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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Gmelin, Leopold: Das Kunsthandwerk im Münchener Glaspalast, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0397

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5^8. Zierleiste von S. r>. 2uchodolski.

0 (jLunsthandwerß ttn
Münchener (6»kas^
pakast.

(Von L. (Vmekin.

Das Kunsthandwerk, das im letzten Jahre ge-
legentlich der VII. internationalen Kunstausstellung
mit Mühe und Noth Einlaß in den Glaspalast er-
rungen hatte, das damals mit einem kleinen Eckchen
vorlieb nehmen mußte, das von den Eilten als Ein-
dringling, von den Anderen als Aschenbrödel an-
gesehen und nur von verhältnißniäßig Wenigen in
seiner Bedeutung für Kunst und Leben gewürdigt
wurde, —• das Kunsthandwerk bildet in diese m
Jahre unstreitig eines der Zugstücke der Ausstellung
int Glaspalast. Freilich dauerte es geraume Zeit,
bis seine Toilette so weit beendigt war, um sich vor
den Leuten zeigen zu können!

Es war bereits März, als die Verhandlungen
mit der Künstlergenossenschaft, welche z. Zt. Herrin
des Glaspalastes ist, so weit gediehen waren, daß
der Kleinkunst in Gemeinschaft init der Architektur
eine größere Raumgruppe zugesprochen wurde. Zu
dieser Zeit erst konnte man ernstlich daran gehen,
für die Betheiligung an der Ausstellung des Kunst-
Handwerks zu werben, und so war die „Jahres-
ausstellung" schon mehrere Wochen geöffnet, als am
s3. Juli auch die Schranken von den bisher ver-
schlossenen Pforten in der Südostecke des Glaspalastes
fielen.

Gegenüber dem Vorjahre hat die Gruppe der
Kleinkunst nicht nur an Amsang, sondern auch an
ansprechender Wirkung gewonnen. Jm letzten Jahre
auf eine winzige, entlegene Ecke des Glaspalastes
beschränkt, die mit Mühe und Noth die Zusammen-

pferchung kleiner Möbelgruppen auf engstem Raum
ermöglichte, aber einer freien Entfaltung überall
Schranken setzte — Heuer eine achtmal größere Grund-
fläche, allerdings unter Einbeziehung der „Abtheilung
für Architektur", die übrigens größtentheils von der
dekorativen Kunst gespeist wurde — Platz genug,
um eine erkleckliche Anzahl behaglicher Ruhepunkte
für Körper und Geist zu schaffen, ausgereifte, ab-
gerundete Einzelgruppen, die für sich betrachtet und
genossen werden können, unbeeinträchtigt durch die
ausdringliche Nachbarschaft andersartiger Dinge. Da-
durch konnte auch die Hochfluth des Kleingeräthes,
besonders der Keramik, etwas eingedämmt oder
wenigstens so abgeleitet und vertheilt werden, daß
nicht — wie im letzten Jahre —■ in jedem Winkel
sich ein Musterlager von Häsen und Töpfen einnistete,
wodurch das Besichtigen der Räume der Kleinkunst zu
einen, Spießruthenlaufen wurde.

Das System, welches man bei der Durchführung
unsrer Ausstellungsgruppe einhiclt, darf als ein be-
sonders glückliches bezeichnet werden: Für die Ver-
theilung und allgemeine Gestaltung der Räume hatte
eine Planskizze des Vorsitzenden des „Ausschusses für
Architektur und Kunsthandwerk", Prof. Fr. v. Th i ersch,
die Grundlagen geschaffen, und nun wurden die ein-
zelnen Räume Künstler» oder Künstlergruppen zu-
gewiesen zur Ausgestaltung iin Einzelnen, die denn
auch im gegenseitigen Einvernehmen erfolgte. Prof,
v. Thiersch schuf im Mittelpunkt der Anlage ein
malerisches Löschen mit Marmorbrunnen und Bogen-
hallen, Bänken und Truhen, Skulpturen und pflanzen-
grün, ein Bau, der im Charakter seinem Vorbild
— einem Höschen im Fuggerhaus zu Augsburg, mit
Früh-Renaissancemalereien v. J. 1515* 1) ■— sehr

*) Die Ausmalung des Höschens rührt von Joseph

i d in a n n, München, her.

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Kunst und Handwerk. 47. )ahrg. Heft U.

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