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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

DOI Artikel:
Seidel, Gabriel: Zum Streit der kunstgewerblichen Anschauungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0089

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um Streik der Kunst-
^ewerökiehen An-
schauungen.

Wie bereits in letzter Nummer mitgetheilt
ft. 5. 7%), hat Prof. Gabr. Setöl seinen Austritt aus
der Redaktionskomnüffion erklärt; diesen Schritt hat
er nachträglich in einem ausführlichen Schreiben
begründet, welches so bedeutsame Züge enthält, daß
wir es auch ohne den ausdrücklichen Wunsch des
Verfassers im unverkürzten Wortlaut zum Abdruck
bringen würden; denn die Zeitschrift soll und will
keine Zwingburg für das künstlerische Gewissen sein,
sondern ein friedlicher Kampfplatz, aus welchem die
verschiedenen Anschauungen gehört werden und auf-
einander einwirken sollen.

*

Unter Vorbehalt einer Entgegnung lassen wir
an dieser Stelle das Seidlftche Schreiben folgen; das-
selbe lautet:

An den Ausschuß des Bayerischen Runstgewerbe-
vereines, hier.

Nachdem ich den Austritt aus der Redaktions-
kommission der Zeitschrift erklärt habe, halte ich es
auch für nothwendig, die nähere Motivirung inner-
halb des Vereines bekannt zu geben, und Einiges
damit im Zusammenhangs Stehende zu besprechen,
umsomehr, als ich glaube, damit im Sinne sehr vieler
unserer Mitglieder zu handeln.

Ich bitte Sie daher, dies in der nächsten Nummer
unserer Zeitschrift erscheinen zu lassen.

Zn der Sitzung des Redaktionsausschusses vom
2\. Ami wurde beantragt, die Zeitschrift umzugestalten,
ein anderes Format, ein anderes Titelblatt, mehr

Text zu bringen, der dann mit vielen Zllustrationen
ausgestattet uns über die allgemeine, besonders auch
auswärtige Produktion am Laufenden erhält, und es
wurde dabei wiederholt auf das »Studio« und andere
verwandte Zeitschriften hingewiesen, und ausdrücklich
betont, es müsse eine bestimnrt moderne Gattung
kultivirt werden. Demgegenüber war mein Stand-
punkt, daß diese Ausgabe — die publizirung aus-
wärtiger Leistungen — die benannten Blätter ohne-
dem sehr gut erfüllen; daß wir aber das Beste, was
im Rahmen unseres Vereines gemacht wird, bringen
müssen, das wichtigste sei, auserlesene Arbeiten
zu sammeln, die der suchende Renner gerade hier
unschwer finden wird und die leider viel zu oft ganz
verborgen und unpublizirt bleiben.

Für eine Verkleinerung des Formates fehlt mir
jeder innere Grund, eine Aenderung des Titelblattes
wäre einzig und allein dann am platze, wenn Besseres
oder doch Ebenbürtiges als Nachfolge gesichert ist;
nach mehr Text — als Prinzip -— hätte ich eben-
falls kein Verlangen; ein Rultiviren von bestimmten
Richtungen von Vereinswegen müsse aber gänzlich
ausgeschlossen bleiben.

Eine Einigung konnte in dieser Sitzung nicht
erzielt werden; ich erwähnte, daß ich, falls meine
Meinung in der Minorität bliebe, ich mich an den
Gesammtausschuß wenden würde, weil diese An-
gelegenheit mir wichtig genug erscheine.

Dazwischen lagen die Soinmermonate, in denen
ich eine Sitzung nicht besuchen konnte und erst bei
Zusendung des neuen peftes sehe ich, daß die Neu-
gestaltung vollkommen entgegen meiner Anschauung
durchgeführt ist, und es ist selbstredend, daß ich meine
Stelle in der Rommission niederlegte.

\

Aunst und Handwerk. 47. )ahrg. Heft 3.
 
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