240 Buch II. Mittelalter. Der Norden. Germanischer Styl. §• 77.
des Meisters darf man folgende Bilder zuschreiben: zwei
Tafeln aus einer Passion, Christus am Oelberg und Christus
vor Pilatus, im Museum zu Köln, ausgezeichnet durch
grossartig alterthümliche, etwa dem Giotto verwandte Gewand-
motive; —• zwei Flügelbilder, ebenda, mit Verkündigung,
Darstellung und Tod der h. Jungfrau, nebst vier Heiligen,
etwas derb und kräftig; -— zwei Tafeln im Querschiff von
S. Cunibert zu Köln, mit mehrern Heiligen, u. a. m.
4. Andere Meister erscheinen geradezu als Schüler und
Nachfolger Wilhelms. Ein Altärchen im Besitz des Herrn
Bauinspector von Lassaulx in Coblenz ist hier vor Allem
interessant, indem es die Einseitigkeit und die Grösse der
Schule nebeneinander offenbart. Das Mittelbild enthält
die Anbetung der Könige, die Flügelbilder Heilige. Wäh-
rend nun in den Körperverhältnissen die grössten Mängel —-
besonders kleine Arme und grosse Köpfe —■ zum Vorschein
kommen, sind die Gesichter von der höchsten Grazie und
Schönheit in der Art des Wilhelm, dessen weicher Farben-
schmelz hier ebenfalls auf das Glücklichste nachgeahmt
5. ist. •—- Eine ganz andere Seite zeigt die Schule Wilhelms
in einer grossen figurenreichen Kreuzigung des Kölner
Museums. Hier überrascht hauptsächlich die wohlaus-
gesonnene Anordnung der ziemlich verschiedenartigen, auf
einem Raume vereinigten Handlungen, und die Gruppe der
heiligen Frauen, welche um die hinsinkende Maria beschäf-
tigt sind, ist sogar bis zu grosser Schönheit ausgebildet.
Die kleinen Engelchen, welche auch hier die Luft erfüllen,
schwingen sich mit den Geberden des leidenschaftlichsten
Schmerzes um das Kreuz. Der Ton ist weisser und matter
als bei Wilhelm, die Köpfe von geringerm Liebreiz, die
Gewandung übrigens sorgfältig und mehr dem Zeitcostüm
6. entsprechend. •— Von derselben Hand scheint das zierliche
Flügelaltärchen herzurühren, welches in der Galerie des
Berliner Museums dem Wilhelm selbst zugeschrieben ist,
und auf dem Mittelbilde die h. Jungfrau mit andern weib-
lichen Heiligen auf einer Wiese sitzend (ein Lieblings-
des Meisters darf man folgende Bilder zuschreiben: zwei
Tafeln aus einer Passion, Christus am Oelberg und Christus
vor Pilatus, im Museum zu Köln, ausgezeichnet durch
grossartig alterthümliche, etwa dem Giotto verwandte Gewand-
motive; —• zwei Flügelbilder, ebenda, mit Verkündigung,
Darstellung und Tod der h. Jungfrau, nebst vier Heiligen,
etwas derb und kräftig; -— zwei Tafeln im Querschiff von
S. Cunibert zu Köln, mit mehrern Heiligen, u. a. m.
4. Andere Meister erscheinen geradezu als Schüler und
Nachfolger Wilhelms. Ein Altärchen im Besitz des Herrn
Bauinspector von Lassaulx in Coblenz ist hier vor Allem
interessant, indem es die Einseitigkeit und die Grösse der
Schule nebeneinander offenbart. Das Mittelbild enthält
die Anbetung der Könige, die Flügelbilder Heilige. Wäh-
rend nun in den Körperverhältnissen die grössten Mängel —-
besonders kleine Arme und grosse Köpfe —■ zum Vorschein
kommen, sind die Gesichter von der höchsten Grazie und
Schönheit in der Art des Wilhelm, dessen weicher Farben-
schmelz hier ebenfalls auf das Glücklichste nachgeahmt
5. ist. •—- Eine ganz andere Seite zeigt die Schule Wilhelms
in einer grossen figurenreichen Kreuzigung des Kölner
Museums. Hier überrascht hauptsächlich die wohlaus-
gesonnene Anordnung der ziemlich verschiedenartigen, auf
einem Raume vereinigten Handlungen, und die Gruppe der
heiligen Frauen, welche um die hinsinkende Maria beschäf-
tigt sind, ist sogar bis zu grosser Schönheit ausgebildet.
Die kleinen Engelchen, welche auch hier die Luft erfüllen,
schwingen sich mit den Geberden des leidenschaftlichsten
Schmerzes um das Kreuz. Der Ton ist weisser und matter
als bei Wilhelm, die Köpfe von geringerm Liebreiz, die
Gewandung übrigens sorgfältig und mehr dem Zeitcostüm
6. entsprechend. •— Von derselben Hand scheint das zierliche
Flügelaltärchen herzurühren, welches in der Galerie des
Berliner Museums dem Wilhelm selbst zugeschrieben ist,
und auf dem Mittelbilde die h. Jungfrau mit andern weib-
lichen Heiligen auf einer Wiese sitzend (ein Lieblings-