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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Seidel, Gabriel: Zum Streit der kunstgewerblichen Anschauungen
DOI Artikel:
Zimmermann, Ernst: Scherrebeker Kunstwebereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0091

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U3. Wandbehang. Entworfen von Gtto Lekmann, ansgeführt in der Aunstwebefchnle zn Lcherrebek.

schreitend und bahnbrechend für kommende Zeiten
und Zeitgenossen.

Alan kann wohl sagen, es ist eine Volkskunst,
die in München lebendig ist, eine Kunst aus dem
Volke selbst herausgewachsen. — Niemals wird
sich diese überleben; sie trägt das wohlthuende Wesen
des Volkscharakters: Einfachheit, Natürlichkeit, Ge-
schmack und Tradition, und lieber als der Prunk ist
ihr die Poesie. Es wäre zu wünschen, daß ihr
diejenigen Kräfte freundlich die pand reichen, welche
sie fördern könnten und ihr helfen, wenn sie zu noch
höheren Stufen allmählich emporsteigen will.

Eine von diesen Kräften wäre eine wohlwollende
verständnißvolle Presse, und es möge die poffnung
auf ihre Mitarbeit und Förderung von Neuem als
ein sehnlicher Wunsch ausgesprochen werden.

Was wir aber von der einheimischen Presse
sehr wünschen, um was wir sie bitten, das können
wir von unserer eigenen Zeitschrift geradezu ver-
langen.

Ich schließe mit dem Wunsche, die Vereins-
leitung möge den ihr zustehenden Einfluß ausüben,
daß die Zeitschrift den VereiitSgedanken und unsere
allgemeine Eigenart Hochhalte, nicht eine spezielle
Richtung kultivire, daß sie hervorragende Arbeiten
zur Veröffentlichung zu gewinnen suche seine solche
ist z. B. der schöne Kuppelentwurf von Volz, auf
den wir stolz sein können), und daß der Text schöne
und künstlerische Gesinnungen verbreiten möge.

München im November s8ß7.
pochachtungsvollst und ergebenst

Gabriel S e i b I.

Zierleiste von A. Weis gerb er.

cherreKeßer (Kunffr
wekereien. (Von Srnsi
Jinrmermann.

Scherrebek I Wer kannte noch vor wenigen
Jahren den Namen dieses einsamen paide-
kirchdorfes an der Westküste von Schleswig, drei
Meilen von Tondern, als der nächstgelegenen Stadt
entfernt, das ein Dorf zu sein schien, wie viele
andere! Höchstens, daß einmal dem näher Wohnenden
von dort die Kunde zukam, daß hier oben, in dem
gefährdeten Landstrich, da sich das Dänische und das
Deutsche in stetem Kampfe an einander reiben, ein
kühner, echt deutscher Mann mit zäher Ausdauer
ein Stück des deutschen Bodens seinem Vaterlande
völlig wieder zurückgcwann. And jetzt ist dieser Ort
in Aller Munde und macht die Runde überall dort
durch Deutschland, wo wahres, tieferes Interesse
für Kunst herrscht, wo man die Ohren spitzt im
Lauschen aus die immer kräftiger werdenden Flügel-
schläge einer neuen Kunst, indem man auf diesen
hinblickt, wie aus etwas Zukunftsreiches, allgemein
Bedeutungsvolles, das man wo anders in unserem
Vaterland in dieser Gestalt noch nicht zu entdecken
vermag.

Denn jene That, die dort oben in diesem ver-
lorenen Winkel Deutschlands geschah und ihm so
schnell die allgemeine Sympathie zugezogen hat, ist
mehr, als was sie dem ersten Blicke erscheint: Nicht
nur die Schaffung schöner mustergültiger Teppiche,
die Wiedergeburt und Fortentwicklung eines einzelnen
zur Zeit verkümmerten Zweiges der Kunst, vielmehr
in ganz allgemeinem Sinne die kräftigst bejahende
Antwort auf jene generelle Frage: Vermag heute
noch echte Kunst mit echtem Handwerk Hand in
Hand zu gehen, vermag man aus diese Weise noch

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