Randbemerkungen zu neueren Arbeiten von Aarl Groß.
\22. Gewölbedekoration (Stuck) und elektrische Lampe (Messing) von Bildhauer Karl Groß (München), Dresden.
Früchte zeitigen kann, wenn auch daneben noch
manche unreife oder wurmstichige Frucht herunter-
geschüttelt wird.
Einer der Jüngsten von denen, die sich mit
Feuereifer daran machten, die im Pflanzenreich auf-
gespeicherte Formenwelt in unmittelbarerer Weise, als
dies in früheren Stilperioden der Fall war, zur Ge-
staltung oder zur Ausschmückung des Kleingeräthes
heranzuziehen, ist Karl Groß; was ihn aber von
der Mehrzahl der Gleichstrebenden unterscheidet und
ihm vor ihnen einen gewissen Vorsprung giebt, das
ist sein praktisch-technisches Können. Als Bildhauer
und Ziseleur aus der Münchener Kunstgewerbeschule
hervorgegangen, dann in jahrelanger praktischer
Thätigkeit in der Künstlerwerkstätte Fritz v. Miller's
gekräftigt, betrat er die neuen Wege, ausgehend von
dem soliden Boden technischen Könnens und Ver-
stehens. 3n feinem künstlerischen Schüssen bildet
dieser solide Boden gewissermaaßen die gegen Ver-
wüstung und Verödung gesicherte Heimath, zu der
es ihn immer wieder hinziehen, die ihm den festen
Rückhalt bieten wird und aus der die „starken Wurzeln
seiner Kraft" ihre Nahrung saugen.
Wir haben schon wiederholt Veranlassung ge-
habt, Werke von Karl Groß zu besprechen und im
Bilde vorzuführen (vgl. Zahrg. (897/98 5. 25, 36,
26f ff., 4(2, 430). Hatten wir es früher fast nur mit
Zinnarbeiten zu thun, so liefern die diesen Zeilen
beigegebenen Abbildungen die Belege dafür, daß
Groß sich mit jenem Material nicht ausschließlich
befaßt. Ze nach Neigung oder Anlaß wendet er
sich dem Stuck, dem Schmiedeeisen, dem Edelmetall
zu, — ja er verschmäht es auch nicht, gelegentlich
für ein Tischdeckchen ein Stickmuster zu entwerfen.
Daß man Stickmuster, auch ohne selbst Sticker zu sein,
der Technik gemäß komponiren kann, hat schon
Gbrist deutlich genug bewiesen; überdies pflegt jeder,
der selbst wenigstens eine handwerkliche Technik aus-
übt, sich erst in das Wesen eines anderen Verfahrens
zu vertiefen, ehe er dem letzteren künstlerisch die Wege
weisen will.
Von Groß' Streifzügen in die Pflanzenwelt giebt
die Zeichnung auf 5. (83 — Vorfrühling — ein
sehr treffendes Bild; die bestimmte, sichere Art, mit
der hier die knospenden Zweige, das erste Laub, die
ersten Blüthen dem Papier anvertraut sind, beweist,
8-t
\22. Gewölbedekoration (Stuck) und elektrische Lampe (Messing) von Bildhauer Karl Groß (München), Dresden.
Früchte zeitigen kann, wenn auch daneben noch
manche unreife oder wurmstichige Frucht herunter-
geschüttelt wird.
Einer der Jüngsten von denen, die sich mit
Feuereifer daran machten, die im Pflanzenreich auf-
gespeicherte Formenwelt in unmittelbarerer Weise, als
dies in früheren Stilperioden der Fall war, zur Ge-
staltung oder zur Ausschmückung des Kleingeräthes
heranzuziehen, ist Karl Groß; was ihn aber von
der Mehrzahl der Gleichstrebenden unterscheidet und
ihm vor ihnen einen gewissen Vorsprung giebt, das
ist sein praktisch-technisches Können. Als Bildhauer
und Ziseleur aus der Münchener Kunstgewerbeschule
hervorgegangen, dann in jahrelanger praktischer
Thätigkeit in der Künstlerwerkstätte Fritz v. Miller's
gekräftigt, betrat er die neuen Wege, ausgehend von
dem soliden Boden technischen Könnens und Ver-
stehens. 3n feinem künstlerischen Schüssen bildet
dieser solide Boden gewissermaaßen die gegen Ver-
wüstung und Verödung gesicherte Heimath, zu der
es ihn immer wieder hinziehen, die ihm den festen
Rückhalt bieten wird und aus der die „starken Wurzeln
seiner Kraft" ihre Nahrung saugen.
Wir haben schon wiederholt Veranlassung ge-
habt, Werke von Karl Groß zu besprechen und im
Bilde vorzuführen (vgl. Zahrg. (897/98 5. 25, 36,
26f ff., 4(2, 430). Hatten wir es früher fast nur mit
Zinnarbeiten zu thun, so liefern die diesen Zeilen
beigegebenen Abbildungen die Belege dafür, daß
Groß sich mit jenem Material nicht ausschließlich
befaßt. Ze nach Neigung oder Anlaß wendet er
sich dem Stuck, dem Schmiedeeisen, dem Edelmetall
zu, — ja er verschmäht es auch nicht, gelegentlich
für ein Tischdeckchen ein Stickmuster zu entwerfen.
Daß man Stickmuster, auch ohne selbst Sticker zu sein,
der Technik gemäß komponiren kann, hat schon
Gbrist deutlich genug bewiesen; überdies pflegt jeder,
der selbst wenigstens eine handwerkliche Technik aus-
übt, sich erst in das Wesen eines anderen Verfahrens
zu vertiefen, ehe er dem letzteren künstlerisch die Wege
weisen will.
Von Groß' Streifzügen in die Pflanzenwelt giebt
die Zeichnung auf 5. (83 — Vorfrühling — ein
sehr treffendes Bild; die bestimmte, sichere Art, mit
der hier die knospenden Zweige, das erste Laub, die
ersten Blüthen dem Papier anvertraut sind, beweist,
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