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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Minkus, Fritz: Zum Directionswechsel im k. k. österr. Museum für Kunst u. Industrie
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0069

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Directionswechsel im f. f. österr. Museum für Auust und Industrie.

um (TireckLonbwecßsek
Lm6.6. ösierr.Museum
für Ärmst rr. Industrie.
Fr. (MmKue, IDien.

Mit Bruno Buch er's Rücktritt von der Lei-
tung des österreichischen Museums, der durch ein Spiel
des Zufalls nahezu gleichzeitig mit den: Heimgang
Jakob voti Falke's, Bucher's langjährigen Arbeits-
genoffsns, erfolgt ist, hat die Epoche Eitelberger
ihren Abschluß gefunden, und das österreichische
Museunr für Kunst und Industrie tritt, entsprechend
seinem Range und seiner Bedeutung als ältesten
Kunstgewerbemuseums des Kontinents, als erstes
unter den großen Kunstgewerbemuseen Europas den
seit geraunrer Zeit allerorten und von den diver-
girendsten Seiten erfolgenden Vorschlägen und For-
deruitgen einer radikalen Umgestaltung der von
den Kunstgewerbemuseen anzustrebenden Aufgaben
Folge leistend, unter der Führung des bisherigen
Direktors des k. k. Handelsmuseums, Hofraths
Arthur von Scala, in eine nicht nur zeitlich, sondern
auch inhaltlich neue Aera. —

Es ist hier nicht der Raum, auch wäre es den
Lesern dieser Zeitschrift gegenüber überflüssig, der
wahrhaft unschätzbaren und unvergeßlichen Verdienste

zu gedenken, dieEitel-
berger mit seinem
Stabe gesinnungs-
und begeisterungs-
gleicherMännerund
nach ihm, den von
ihnt gesteckten Zielen
selbstständig weiter
zustrebend, seine
seinerzeitigen Mit-
arbeiter nicht allein
um das Wiener und
das österreichische,
sondern um das mo-
derne Kunstgewerbe
im Allgenteinen, um
die Popularisirung
der dent Kunst-
gewerbe unum-
stößlich gebotenen
Schönheitsgesetze,
92. Vase von ft. Aähler. wie um die Ver-
breitung kunstge-
werbegeschichtlicher Kenntnisse, auf deren Erwerbung
bedauerlicher und unbegreiflicher Weise bei der

modernen Bildung im Allgemeinen so wenig Werth
gelegt wird, sich erworben haben; ebensowenig bedarf
es hier einer Aus-
einandersetzung der
Gründe, die in einem
großen Theile der
Fachkreise eine Aen-
derung des bisher von
den Kunstgewerbe-
museen beobachteten
Kurses erwünscht ge-
macht haben: in zahl-
losen Aufsätzen und
Vorträgen ist seit einer
Reihe von Jahren
in sämmtlichen Fach-
blättern und sämmt-
lichen Vorlesungs-
sälen von hüben und
drüben erörtert wor-
den, ob und warum
die alten, seit der Er-
richtung der Kunstge-
werbemuseen rühm-
lich begangenen Bah-
nen in Folge der mehr
oder minder vollstän-
digen Erreichung der
seinerzeit den Kunst-
gewerbemuseen ge-
steckten Ziele — der
Heranbildung eines
technisch und ästhetisch gründlich geschulten Kunsthand-
werkes — zu verlassen, und welche neuen Wege einzu-
schlagen seien, um dein nun nach rund dreißigjähriger,
rastloser Arbeit hinsichtlich seiner handwerklichen und
künstlerischen Gediegenheit im Allgemeinen sicherlich
zur Höhe des Kunstgewerbes der alten großen Stil-
perioden emporgehobenen modernen Kunstgewerbe
auch noch das letzte zu verleihen, dessen Fehlen
dieses bislang von jenem unterschieden hat: die
charakteristische, von alten Vorbildern unabhängige
Formensprache — den eigenen, selbsterzeugten Stil.

Der neue Direktor des österreichischen Museums,
von dessen zielbewußter Thatkraft der ungeahnt
rasche Aufschwung des bislang unter seiner Leitung
gestandenen Handelsmuseums beredtes Zeugniß gibt,
wird sicherlich gerade diesem Momente — der
Freimachung des Kunstgewerbes von der äußerlichen
Kopirung der alten Stile — sein Hauptaugenmerk zu-
wenden. — Nach der Thätigkeit Hofrath von
Scala's am Handelsmuseum zu schließen, dürfte es
kaum einem Zweifel unterliegen, auf welche Weise

92. Dfeuthürcheu, zu Abb. 92
gehörig. Cntw.von M.Bertsch,
modellirt von K. Groß.

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