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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Morawe, Ferdinand: Petroleumlampen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0175

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226. Kopfleiste von F. Slassen.

Petrokeumkampen.

n unseren Tagen, die sich durch
das Bestreben charakterisiren, einer
immer mehr künstlerischen Lebens-
haltung Geltung zu verschaffen,
entdeckt man bei genauem Hin-
blicken eine stetig sich vergrößernde
Menge von Gegenständen unseres Haushaltes, bei
denen am besten der Anfang jener Bestrebungen liegen
müßte. Eines der wichtigsten Mbjekte ist unsere
Petroleumlampe, welche, was allein ihr Aeußeres
betrifft, gar sehr im Argen liegt, so daß jede Ver-
besserung, auch nur jede Anregung dazu, stets mit
Freuden begrüßt werden muß. Die Klagen gewisser
kleiner Kreise sind durchaus berechtigt, denn in der
That, man sehe sich unsere Lampengeschäfte an
(hat man übrigens Gins in Einer Stadt gesehen,
so hat man alle in allen Städten gesehen), und man
wird vergeblich nach der Lampe suchen, die uns in
jeder Beziehung befriedigen kann, — „Uns", das ist
nicht das große Publikum, welches ja doch durch un-
entwegtes Kaufen der größten Unglaublichkeiten auf
fast allen Gebieten, in denen einigermaßen der Ge-
schmack in Frage kommt, beweist, wie viel von
gutem Geschmack ihm fehlt, —- und das sich auch
durch Jahrzehnte und länger mit der Handhabung
von Gegenständen - lammsgeduldig quält, weil es
gar nicht auf den Gedanken kommt, kategorisch und
unisono Besseres, Handlicheres an Stelle des Be-
stehenden zu verlangen. So ist's auch mit der Pe-
troleumlampe. Es ist da dringendes Bedürfniß nach
etwas in jeder Beziehung Gutem vorhanden, und
doch nimmt man freudig die größten Unbequemlich-
keiten hin, zumal dabei noch die künstlerische Urtheils-
losigkeit der Menge eine nicht zu unterschätzende
Rolle spielt. Dein künstlerisch Empfindenden, dem
geschmackvollen und nicht zuletzt dem praktisch

denkenden Menschen sind unsere Lampen schon längst
ein Greuel, und der Wunsch, das Kunstgewerbe
möge sich dieses Themas praktisch bemächtigen, ist
nicht neu.

Das Kunstgewerbe hätte gerade jetzt, in der
Zeit seines Selbständigwerdens, unter so günstigen
Bedingungen Veranlassung und Gelegenheit, han-
delnd in die Lampenkalamität einzugreifen, der
Künstler dem Fabrikanten und seinem in Schemata
eingezwängten Musterzeichner entgegenzutreten, um
dieses wichtige Gebiet in die Reihe der durch eine
wiederbeginnende mehr künstlerische Lebenshaltung
in Mitleidenschaft gezogenen verwandten Gebiete
mit einzureihen. Wie noth das thut, zeigt uns eben
die Besichtigung eines Lampenlagers. Dabei sehen
wir ganz ab von Lylindern, Dochten, Brennern,' die
im großen Ganzen heutigen Tags nichts zu wünschen
übrig lassen, sehen auch ab im Allgemeinen von der
Glocke und dem bunten Lichtschirm, den man heute
auch meist zweckdienlich und geschmackvoll herstellt,
sondern betrachten nur den Lampen fuß, nämlich
denjenigen Theil, welcher namentlich beiin Ankauf
von größeren und reicher ausgestatteten Stücken das
endlich Entscheidende und so wichtig ist, daß derselbe
gewöhnlich gemeint ist, wenn von Lampe, also dem
Ganzen, schlankweg gesprochen wird.

Wie sieht-jener Lampenfuß nun aus? Meist hat
er Vasenform, das Bassin ist in den Bauch der Vase
versenkt, welche oftmals aus werthvollem Material
besteht, auch unter Umständen wirklichen Kunstwerth
hat. Gder er hat die Form einer korinthischen Säule.
Hantiren läßt sich mit dieser Art ungefähr am
besten, man kann sie am leichtesten und am sichersten
anfassen, aber der Anblick ist recht absonderlich: eine
Vnyxsäule auf zwei, drei Stufen, mit metallenem
Fuß, stets korinthischem Kapitäl und darüber irgend
ein beliebiges, durchaus nicht korinthisches Petroleum-
bassin, womöglich darauf eine Glocke mit dem Trom-
peter von Säckingen, Faust und Grethchen oder

Kunst und Handwerk. ^9. Iahrg. Heft 6.

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