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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Braun, J.: Kunstformen der Natur
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0265

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Knnftforinou bcr Natur.

3^9. Sopraporte für dcn »Salon des Poemest des Palais de l’Elysee in Paris, von Pierre Victor Galland.

„Kunstformen der Natur" nennt Ernst kjaeckel
das Werk, dessen erste Lieferung vor Kurzem er-
schienen.

Haeckel nennt sich selbst bescheiden einen
Dilettanten, und hat insofern recht, als ihm die
Kunst immer ein »cliletto« neben seiner strengen
Gelehrtenarbeit war. N)er aber seine „Indischen
Reisebriefe" gelesen, der hat auch die echt künst-
lerischen Leiten dieser Gelehrtennatur erkannt, und
wird sich nicht wundern, wenn der berühmte Forscher
jetzt aus seiner eigenen reichen Erfahrung und aus
früher erschienenen, dem Laien schwer zugänglichen
Werken mit feinem Stilgefühl auswählt und dar-
bietet, was der dekorativen Kunst zur Anregung
dienen kann. Die lithographischen Tafeln sind mit
größter Sorgfalt theils in einem Ton, theils mehrfarbig,
höchst charakteristisch und dabei gefällig von A. Giltsch
in Jena gezeichnet und vom. Autor durch kurz ge-
faßten Text erläutert.

Nur durch dessen selbstlose Arbeit wie durch die
Förderung des Werkes von Leiten des Bibliographi-

') Verlag des Bibliograph. Instituts in Leipzig und tvien.
vorläufig ist das Werk auf 5 Lief, zu je jo Blatt (3 ITT. pro Lief.)
berechnet; bei günstiger Aufnahme des Werkes sind weitere fünf
Veste mit systematischer Einleitung in Aussicht genommen.

schen Instituts und der p. v. Ritter'schen Stiftung
war es möglich, die schöne Sammlung zu so mäßigem
Preise in die Welt zu senden.

Die Formen sind darin nicht stilisirt, nur durch-
weg so aufgefaßt, daß das Ornamentale darin zur
vollen Wirkung kommt; die Organismen theils in
natürlicher Größe, theils in vielfacher Vergrößerung
abgebildet, — manchmal das Thier oder die Pflanze
im Ganzen, manchmal zerlegt, durchschnitten, in ver
schiedenen Bewegungsstadien.

Wenn wir der bekannten Pflanzenwelt gegen-
über fast überall, wo es sich um das Entwerfen
eines echten Ornaments handelt, von den Zufällig-
keiten abstrahiren und die grundlegenden Linien und
Flächen aufsuchen müssen, so scheint es, als ob die
Natur das Ltilisiren hier selbst besorgt hätte; regel-
mäßig wie die Krystalle sind diese Nrwesen gebildet,
wie mit den feinsten Meßwerkzeugen geometrisch
konstruirt, und doch nicht starr und todt.

Unsere Raumvorstellung leidet wieder einmal
völlig Lchiffbruch diesen dem freien Auge unsicht-
baren Gebilden gegenüber, die eine Struktur zeigen,
welche an reichgegliederte, subtilste Goldschmiedearbeit
erinnert; eine Medusetta (Abb. 355) von 0, s mm
Durchmesser zeigt ein Gerüst, das in seiner Gesammt

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