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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Konkurrenz um ein Brunnendenkmal Kaiser Ludwigs des Bayern für die Stadt Weißenburg a. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0028

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Brunnendenkmal-Konkurrenz.

(Konkurrenz

um ein Krunnendenkmat Aaiser Ludwige
-es Hauern für die Stadt Meiszenöurg a. S.

fic Sitte, Quellen und Brunnen durch
architektonische Anlagen einen statt-
lichen Rahmen zu geben und diesen
mit plastischen Werken sinnreich zu
schmücken, ist eine alte und gute.
3,‘ Alan braucht nur auf unser nach-

barliches Augsburg, die „Stadt der schönen Brunnen",
zu blicken, um zu erkennen, wie strefflich es eine
künstlerisch hoch stehende Epoche verstanden hat,
ein Städtebild zu bereichern und zu verschönern
dadurch, daß sie das reich fließende, segenspendende

—16. Masken von dem Dittlerscheu Brunnenmodell,
vgl. Abb. {7.

Naß allerorts in ein monumentales Gefäß zu fassen
wußte. Daß unsere Zeit wieder aus öffentliche
Monumental- und Zierbrunnen erhöhten Werth
zu legen beginnt, darf man als ein erfreuliches
Zeichen dafür betrachten, daß man anfängt, der kahlen,
konventionellen Denkmalsplastik müde zu werden,
und sich für den Schmuck unserer Straßen, Plätze
und Anlagen nach neuen Motiven sehnt. Die An-
regungen, welche die Aufgabe, einen Brunnen archi-
tektonisch und skulpturell auszugestalten, der Rünstler-
phantasie bietet, sind unendlich. Gb der Rünstler
sich mit eigenem, selbstthätigem Naturgefühl in die
lebendig wirkenden Rräfte des frischen Elementes
hineinzuversetzen vermag, um aus der unmittel-
baren Anschauung der Natur seinem Empfinden

Gestalt zu geben, wie die Alten im Anschauen des
ewig bewegten Vceans ihre Meergötter schufen, und
Meister Böcklin, der Einzige, welcher den hohen
Alten im Geiste und in der Wahrheit nachfolgt,
seine Paine, Felsen und Gewässer mit den holden
und mitunter wohl auch unholden Rindern seines
Dichtergeistes bevölkert, oder ob ein Anderer sich den
reichen Sagenschatz zu Nutze macht, den die märchen-
bildende Rraft der deutschen Volksseele um Quellen,
Bäche und Teiche so reichlich aufgehäuft hat, oder
ob schließlich ein wirkliches Geschehniß, das
historische Ereigniß, zum Vorwurf eines Brunnen-
Monuments gewählt wird, immer bildet das fließende
j Wasser einen willkommenen Anlaß zu einer ungleich
reicheren und mannigfaltigeren Gestaltung der Archi-
tektur, als sie bei dem gewöhnlichen Denkmal mit
seinem traditionellen Sockel möglich ist.

Ein geschichtliches Vorkommniß war das Natür-
lichste und passendste, was eine Stadt mit so reicher
historischer Vergangenheit, wie die alte freie Reichs-
stadt Weißenburg im Nordgau, als Vorwurf
für einen Monumentalbrunnen wählen konnte, den
sie auf einem ihrer alten Plätze, dem architektonisch
zwar bescheidenen, aber doch charakteristischen polz-
markt, aufzustellen gedenkt. Das Andenken ihres alten
Schirmherrn, Raffer Ludwigs des Bayern, will sie
durch ein Brunnen-Monument erneuern und ehren.

Ueber die Beziehungen der Weißenburger zu
dem Raiser berichtet die Voltz'sche Thronik der Stadt
wie folgt: „Während der Fehden zwischen Raiser
Ludwig dem Bayern und Friedrich III. hat hiesige
 
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