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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Von der Weihnachts-Ausstellung im Münchener Kunstgewerbehause
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0190

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tVeihnachtsausstellmig im Münchener Kunstgewerbehausc.

2^1. Geschnitzte Füllung, zn Abb. 2-Z2 gehörig.

on der ^)?eißnachtb^Aub^
stekbmrg im Münchener
0<unsigewerßehause.

Schon seit längerer Zeit war der bayerische
Kunstgewerbeverein bemüht, in seiner Zlusstcllungs-
und Verkaufshalle nach und nach alle jene Dinge
einzuschränken, welche mehr dein Gebiet der Massen-
herstellung als dem der künstlerisch individuellen Ge-
staltung angehörten. Die dafür thätige Pallen-
Kommission hat sich in dieser Richtung schon im
Laufe der letzten Zahre unbestreitbare Verdienste er-
worben, und mit der letztmaligen Weihnachtsaus-
stellung hat sie gewiß die am weitesten gehenden
Wünsche derer erfüllt, welche auf eine möglichst voll-
ständige Beseitigung der in größeren Mengen her-
gestellten Marktwaare hinwirken wollten. Die doppelte
Rolle, welche der Vereinshalle als Ausstellungs-
und Verkaufslokal zugetheilt ist, bringt es natur-
gemäß mit sich, daß die Anschauungen darüber, was
hineingehört und was nicht, zeitweiligen, oft sehr
starken Schwankungen unterworfen sind, je nachdem

ein Mal der Zweck der Palle mehr in der Aus-
stellung, ein ander Mal inehr in dem Verkauf
gesucht wird; ebenso natürlich ist es aber auch, daß
die Betonung des Ausstellungszweckes zugleich eine
Hervorhebung der künstlerischen Arbeiten und ein
Zurücksetzen der marktgängigeren Arbeiten bedeutet.
Andrerseits läßt sich auch nicht bestreiten, daß eine
künstlerische Anordnung um so mehr unter den: Ver-
kauf der Gegenstände leidet, je kritischer man bei der
Auswahl verfahren ist, je schwieriger es also wird, die
durch den Verkauf entstandenen Lücken wieder sofort
zu schließen. Dieß bringt naturgemäß die Vereins-
Ausstellungshalle in einen sehr scharfen Gegensatz
zu den eigentlichen „Ausstellungen", in welchen die
Gegenstände zwar auch verkauft werden können, aber
doch an ihrem Platz bleiben müssen; es ist klar, daß
ein solcher Umstand auf die Anordnung der Aus-
stellung um so zersetzender wirken muß, je mehr der
unbestrittene letzte Zweck jeder Ausstellung, nämlich
zu verkaufen, erreicht wird.

Bei der Perrichtung der Weihnachtsausstellung
verfolgte man mit Bewußtsein und Entschiedenheit
die Absicht, das künstlerische Moment znm herr-
schenden zu machen und die geschäftlichen Zwecke
dagegen zurücktreten zu lassen. Schon ein flüchtiger
Blick in die Schaufenster belehrte darüber, daß
man hier den Grundsatz festhielt, den vorüber-
gehenden Beschauern nur wenige, aber ausgezeichnete
Proben gleicher Art vor Augen zu führen, — und
bei einem Gang durch die Palle selbst gewahrte
man unschwer die Wirkungen des vorübergezogensn
luftreinigenden „Gewitters". In dem weiten Raum
der Palle wurde der breite Mittelgang zwischen den
Säulen freigelassen, die Lüstersammlung an der Decke
wurde gelichtet, das Peer von Kleinwaare dezimirt
oder in Schränke und untergeordnetere Räume ver-
wiesen. So gewann man Platz zu einer würdigen
Ausstellung der gerade in der letzten Zeit häufiger
und zahlreicher eingesandten Arbeiten von Künstler-
hand; auch die vorhandenen Möbel konnten durch
die weiträumigere Gestaltung des Ganzen und durch
kargere Besetzung mit 'Kleinigkeiten, wie Vasen und
Aehnlichem, nur gewinnen. Die Maskirung der
gläsernen Treppenwand an der Schmalseite des Saales
durch gemusterte Stoffe, mit Kamin und Spiegel als
Mittelstücke, erhöhte die Vornehmheit des Raumes.
Gesonderte sachliche Gruppen — Kupfertreibarbeiten,

! Schmiedeisengeräthe, Porzellan, Zagdwaffen, Plastiken,
Spiegel und Bilderrahmen, Uhren und Aehnliches -
wurden in den oberen Stockwerken untergebracht.
Doch entbehrten diese keineswegs der künstlerischen
Gruppirung; namentlich wurden aus zusammen-
gehörigen oder zusammenpassenden Möbeln ^mehrere

242. Schreibtisch von lv. Till, München.
 
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