Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

DOI Artikel:
Brüning, A.: Moderne Kunsttöpfereien auf der Ausstellung im Kunstgewerbemuseum zu Berlin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0326

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Moderne Kuufttöpfercicit.

oder durchlässig, aber sie ermöglichen eine farben-
reiche, mannigfaltige Dekoration, so daß sie den ver-
schiedensten Schmuckzwecken dienen können.

Das Verdienst, die europäische Porzellan -
kuust nach fast hundertjährigem Schlafe wieder zu
frischem Leben erweckt zu haben, gebührt unbestritten
der Königlichen Porzellanfabrik zu Kopen
Hagen (seit \867 privatunternehmen). Während
alle übrigen Manufakturen Europas sich noch an den
Strahlen ihres alten Ruhmes erwärmten und mit
selbstzufriedener Genügsamkeit von ihrem alten For-
menschatze lebten, hat diese Fabrik sich einen sowohl
technisch wie künstlerisch völlig neuen Porzellanstil ge-
schaffen. Wenn auch Anfangs die Japaner, vielleicht

4^6—*H8. Teller aus der kgl. Porzellan Manufaktur
zu Kopenhagen. ('/0 der wirkt. Größe.)

gerade die Arbeiten Kozan's, Vorbilder sein mochten,
so hat sie doch bald ihre eigenen selbständigen Ausdrucks-
mittel gefunden. Indem sie die Unterglasurmalerei
zum ausschießlichen Dekor ihrer Porzellane machte,
verzichtete sie allerdings auf die reiche Farbenskala
der Ueberglasurmalerei, erhöhte aber den Gebrauchs-
werth ihres Porzellans, da ja die Unterglasurfarben
gegenüber den im Muffelfeuer ausgebrannten, ab
reibbaren Ueberglasurfarben, durch den harten Panzer
der Glasur geschützt, nur mit dem Scherben selbst
vernichtet werden können. Die Unterglasurmalerei
in künstlerischer Ausbildung hatten bis auf den
Japaner Kozan eigentlich nur die Chinesen gekannt.
Außer dein Kobaltblau verstanden sie auch ein Kupfer-
roth, allerdings nur selten gelungen, in: scharfen
Glasurbrande zu erzielen. Die europäische Porzellan-
kunst kannte freilich auch die Blaumalerei unter
der Glasur, aber sie verwandte sie nur für minder-

werthiges Gebrauchsgeschirr. Die Uopenhagener
wiesen nun der Blaumalerei auch künstlerische Ziele
zu, lernten das Blau in verschiedenen Abstufungen
von den hellsten bis zu den dunkelsten Tönen zu
verwenden und gewannen, gestützt durch die pilss-
inittel der modernen Chemie, noch andere Unter-
glasurfarben : ein stumpfes Grün, ein blasses

Roth und graubraune Töne, eine allerdings be-
schränkte Palette, die sie aber mit großem Geschick
in Verbindung mit dem schneeigen Weiß der Masse
auszunutzen verstehen. Ihre Schmuckinotive holen
sie sich aus der sie umgebenden Natur ihrer peimatb.
Das Meer mit seinem ewig wechselnden Antlitz,
Feld und Flur, Wald und Garten mit ihren wilden
und zahmen Bewohnern und deni unerschöpflichen
Reichthum der Pflanzenwelt bieten ihnen reichliche
Fülle der Gestalten, aus denen sie mit sicherem Griff
ihre Zierformen herausnehmen. So entsteht eine
Kunst, die fest in dem Boden ihrer peimath wurzelt
und daraus ihre ganze Nahrung zieht. Indem sie
diese Naturmotive in impressionistischer Art nur an-
deutungsweise wiedergeben, auf eine Modellirung
und kleinliche Ausführung verzichten, gewinnen diese
Schmuckgebilde den Ausdruck des Flächenhaften und
werden so schon durch die Art der malerischen An-
schauung zum Flächenornament. Auch durch die
wie ein duftiger Schleier über der Malerei gebreitete
Glasur wird dieser Eindruck des in der Fläche lie-
genden Ornamentes noch mehr verstärkt. Man
braucht nur einmal die ängstlich gemalten und mit
plastischer Ruudlichkeit aufliegenden Blumensträuße
aus den porzellanen des vorigen Jahrhunderts mit
diesen: Dekor zu vergleichen, um die Vorzüge der
neuen Schnruckweise zu würdigen. Wie bei den Ost-
asiatien sind die Gefäßformen wenig gegliedert, die
Ziermotive breiten sich ungehindert über die großen
freien Flächen der Vasen, Teller und Tassen. Die
alte europäische Kunsttradition, nach der der Dekor
sich scharf gesondert über die verschiedenen Thcile der
streng gegliederten Gefäße vertheilt, ist, freilich nicht
immer zum Guten, fast ganz preisgegeben worden.
Für kleineres Gebrauchsgeschirr dient gewöhnlich als
Zierrath eine einzelne Blume, ein Fisch, ein Schmetter-
ling u. dgl., die Flächen größerer Vasen und Wand-
teller werden gern zu größeren Kompositionen be-
nutzt, die mit der Bezeichnung des ausführenden
Künstlers versehen sind. Auch in plastischen Arbeiten
hat man sich versucht. Besonders gut gelingen die
Darstellungen von Thierkörpern, bei denen die Farben-
und Materialwirkung des Porzellans mit der Farbe
und stofflichen Beschaffenheit des Thierkleides in Ein-
klang zu bringen ist. Von den in der Abb. 449
zusammengestellten porzellanen stellt der Blumenkübel

302
 
Annotationen