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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Pixis, Theodor: Wie ein Künstlerfest gemacht wird
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0292

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lüic ein Kiinftlcrfeft gemacht wird.

39s. vom Münchener Aünstlerfest. Aus der Gruppe der Assyrier (Aünstlersängerverein).

(Nach einer Photographie von kofphotograph Dittmar, Münchens)

vorüber war, und nun.von oben herab die Fest-
hymne von Baron v. Perfall ertönte, welche durch
ihre populär gewordenen Melodien die Erinnerung
an frühere Künstlerfeste, namentlich an das von
Feldafing (\893) wachrief.

Abermals eine Pause der Erwartung und zauber-
hafte, ganz eigenartige Klänge, die uns in eine an-
dere Welt versetzen, dringen an unfer Ohr! Der
Vorhang der Bühne theilt sich und Dunkelheit er-
füllt den ganzen Raum; kauin vermag man auf
den untersten, zur hochliegenden Akropolis führenden
Stufen die unheimlichen, düsteren Gestalten, die
Erinnyen zu erkennen. Der jugendliche Bacchus
vertreibt sie, währeitd es zu dämmern beginnt; man
sieht vereinzelte Gestalten, die das Morgenrots, er-
warten; es kommen deren immer mehr; Heller wird
es: bald erglänzt der Giebel des Bacchustempels im
ersten Morgensonnenschein; die Akropolis taucht aus
dem palbdunkel auf mit all' ihren Tempeln. Die
Terrassen und Stufet! füllen sich mit Volk, mit edlen
Frauen und Kindern. Kräftige Kriegergestalten er-
scheinen und oben entwickelt sich itnmer regeres Leben.
Tanz, Musik und lieblicher Gesang erfreuen Auge
und Ohr. Unterdessen ist Bacchus an den obersten
Stufen seines Tempels, der nun in vollen, Sonnen-
scheine erglänzt, angelangt. Alles ist in strahlendes
Licht getaucht. Er verkündet, daß dieser ihn, geweihte

') Die Vriginalien zu den Abb. 39s und 398 sind einer
Reihe von neun photographischen Bildern entnommen, welche
die ganze ziemlich umfangreiche assyrische Gruppe darstelleu. Die
Bilder sind einzeln um ITT. ;.50, zu einem Album vereinigt um
de» Preis von Ab. >2 durch tjofphotograp Dittmar zu beziehen.

Tag dem Volke geschenkt sei. „Jauchzt aus! Jauchzt
auf!" ruft er der Menge zu. Mit hinreißender Be-
geisterung jubelt diese ihm zu; immer stürmischer!
Bacchanten und Bacchantinnen, Satyre und Faune
stürzen herbei, heben Bacchus auf seinen Thron und
tragen ihn jubelnd durch die dichtgedrängten Massen,
die den Saal füllen. Alles ihm nach! Von der
herrlichen Musik Schillings' begeistert, von den
herzenswarmen Worten des Bacchus (Lützenkirchen)
hingerissen, jauchzt die Menge auf. Brausende
„Evod's" erfüllen das ganze paus, das noch selten
einen solchen ^ubel erlebt hat. Alles, was Stufen
und Terrassen angefüllt hatte, stürzt dem Bacchuszuge
„ach; Volk, Frauen, Philosophen, mächtige Krieger,
Diogenes init den „bösen Buben von Korinth", dann
eine Gruppe Aegypter, Assyrier mit dem goldenen
Kalb, Nubier mit den, Walfisch von Ascalon; die
j^ubelrufe werden immer stürmischer, die Musik
immer gewaltiger. Ein Gewoge, ein Leben, dabei
ein farbenprächtiges Gesammtbild! Wo kann ,„an
so etwas wieder erleben?

397. Eintrittskarte zum Münchener Allnstlersest von I. Diez-
(verkleinert.)

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