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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 47.1897-1898

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Gmelin, Leopold: Das Kunsthandwerk im Münchener Glaspalast, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7002#0433

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585. Zierleiste von N). Piittner.

Aunskhan-werß im
Münchener (Btfae?
pakask. 6WGAGAZ)
(Von L. (^mekin.

(Schluß.)

Wenn wir nunmehr den Einzelarbeiten der
Ausstellung näher treten, wobei sich hin und wieder
Gelegenheit geben wird, auf die obigen allgemeinen
Ausführungen zurückzukommen, so dürfen hier wohl
die Möbel H. (£. v. Berlepsch's an die Spitze
gestellt werden. Ihr Urheber hat, wie schon oben
erwähnt, das Pflanzenstudium mit einem Eifer be-
trieben wie Wenige. Aber trotz aller genauen Be-
obachtung der Feinheiten der pflanzlichen Formen
hat er sich in seinem struktiven Denken nicht beirren
lassen. Seine Möbel tragen in erster Linie den
Stempel des Zwecks und der Technik. Manchmal
wird man freilich finden, daß hier eine Füllung will-
kürlich gestaltet ist, dort ein Beschlag etwas gesuchte
Linien aufweist; aber im Ganzen darf man wohl
zufrieden sein: Stühle und Sopha sind bequem, Tisch
und Schränke praktisch und brauchbar, indem sie
weder durch überflüssige Verschnörkelungen, noch
durch heimtückische Ecken und Aanten ihre Gebrauchs-
fähigkeit beeinträchtigen.

Der dekorative Reiz all' dieser durchaus gesund
und holzgemäß zusainmengefügten Möbel beruht
theils auf den originellen Eisenbeschlägen, theils auf
der Verwendung verschiedenfarbig gebeizten Holzes
(braun, grün, roth), theils auf der eigenthümlichen
Benützung des van Buyten'fchen Verfahrens1), die

>) vgl. Heft IX. 5. 32;.

Holzmaserung durch Sandgebläse und Aetzung zur
Reliefwirkung zu steigern. Hier ist die beste Gelegen-
heit geboten, die allerdings sehr malerisch-belebende
Wirkung derartig behandelter Holzflächen zu be-
urtheilen. v. Berlepsch führte aber auch noch ein
neues Moment ein: An mehreren Möbeln, besonders
auch an seinen Bibliothekschränken, benützte er dieses
Verfahren in der Weise, daß er flachgehaltenen pflanz-
lichen Schmuck unter Zuhülfenahme von Aautschuk-
schablonen als reines Flachornament stehen und nur
den Grund durch Sandgebläse bearbeiten ließ.

Die Beschläge sind jedenfalls die einzigen j)ar-
tieen, von denen man sagen könnte, weniger wäre
mehr gewesen. Dies gilt z. B. von dem Beschlag
der kleinen Seitenthürchen des Schränkchens, die
solch umständlicher Vorrichtungen zun: Oeffnen und
Zusammenhalten nicht bedurften. An anderen Stellen
entspricht die Gestaltung der Beschläge nicht der
ihnen zugewiesenen Funktion; so erwecken jene am
Sopha (Abb. 5ß7) die Meinung, als befände sich
zu unterst ein Scharnier, durch welches sich die
Anterwand herunterklappen läßt, während that-
sächlich der Sitz aufgeklappt werden kann und das
zum Verschluß der Truhe führende Schlüsselloch zu
oberst in: Beschläg, ganz an der Spitze liegt,
während es eigentlich den Ausgangspunkt des ganzen
Beschlag-Ornamentes hätte bilden müssen. Doch
sollte sich Meinand durch solche und ähnliche Ein-
wände die Freude an: Ganzen verderben lassen.
Wenn man sich vergegenwärtigt, daß n:an es hier
mit fast völlig neu erfundenen Dingen zu thun hat,
daß Berlepsch in der verhältnißmäßig kurzen Zeit
die Tapetennmster, die Decken-, Wand- und Thür-
stuckaturen, den Wandbrunnen, die zehnerlei Möbel,
die Aupferarbeiten, die Fensterverglasung selbst

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Aunst und Handwerk. 47. Iahrg. Heft \2.

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