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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Minkus, Fritz: Ein hessischer Bauernstoff ("Beiderwand") des 18. Jahrh.
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Neue Glühlicht-Lüster
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0147

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Neue Glühlicht-Lüster.

Unser Stoff, der sich übrigens in Folge des
auf dein Quadrat fußenden Aufbaus feiner Muster-
ung auch zur Nachbildung in Areuzstichstickerei
eignen würde, besteht im Grunde aus starkem un-
gebleichten Neffeltuch in grober Leinwandbindung;
das Muster ist iin Schüsse durch starke, rnatt-epheu-
grün gefärbte Mollfäden gebildet.

Derartige, im Volksmunde, „Beiderwand" be-
nannte Stoffe, die meist zu Bettvorhängen Ver-
wendung fanden (wozu sie schon aus dem Grunde
geeignet waren, daß sie auch auf der Rückseite die
Musterung, natürlich in verwechselten Farben, auf-
weisen), finden sich in der gesummten bäuerlichen
Textilkunst Norddeutschlands vor; allerdings, wie es
scheint, mit gewissen lokalen Stilabweichungen: so
betont Brinckinann in seinem „Führer durch
das b) am burgische Museum", daß bei den
Schleswig'schen Beiderwandstoffen, deren das
genannte Museum eine Reihe besitzt, „die Glie-
derung in Sprossenwerk und Füllmuster fehlt, und
stets die Fläche nur mit letzterem bedeckt ist", wäh-
rend unser Muster gerade die Feldereintheilung
stark betont; auch kommen auf den Schleswig'schen
Beiderwandstoffen figürliche Darstellungen vor —
Brinckinann bildet ein derartiges, mit der Darstellung
von pyrarnus und Thisbe gemustertes Gewebe ab ft
■— während, meines Wissens, die hessischen Beider-
wandstoffe ihre Musterung durchgehends auf line-
ares oder streng stilisirtes Pflanzenornanient beschränkt
haben.

eue (Akühkicßkr Lüster.

Natürliche Blumen zur Ausschmük-
kung zu benutzen, ist wohl so alt wie
das Schmücken selbst; darum hat man
auch schon aus den frühesten Aunststufen bei der Aus-
schmückung der Aleidung und des Geräthes Blumen
nachgeahmt, welche dann je nach dem Material, in
welchem sie nachgebildet wurden, mehr oder weniger
naturgetreu ausfielen. Stell:, cholz, Metall, Stuck
nnd andere Werkstoffe verliehen dabei den Blumen
eine ganz bestiinmte Stilisirung, die um so strenger
ausfallen mußte, je mehr das Rohniaterial sich einer
feineren Behandlung widersetzte. Das Ideal war
nnd blieb die Ausschmückung des Geräthes mit wirk-
lichen, lebendigen Blumen; aber die Vergänglichkeit
der zarten Naturgebilde zog hier sehr enge Grenzen
hinsichtlich der Verwendbarkeit, und nur wenn es
gelang, den Naturblumen Dauerhaftigkeit zu ver
leihen, konnten jene Grenzen erheblich erweitert werden.

') a. a. G. S. 56.

205. Hessischer Bauernstoff; ;8. Iahrh. Breite cm.

Gin bedeutsamer Schritt diesem Ziele entgegen
ist das schon früher in diesen Blättern J) näher er-
läuterte Verfahren, natürliche Blumen und Blätter
mit einer Stucknrasse zu überziehen, welche dünn
genug ist, uni die Naturform möglichst in ihrer
lebensvollen Form zu erhalten und doch so stark,
um genügende Festigkeit zu bieten. Solche Blumen
als Relieffchmuck an Wand und Decke verwendet,
werden immer mit den ganz aus Stuck modellirten
eine gewisse Verwandtschaft hinsichtlich der Wirkung
haben; anders gestaltet sich die Wirkung, wenn die
Blumen an Drähten zu lockeren Gewinden aneinander-
gereiht und diese wieder um die zu schmückenden
Geräthe geschlungen und zugleich durch Farbe belebt
werden. Solcher Art sind die in den Abb. 206
bis 208 gegebenen Beleuchtungsgsräthe für elektrisches
Glüh licht.

Die dünne, biegsame, in ihrer Erscheinung stets
leichte und allen Formen bequem anzuschmiegende
Drahtzuleitung des elektrischen Stromes fordert un-
mittelbar dazu heraus, auch das Lichtgeräthe selbst
in dünnen, leicht gebogenen Formen zu gestalten;
der Gegensatz zwischen dieser Art Zuleitung und
jener des Gaslichts mit ihrem starren Röhrensystem
konnte nicht leicht sprechender zum Ausdruck gebracht

0 Zeitschrift des bayer. Aunstgew.-Vereins Iahrg. ;8Y7,
S. 8; und 8g.

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