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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Habich, Georg: Villa Stuck
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0204

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►■MN2-

StV<K

270. Villa Stuck; nach einer Tintenskizze des Künstlers.

lVikka Atuck.

(Von Dr. <A. HaKich.

»Introite, et hic dii sunt.i

s ist ein geschlossener, fast quadra-
tischer Bau, mit einem hohen
Stockwerk und niederem Ober-
geschoß, ein rings freistehendes,
von allen vier Seiten durch zahl-
reiche Fenster sein Licht empfan-
gendes Haus, das Franz Stuck
sich unlängst auf der Höhe des Gasteig in München
erbaut und seit einigen Monaten bezogen hat. Mas
beim ersten Anblick zunächst auffällt, ist die erstaun-
liche Zurückhaltung in der architektonischen Gliederung
der Außenseiten. Gin Weniges nur springeit die
vier Ecken — eckthurmartig — vor. Nur die beiden
oberen Stockwerke sind durch ein, allerdings kräftiges
Gesims mit Zahnschnitt getrennt. Durchweg ohne
Architekturrahmen sind die Fenster gelassen; sie
stehen auf Vorder- und Nebenseiten als einfache
Mauerschlitze in der Wand. Selbst an einein vor-
springenden Dachsimse, der die Wände traufenartig
zu schützen bestiiitmt wäre und durch seinen kräftigen
Schlagschatten dem Gebäude einen bestimmten Ab-
schluß nach oben geben würde, gebricht es: viel-
ntehr springt der Dachstuhl stufenförmig zurück
und trägt ein mit grünpatinirtem 'Kupfer ge-
decktes Walmdach, das in seiner wenig pro-
minenten, sehr flachen Gestalt den knappen Formen
des Ganzen übrigens vollkommen entspricht, Hat

man das erste Befremden überwunden uitd sucht
sich Rechenschaft zu geben von dem Eindruck, der
trotz allen inneren Widerspruchs dennoch ein archi-
tektonisch abgeschlossener und im Ganzen wohlpro-
portionirter bleibt, so liegt derselbe wohl in erster
Linie in der geschickten Vertheilung und Zusammen-
ordnung der Fenster. Dabei ist auf strenge Symmetrie
keineswegs der herkömmliche Werth gelegt. Zndem
sich vielmehr die schntalen Fensteröffnungen bis-
weilen zu Gruppen zusammendrängen, bleiben breite
Mauerflächen frei, die, soweit sie dem Garten zu-
gekehrt, jetzt mit grünem Gitterwerk verkleidet sind, um
bald von dunklen: Epheu belebt zu werden. Daß die
Fensterschlitze, unbelastet von schweren Gesimsen und
Rahmen, den Begriff des Lichteinfalls klarer ver-
mitteln als unsere gewöhnlichen, der italienischen
jDalastfagade entlehnten, üppigen Fensteruinrahmungen
und Brüstungen, liegt auf der Hand; nur hätte man
sich die Laibungen der Fensternischen, um den Eindruck
der Mauerstärke zu erhöhen, etwas kräftiger ge-
wünscht. Ein vorspringendes Dach, ohne welches
bei uns im Norden kein Haus denkbar ist, schien
Stuck entbehrlich wohl im Vertrauen auf die Wetter-
festigkeit des steinharten „Terranova"-Verputzes, mit
dem die Außenwände von oben bis unten verkleidet
sind, und es ist nicht zu leugnen, daß die hier gewählte
stufenförmige Gestaltung des Ueberganges von Wand
zu Dach unter Verzicht auf vorspringende Wasser-
rinnen, Traufen und Ablaufröhren, welch' letztere
innerhalb der Mauer geführt sind, nicht nur vom Stand-
punkt architektonischer Monumentalität bemerkens-
werth erscheint, sondern wohl auch aus praktischen

linnst und Handwerk. 49. Iahrg. Heft 7.

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