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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Schumacher, Fritz: Hocheder's städtische Bauten in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0166

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hocheder's städtische Bauten.

2\7. pfarrtjof in Giesing (München). Architekt Karl ksocheder. plastischer Facadenschniuck von Bildh. Gemx.

nur recht viele Säulen imponiren und Kuppeln und
verzwicktes Formengebilde, kurz das, was man meint,
wenn man den sinnigen Ausdruck gebraucht: „Da
muß noch mehr ,Architektur' dran", — daß ich da
pocheder'schen Arbeiten gegenüber das Gefühl hatte:
„Famos! -aber das kannst du selbstverständlich auch."
Glückliche Zeit! — Für den, der diesen Eindruck
auf das naive Studentengemüth hervorbringt, ist das
die Gewähr eines großen Gelingens: wer überhaupt
noch keine Schwierigkeiten kennt, der sieht sie nur da,
wo sie noch nicht gelöst sind. Diese Fähigkeit
pocheder's eine Schöpfung aus einem Gusse zu ge-
stalten, möchten wir deshalb allem anderen voran-
stellen, was seine Leistungen auszeichnet.

Die Formensprache, die pocheder dabei spricht,
trägt einen durchaus historischen Charakter, und
wenn Jemand die beliebte von Schliepmaitn gekenn-
zeichnete Frage nach dem Stil dieser Bauten thut,
dann kann man ihm schlechtweg antworten: Barock,
und zwar der spezifisch süddeutsche bescheidene Putz-
Barock. And eben weil dieser Acann es versteht,

ganz moderne Aufgaben: Krankenhäuser, Schulen,
Bade - Anstalten, mit historischen Formenelementen
natürlich zu lösen, ist er eilt interessantes Beispiel
dafür, wo die Grenzen jener Bewegung liegen, die
mit jugendlichem Aebereifer die richtige Erkcnntniß,
daß Architektur sich auch heute noch weiterentwickeln
darf und daß es Aufgaben gibt, wo sie sich weiter-
entwickeln muß, zu einein „Knatbema sit" alles
dessen umstempeln, was nach einem historisch be-
nannten Stile riecht. „<VH ihr Kleingläubigen, iit
meines Vaters Pause sind viele Wohnungen!" Das
gilt von aller Kunst.

Spitzweg kann man bewundern neben Böcklin.
Beide haben eben für das, was sie darstellen wollten,
den gleichwerthigen Ausdruck gefunden, der zugleich
den Stempel ihrer Person trägt; jede Schöpfung
aber, die das erreicht, ist „modern", d. h. lebendig
und nicht ausgegraben. Auch pocheder ist trotz
seiner historischen Stilsprache völlig „ntodern". Ebenso
wenig aber, wie irgend Jemand aus der Bewun-
derung Spitzweg's folgern wird, daß man nun auch

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