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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Der Ludwigsbrunnen in Aschaffenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0262

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Der Ludwigsbrunueu in Aschaffenburg.

LudwigbKrunnen in
Asch affen Kurg.

Aschaffenburg, die schön gelegene Alainstadt,
in der König Ludwig I. oft und gerne in längerem
Aufenthalt verweilte, beschloß zur Ehrung ihres
hohen Gönners, dem die StaM viel zu danken hat,
einen monumentalen Brunnen zu errichten. Nach-
dem hinreichende Mittel zum Theil aus dem Fond
zur Pflege und Förderung der Kunst durch den Staat,
zum Theil von der Stadtgemeinde aufgebracht waren,
wurde im Frühjahr \8st5
ein Wettbewerb für in
Bayern lebende Künstler
eröffnet. Die zu Ende
des Jahres erfolgte Ent-
scheidung des Preisge-
richts fetzte die Arbeit
von Architekt Paul
pfann und Bildhauer
Ernst Pfeifer — beide
in München — an erste
Stelle. Der Entwurf
dieser Künstler wurde
dann auch nach Geneh-
migung des kgl. Staats-
ministeriums zur Aus-
führung bestimmt. Nach-
dem das Brunnendenk-
mal im Sommer f8st7
fertig gestellt worden
war, wurde es am 5. September in Anwesenheit
Sr. kgl. poheit des Prinzregenten feierlich enthüllt.

Als Standort für das Denkmal war in dem
Preisausschreiben die Stelle bezeichnet, wo die nach
einen: Straßendurchbruch neu angelegte Luitpoldstraße
auf die längs des ehemaligen Stadtgrabens sich hin-
ziehenden öffentlichen Anlagen ausmündet. Dieser
von hohen Bäumen umstandene, in: Hintergrund
von Gärten begrenzte Platz rechtfertigt den in: pin-
blick auf das sonstige
Stadtbild Aschaffen-
burgs etwas gefährlich
erscheinenden Grund-
gedanken der Künstler,
den Zierbrunnen in Form
eines antikisirenden ar-
chitektonischen Aufbaus
zu planen. Maßgebend
für die Wahl dieses Stil
charakters war vornehm-
lich die Anspielung auf

die klassizistischen Neigungen des Königs, die gerade
in Aschaffenburg durch die Errichtung des pompeja-
nifchen pauses sichtbaren Ausdruck gefunden hatten.

Der vornehm, ruhig und harmonisch wirkende
Aufbau des Denkmals ist aus den hier gegebenen
Abbildungen genügend ersichtlich. Besonders erwähnt
sei nur, daß die bei derartigen Aufgaben nicht ganz
leichte Abwägung der Größenverhältnisse bestens ge-
glückt ist. Einige Maßangaben mögen deshalb die
Betrachtung der Bilder ergänzen: Die Längenaus-

dehnung der Brunnenanlage einschließlich der den
halbkreisförmigen Becken vorgelegten Stufe beträgt

in der Mittelaxe f2,3Hw,
die Breitenausdehnung
(von Stufe zu Stufe)
9,fO m, die pöhe des
ganzen Aufbaus von:
Boden bis zur Giebel-
spitze (ohne Akroterien)
7,^5 m. Die Säulen
sind 3, sOm, die penne
mit der Büste ist 3,90 w
hoch. Als Material
wurde verwendet: für
den Unterbau (Treppen-
anlage und Umfassung
der halbkreisförmigen
Becken) hellgrauer Gra-
nit, für den ganzen
übrigen Aufbau, mit
Ausnahme der aus
Untersberger Marmor
hergestellten Königsbüste, Kelheinrer Kalkstein.

Bei der Durchbildung der Architekturformen wich
pfann in richtiger Würdigung des dekorativen Cha-
rakters der Aufgabe von den: strengen Kanon der
klassischen Ordnung, wie sie an: Tempelbau sich ent
wickelt hatte, in: Einzelnen mannigfach ab. Diese
„Freiheit" hatten sich ja auch schon die Griechen
und Römer in: profanbau und bei kleinen Schmuck-
architekturen erlaubt. Aut feinfühliger Anpassung
an das Architektonische,
doch ohne steife, histo-
risch-ängstliche Stilisi-
rung sind die plastischen
Theile von Pfeifer nach
Pfanns Skizzen frisch
und charaktervoll mo-
dellirt. Die -s kleineren,
unteren Wasserspeier
(Laubfrosch, Eidechse,

Kröte und Schildkröte),
besonders aber die

3<H. Grundriß des Ludwigsbrunnens zu Aschaffenburg.
Architekt p. pfartrt, Bildh. L. pfeifer, München.

3^2. vgl. 3<M U. 3^5.

_-J

343. vgl. 34» u. 3<*5.
 
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