. Die
Oberzeller Fresken stammen wohl unzweifelhaft aus dem 10. Jahrhundert, die Niederzeller
werden durch Künstle und Beyerle auf Grund der Baugeschichte der St Peter- und Paulskirche
und ihres Verhältnisses zu andern Bildern dieser Zeit in das 11. Jahrhundert gesetzt, dagegen
von anderer fachmännischer Seite nicht der ältesten Malerschule der Bodenseegegend, sondern
erst dem Ausgange des 12. oder dem Beginne des 13. Jahrhunderts zugerechnet, da sie im
Gegensatz zu jenen, bei denen byzantinischer Einfluß unverkennbar ist, eine freiere Behandlung
der Malerei zeigen, die eben erst einer späteren Zeit angehören kann. Diese Frage zu lösen
oder auch nur eingehender zu erörtern hält sich Referent weder für kompetent noch dürfte
diese Zeitschrift dazu bestimmt sein. Wir haben an dieser Stelle auch nicht eine Beschreibung
dieser Wandmalereien zu geben, beschränken uns vielmehr darauf, unsere Leser auf diese
bedeutsame und in jeder Hinsicht wertvolle Veröffentlichung aufmerksam zu machen und die
gediegene Bearbeitung, welche alle bei Untersuchung des neuen Fundes in Betracht kommenden
Fragen mit Ernst und einer auf gründlicher Forschung und Vergleichung mit andern kirch-
lichen Gemälden beruhenden Sachkenntnis erörtert, als sehr verdienstlich anzuerkennen."

(Zeitschrift für die Geschichte doa Oberrlieins, Karlsruhe 1902, S. 201.)
 
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