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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0352

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Lhronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

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Gronik k$ VgHkrigm Künflgkwkkßevkl-kins.

Äkkgememe (Vereinenachrichken.

Die Bibliothek ist den vereinsmitgliedcrn allwöchentlich
drei Mal — Dienstag, Mittwoch und Freitag Abend — zu-
gänglich , aber nicht, wie in letzter Nummer irrthümlich ange-
geben wurde, von 5—7 Uhr, sondern von 7 — 9 Uhr.

Mochenversammkungeir.

Achtzehnte Mochenversammlung, am 2I. März — ein
Goldschmiedeabend, zu welchein insbesondere die Goldschmiede
und Silberarbeiter Wolleuwcber, Ulinterhalter, kseiden, lsarrach,
Rothmüller, Merk, v. Miller, Schallmayer, Blachian, Strobl,
die Antiquare Böhler und Einstein, — sowie Bildhauer Groß
zahlreiche Arbeiten beigestenert hatten. Ans Veranlassung des
Architekten Bertsch erläuterte lsofgoldschmied Heiden die Aus-
stellung im Ganzen, gab aber bald das Wort dem als Gast
anwesenden Vr. I. Naue, welcher aus seinen eigenen Samm-
lungen kostbare Schau-Stücke vorführte, Gold - Rosettchen aus
Mykenä (;500—;qoo v. Ehr.), Brachen und Ghrgehänge aus
dem 9.—7. Jahrhundert v. Ehr., etruskische Sachen aus dem
z. Jahrhundert v. Ehr., endlich Schmucksachen aus der Römer-
und Völkerwanderungszeit, Hofjuwelier Heiden erläuterte
dann an der Hand der ausgestellten Stücke den Unterschied
zwischen „gedrückter" und „getriebener" Arbeit u. s. w.; ganz
besonderes Interesse erregten die von Maierhofer (bei Wollen-
weber) gefertigten, überaus feinen Naturabgüsse (Pflanzen und
kleine Thiere). Weitere Erklärungen folgten von Merk über
Edel- und Halbedelsteine, von H, Wintermantel (aus Wald-
kirch) über die von ihm ausgestellten, sehr schönen Proben der
Steinschleiferei; endlich verdienen auch die Messingbeschläge von
Lasser rühmende Nennung. — Trotzdem diese Wochenver-
sammlung wie ihre Vorgängerin mehr oder weniger improvisirt
war, konnte sie dennoch als wohlgelungen bezeichnet werden.

Neunzehnte Mochenverlainmlung, am ;<j. April. Nach
dreiwöchentlicher Dsterpause, während der nur die Bibliothek
geöffnet war, wurde die Versammlung durch Prof. v. Thiersch
mit der Bekanntmachung des Ergebnisses des Einband-Wett-
bewerbes eröffnet, das wir schon in vorletzter Nummer mit-
getheilt haben; die eingelanfenen Entwürfe waren gleichzeitig
ausgestellt. Bemerkt zu werden verdient, daß die drei mit
Preisen bedachten Autoren die Münchener Kunstgewerbeschule
besucht haben, der an erster Stelle ausgezeichnete sogar noch
Schüler der genannten Anstalt ist. Den Hauptgegeustand des
Abends bildeten I. v. Schmädels „Mittheilungen über mo-
derne Rcproduktionsverfahren". Die Ausführungen des Red-
ners, die in allen ihren Theilen den gewiegten Kenner des
gesummten Gebiets der Reproduktionsverfahrcn offenbarten,
begannen mit der Besprechung der Autotypie, die vor nunmehr
;7 Jahren von I. v. Schmädel in Gemeinschaft mit G. Meisen-
bach in München erfunden wurde und von da aus ihren Weg
durch die ganze civilisirte Welt machte, dabei von bahnbrechender
Wirkung nicht nur i,n schwarzen Buchdruck, sondern mehr noch
im Bereich des Farbendruckes. Als Redner die ersten Proben
autotypischer Eliches einer Straßburger Druckerei überlieferte,
wurde er geradezu als Schwindler bezeichnet; von der Voll-

