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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Zimmermann, Ernst: Scherrebeker Kunstwebereien
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Aus einem Münchener Herrschaftshause
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0097

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(2(. „Knabenreigen", Wandteppich; entw. von Wohlers-Ljamburg, ausgefiihrt in der Annstwebeschule zu Scherrebek; 9 Farben.

('/« der wirkl. Größe.)

Einseitigkeit war überhaupt das, was man hier in
Scherrebeck zunächst vermeiden wollte. Wie es hier
bis auf den heutigen Tag ein frisches Fortentwickeln
gibt, so auch ein Gehen in die Breite Neue Künstler
wurden dem Unternehmen gewonnen, der vielseitige
Pans Thoma, der Friese Momme Nissen, der pam-
burger Julius Wohlers. Ihre Thätigkeit ist noch
zu jung, als daß man darüber schon reden dürfte.
Ihre Namen aber bürgen dafür, daß man hier
Neues und Eigenes erwarten darf. Das zeigt schon
der hier abgebildete Knabenreigcn Wählers (Abb. \2\),
der, mit seinem kräftig rhythmischen Motiv noch ein-
mal auf die alte Pausindustrie zurückgchend, alte
Tuchsäume oder dergl. in's Große, monumentale
der Teppiche übertragen zu haben scheint, ein dekorativ
wirkungsvolles, leicht humoristisches Motiv, noch in
der einfachsten Technik der Wirkerei, das sich den
gelungensten Schöpfungen dieses Instituts anreiht und
gleichfalls die jetzt schon gewonnene Sicherheit dieses
ganzen Betriebes offenbart.

Diese Sicherheit der Resultate ist cs ja aber eben,
die Scherrebek als ein so lehrreiches Muster für alle
jetzt mit unerbittlicher Nochwendigkeit kommenden
Versuche der gleichen Art hinstellt. Was man von
diesem Muster lernen kann, ist hier gesagt, theoretisch
eine billige Weisheit, praktisch freilich ein schweres
Stück Arbeit, das aber überall geleistet werden muß.
In einem wichtigen Punkte der heutigen Kunst-
bestrebungen versagt aber auch Scherrebek noch völlig.
Was Scherrebek schafft, sind „Luxusartikel", sind
keine unmittelbaren „Bedarfsartikel". Nur das
„elegante cheim" bietet seinen Erzeugnissen eine Frei-
statt dort, wo das rauhe Leben sich nicht unausgesetzt
an seinen Wänden scheuert. Die „Kunst für das
Volk", die heute nur noch die Fabrik liefern kann,

hat noch keinen Vortheil davon. Jedoch, sollte es
nicht möglich sein, was hier für die Hausindustrie
geschaffen ist, auch für den Fabrikgroßbetrieb in's
Leben zu rufen? Sollte es nicht Künstler geben, die,
wie jene sich in die Technik der Wirkerei vertieften,
in gleicher Weise sich zu Herrschern über den Webstuhl
machten? In dieser Beziehung kann man es mit
Freuden begrüßen, daß der eigentliche Vater der
Scherrebek'schen Teppiche gerade in der Weberstadt
Trefeld jetzt Museumsdirektor geworden ist!

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[U0 einem Münchener Hern
schastsßause.

Unter den Nummern \23—s28
bringen wir Ansichten aus den künst-
lerisch wichtigsten Räumen eines nach Entwurf von
Prof. Eman. Seidl ausgeführten adeligen Wohn-
hauses in München. Zur Erläuterung der Ab-
bildungen nur wenige Worte. In dem Pauptraum,
dem Empfangssaal ({27), vereinigt sich Alles —
orientalische Teppiche, kostbares Mobiliar und Ge-
räthe, seidner Wandbezug, vergoldete Friese, Stuk-
katuren, Lüster — zu festlicher Wirkung; dazu bildet
die anstoßende Bibliothek (\26) mit dem schlichten
polzwerk und der gepreßten Tapete sin Grün und
Gold) einen kräftigen Gegensatz; schlicht aber vor-
nehm ist auch der Speisesaal (^28) ausgestattet, wo
nur in den Wandbildern kräftigere Farbenakkorde er-
klingen. Völlig in Malerei ausgeführt ist das Billard-
zimmer, in dessen graue Grundstimmung Decke und
Thüren (Abb. \23 u. s2H) lebhaftere Klänge bringen.
An der Treppe (\23) sind besonders die Marmor-
arbeiten und das Geländer bemerkenswerth.

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Aunst und Handwerk. 47. ^abrg. Heft 3.

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