522 Buch III. Italien. XVI. Jahrhundert. Leonardo. §• 164.
liehen Schönheiten Veranlassung gegeben hat. •—■ Gaudenzio
ist einer der fruchtbarsten Maler seiner Zeit gewesen und
hat namentlich eine Menge von Fresken hinterlassen, welche
in Betreff des frischen, blühenden Colorites kaum denjeni-
gen des Luini nachstehen und der jetzigen Frescomalerei
mannigfach als Muster dienen könnten. Auch seine Oel-
gemälde zeichnen sich meist durch Tiefe und Klarheit
(nicht aber durch Harmonie) der Farbe, und ausserdem
durch seelenvollen Ausdruck, eine oft sehr schöne Leben-
digkeit und eine reiche Fülle der Darstellung aus, wenn
ihm auch jene höhere Gemessenheit der grossen Meister
1. fehlt. Ein früheres Werk von grösstem Werthe, welches
eine ähnliche Verwandtschaft des Meisters zu Leonardo
zeigt, wie etwa die Arbeiten seines Landsmannes Soddoma
(von Vercehi), beündet sich in der königl. Galerie zu Turin;
2. es steht die Klage über den todten Christus dar. Ein
Altarblatt von 1524 in der neuen Sakristei des Domes von
3. Novara, ein Martyrium der h. Catharina in der Brera (gran-
dios und höchst lebendig, ein Werk freister Meisterschaft),
4 eine Heimsuchung Mariä in der Solly5 sehen Sammlung zu
5- London, und eine überaus liebliche Madonna mit Engeln
und Heiligen unter einem Orangenbaum, im Chor von
S. Cristoforo zu Vercehi gehören ebenfalls zu seinen besten
6. Staffeleibildern; dagegen sind zwei Temperagemälde im
Dom von Como (u. a. eine Flucht nach Aegypten) bei
aller Kraftfülle schon nachlässig und manierirt. •— Von
7. Gaudenzio^s Fresken finden sich manche in der Galerie
der Brera, welche grösstentheils aus S. Maria deha Pace
stammen, und die Geschichte der h. Jungfrau darstellen.
Sehr interessant ist unter diesen die Geschichte der Aeltern
der Maria auf drei zusammengehörigen Bildern. Die Seiten-
bilder enthalten das Leiden der beiden Gatten nach ihrer
Trennung, -— vorzüglich schön das linke, auf welchem
Anna sitzt und die Vorwürfe ihrer Magd anhören muss;
beides sind treffliche und sehr edelgezeichnete Gestalten.
Das Mittelbild steht den Trost dar, der ihnen gewährt wird.
liehen Schönheiten Veranlassung gegeben hat. •—■ Gaudenzio
ist einer der fruchtbarsten Maler seiner Zeit gewesen und
hat namentlich eine Menge von Fresken hinterlassen, welche
in Betreff des frischen, blühenden Colorites kaum denjeni-
gen des Luini nachstehen und der jetzigen Frescomalerei
mannigfach als Muster dienen könnten. Auch seine Oel-
gemälde zeichnen sich meist durch Tiefe und Klarheit
(nicht aber durch Harmonie) der Farbe, und ausserdem
durch seelenvollen Ausdruck, eine oft sehr schöne Leben-
digkeit und eine reiche Fülle der Darstellung aus, wenn
ihm auch jene höhere Gemessenheit der grossen Meister
1. fehlt. Ein früheres Werk von grösstem Werthe, welches
eine ähnliche Verwandtschaft des Meisters zu Leonardo
zeigt, wie etwa die Arbeiten seines Landsmannes Soddoma
(von Vercehi), beündet sich in der königl. Galerie zu Turin;
2. es steht die Klage über den todten Christus dar. Ein
Altarblatt von 1524 in der neuen Sakristei des Domes von
3. Novara, ein Martyrium der h. Catharina in der Brera (gran-
dios und höchst lebendig, ein Werk freister Meisterschaft),
4 eine Heimsuchung Mariä in der Solly5 sehen Sammlung zu
5- London, und eine überaus liebliche Madonna mit Engeln
und Heiligen unter einem Orangenbaum, im Chor von
S. Cristoforo zu Vercehi gehören ebenfalls zu seinen besten
6. Staffeleibildern; dagegen sind zwei Temperagemälde im
Dom von Como (u. a. eine Flucht nach Aegypten) bei
aller Kraftfülle schon nachlässig und manierirt. •— Von
7. Gaudenzio^s Fresken finden sich manche in der Galerie
der Brera, welche grösstentheils aus S. Maria deha Pace
stammen, und die Geschichte der h. Jungfrau darstellen.
Sehr interessant ist unter diesen die Geschichte der Aeltern
der Maria auf drei zusammengehörigen Bildern. Die Seiten-
bilder enthalten das Leiden der beiden Gatten nach ihrer
Trennung, -— vorzüglich schön das linke, auf welchem
Anna sitzt und die Vorwürfe ihrer Magd anhören muss;
beides sind treffliche und sehr edelgezeichnete Gestalten.
Das Mittelbild steht den Trost dar, der ihnen gewährt wird.