endung der heutigen Eliches waren allerdings jene ersten weit
entfernt. Die Amerikaner waren es namentlich, welche das
Verfahren vervollkoinmneten, indem sie gleichzeitig das geeignetste
Papier und die besten Farben herstellten und besondere Ma-
schinen für den Druck der sehr heiklen autotypischen Eliches
bauten. Wesentlich bei der Autotypie ist die Gleichmäßigkeit
des Liniennetzes, bei welchem etwa 5—7 Linien auf die Breite
eines Millimeters kommen; die höchste Gleichmäßigkeit erreichen
die amerikanischen „Rasterplatten". — Auf die einzelnen Druck-
arten eingehend, theilte Redner dieselben in drei Klassen ein:
Hochdruck (Buchdruck, Holzschnitt, Zinkotypie, Autotypie),
Tiefdruck (Kupferdruck, Heliogravüre), Reaktionsdruck
(Lithographie). Beim Hochdruck bleiben die zum Abdruck ge-
langenden Flächentheile hochstehend, so daß sie allein beim Lin-
walzen die Farbe annehmen und dann beim Druck abgeben.
Der Tiefdruck verlangt ein sorgsames Linreiben der Platten mit
Farbe, worauf die überflüssige Farbe von den Erhöhungen weg-
gewischt wird; beim Druck wird dann das Papier so fest gegen
die Platte gedrückt, daß beim Abheben desselben die in den
Vertiefungen eingeriebene Farbe von dem Papier mit ausgehoben
wird; daher rührt es, daß alle Tiefdrücke infolge des ver-
fchiedenenFarbenauftrags ein deutlich bemerkbaresReliefaufweifen.
Der Reaktionsdruck beruht auf der Eigenschaft des feinkörnigen
lithographischen Steines, vermöge seiner PorositätFette einzusaugen;
näßt man dann den Stein vor dem Einwalzen, so nehmen nur
die mit Fett imprägnirten Stellen, die natürlich beim Einnässen
das Wasser abgestoßen haben, die fette Farbe an, die sich dann
beim Abdrucken auf Papier abklatscht. — In neuester Zeit ist
man, insbesondere durch die versuche von Vogel (Berlin),
Or. E. A l b e r t (München) und Will. K u r tz (New-Hork) dahin
gelangt, auch den Farbendruck auf dem Wege des Buchdrucks
zu vervielfältigen; man fertigt jetzt nicht nur polychrom. Auto-
typien mit nur drei Platten (vgl. darüber Tafel 2 tu £jeft 2
dieses Jahrganges), sondern sogar farbige Heliogravüren. Zu
letzteren muß allerdings bemerkt werden, daß, indem nur
eine Druckplatte hergestellt wird, die verschiedenen Farben erst
einzeln in die verschiedenen Parthieen der einzigen Platte
eingerieben werden müssen. Das Verfahren ist so umständlich,
daß im Tag nur 2—3 Drucke gemacht werden können; ander-
seits gestatten die neuesten Kupferdruck- und Autotypie-Schnell-
pressen bis zu ;2 000 Drucke pro Tag. Die auch durch Tafel-
zeichnungen erläuterten Worte des Redners wurden aufs Beste
illustrirt durch eine ungemein große Anzahl Probedrucke der
verschiedensten Rcproduktionsverfahren. — Der mehr als andert-
halbstündige Vortrag erregte in der sehr zahlreichen Versamm-
lung das regste Interesse.

Zwanzigste wochenversammlung — ani 26. April —zugleich
preisvertheilung an die Lehrlinge und Schluß der dießwinter-
lichen Versammlungen. — Mit Rücksicht auf diese Besonderheit
des Abends mar der Versammlungssaal mit Taunengrü»,
Kränzen, Embleme» re. äußerst malerisch und sinnig geschmückt,
eine Arbeit, an welcher Tapezierer Bertsch sen. und ja»-
de» Hauptantheil hatten, thatkräftig unterstützt von den Bild-
hauern Ringer und Groß. Der Vereinsvorstand, Pro-
fessor v. T h i e r s ch begrüßte die sehr zahlreich erschienenen
Vereinsmitglieder und deren Angehörige und wies zurück auf

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