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Zweite Periode.

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schlingt sich, nach dem Muster der Trajanssäule zu Rom, ein Re-
liefband, das in 28 Gruppen die Geschichte Christi von der Taufe
bis zum Einzuge in Jerusalem enthält. Auch hier dieselbe einfache
Erzählungsweise und im Einzelnen ähnlich kräftige Momente. Aber
die Behandlung ist wesentlich anders; die Figuren der Gruppen
sind mehr gehäuft, jenes hautreliefartige Vortreten ist vermieden,
der Vortrag skizzenhaft roh. Dies giebt jedoch der Gesammtan-
schauung etwas Derbes und Unbekümmertes, was mit dem primi-
tiven Vermögen in unmittelbarem Einklänge steht.

Aehnlicher Frühzeit scheint eine Erzstatue im Chore des Domes
zu Erfurt anzugehören, die mit ausgebreiteten Armen als Leuchter-
träger dient und ohne Zweifel schon ursprünglich dazu bestimmt
war. Sie hat ein langes gegürtetes Gewand, Styl und Behandlung
zeigen eine rohe Starrheit.

Zwei wiederum bedeutende Werke sind der Zeit um die Mitte
des Jahrhunderts zuzuschreiben. Das eine ist der (fälschlich) soge-
nannte Krodo-Altar zu Goslar,1 in der ehemaligen Vorhalle des
Domes. Der Altar ist aus durchlöcherten, ursprünglich mit einem
Schmuck von glänzenden Steinen versehenen Erzplatten zusammen-
gesetzt und von vier knieenden Gestalten getragen, die, in einer
gewissen trockenen Strenge, doch des Gefühles für die körperliche
Form nicht ganz entbehren, in energischer Geberde aufgefasst sind
und in der Faltung des Gewandes eine conventioneile Tüchtigkeit
(einigermaassen an den Typus altpersischer Kunst erinnernd) zeigen.

Das zweite dieser Werke sind die ehernen Thürflügel des Domes
zu Augsburg,2 voraussetzlich in der Epoche der Vollendung des
letzteren (also gegen 1065) ausgeführt, gegenwärtig an einem Portal
auf der Südseite des Doms befindlich. Sie bestehen aus 35 kleinen
Tafeln im Elochrelief, zumeist einzelne Figuren (seltener Gruppen)
von wohl durchgehend symbolischem Bezüge enthaltend. Die Nach-
weisung des letzteren wird erschwert, indem es den Figuren zum
Theil an näherer Bezeichnung fehlt, eine Anzahl der Tafeln (in
Folge einer Reparatur vom J. 1593) aus Wiederholungen besteht
und wahrscheinlich eine willkürliche Umstellung der ganzen Folge
stattgefunden hat. Das künstlerische Vermögen erscheint im Ver-
hältniss zu den Hildesheimer Arbeiten entschieden vorgeschritten;

1 F. K., Kl. Schriften, I, S. 143. •— 2 Ebendas.. S. 149, v. Allioli, die Bronze-
Thüre des Domes zu Augsburg, und dagegen: Kl. Sehr., III, S. 753. Förster,
Denkmale, III. (Die Tafeln zerfallen in vier breitere und eine schmalere Folge,
wobei die Einreihung der letzteren etwas Befremdliches hat. Nach neuester An-
sicht des Werkes ist es mir sehr augenscheinlich geworden, dass auch die Tafeln
dieser Folge ursprünglich die Breite der übrigen hatten. Ihre Figuren stehen
durchweg beengt, während die der breiteren Tafeln zum Theil überflüssig leeren

Raum zu den Seiten haben. Bei einer der schmalen Tafeln, der mit der Er-
schaffung der Eva, war aber der eingeschränkte Raum in der That zu schmal
geworden, und es hat dem Uebelstande durch einen Ausschnitt in dem Rahmen,
für den Kopf des Adam, abgeholfen werden müssen. Dies lag unbedenklich
nicht in der ursprünglichen Absicht.)
 
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