Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

DOI Artikel:
Rammelmeyer, O.: Spanische Thürklopfer aus Schmiedeeisen
DOI Artikel:
Riegl, Alois: Die nordische Ausstellung und F. R. Martin's Sammlungen zu Stockholm
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0213

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die nordische Ausstellung zu Stockholm.

Mitteln zwei an den Enden ausgedrehte Valuten die
Verbindung zwischen denr Griffring und den etwas
starren senkrechten Th eilen, zwischen welchen die
ächzende Zunge des markig geschmiedeten Thier-
dopfes herunterhängt. Der Oberkörper tritt ziemlich
unvermittelt aus dem leichtgetriebenen Auflageblech
hervor, gewissermaßen herausschießend, dem Kom
Ulenden entgegen, doch sestgepreßt in den erwähnten
vertikal herabhängenden Theileit, an welche sich der
Griffring vortheilhast anschmiegt. — In 285 ist
etn ähnlicher Gedanke zum Ausdruck gebracht; der
Griffring wird von der wirkungsvoll gemeißelten
Bestie im geschlossenen Maul gehalten, Haarlocken
^s Thierkopfes setzen sich zu beiden Seiteil des
Ringes verjüngend fort. Die Auflagebleche sind hier
stach, in Form eines sich viermal wiederholenden
einfachen Blattes mit Drehung der Achsen vom
oberen zun: unteren Blech.

Eine besonders feine Komposition, originell und
lnterefsant deshalb, weil wir daraus sofort deil Beruf

Hausbewohners erkenileil, ist der Thürklopfer
286, der am bischöflichen Palais in Barceloila an-
Sebracht ist. Der Fisch spielt in der kirchlichen Sym-
bolik eine bekannte Rolle; wir finden ihn auch hier
vor einein Auflageblech, das oben in eine schwach
getriebene Bischofsmütze endigt, darunter die Stola
Zu beiden Seiten herabhängend. So einfach der
Alopfer erscheinen mag, so reizvoll ist er und erfüllt
stcher scholl dariil seinen Zweck, indem er den allen-
falls Ortsunkundigen, mit den Kirchensinnbildern
aber desto besser Vertrauten gleich zur richtigen Stelle
U'eist. 288 führt uns sicher in das Haus eines
^eskulapjüngers; die geschlossene Schlangengestalt ist
ungeziert zum haildgriff gebogen, während das
^chuppenkleid durch die eingehauenen Meißelschläge
b'efflich nlarkirt ist. Das Auflageblech auf der Thür-
füllung ist in gefälligen Formen durchbrochen sym-
metrisch zu eilier Höhenachse konlpoilirt, mit größerem
^lächenschluß unten und leichterer Behandlung der
Spitze.

Wenn auch die Blüthezeit der Thürklopfer für
UNS vorüber ist, die Techniken jener Epoche voll der
Gegenwart zuiil Theil überstügelt worden siild, so
bleibt doch das Strebeil nach Schönheit in jeder
Generation lebendig.

Wie diese Schönheit zur höchsten Entfaltung
kommen wird und niuß, das fiilden wir z. Th. bei
Manchen bedeutendeil gefühlvollen Künstlern der
Ueueren Richtung zum Ausdruck gebracht. Es ist das
bebevolle Eindringen in das Geistige der lebendigen
'(atur mit Erkenntniß aller ihrer Feinheiten und
Gesetze. Nur da, wo in den Adern frische Säfte
weisen, schöpfen wir stärkende Kraft.

285. Thürklopfer aus Toledo; gez. von G. Rammelmeyer.

C*/io der wirkl. Größe.)

Le nordische -Ausstelkung und
F. V- Martrn's Sa,mn-
kungen zu Stockhokm. (Von
Prof. Dr. Mt Viegl.

Was noch vor Kurzem als Schrulle einzelner
kosmopolitischer Geister unseres Volkes galt, ist nun
Aeberzeugung der überwältigenden Majorität der
Gebildeten geworden. Die Führung im europäischen
Kulistleben, so lange Jahrhunderte ein Privileg der
Völker des südlichen und nlittleren Europa, wäre
also an den Norden unseres Erdtheils übergegangen.
In erster Linie denkt man hiebei freilich bloß an
den Nordwesten, an England; das entscheidende Ele-
ment beim Zustandekommen der englischen Natio
nalität bildeten aber, wie allgemein zugegeben wird,
Stämme nordgermanischer Abkunst, deren unver
mischte Nachkommen noch heute die drei skandinavi-
schen Reiche und die norddeutschen Küsten bewohnen.
Es erscheint daher ganz natürlich, daß sich auch auf
diese die Meinung von großen Dingen im modernen
Kunstschaffen erstreckt, und ein Blick auf die Werke
der norwegischen Maler oder der Kopenhagener
Porzellanmanufaktur vermöchte eine solche Meinung
wohl zu rechtfertigen.

Dieser gründlichen Wendung in der allgemeinen
Auffassung vom Werdegange der modernen Kunst,
ja Kultur überhaupt, muß man eingedenk sein, um
 
Annotationen