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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Zimmermann, Ernst: Die künstlerische Nothlage der Westerwälder Steinzeugindustrie
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Gruner, O.: Anspruchslose Grabmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0102

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Anspruchslose Grabmäler.

unmittelbarer Konkurrenz stehen, halten können, für
die aber gerade der erwähnte Bericht von Zais und
Richter als Rettung die Einführung besonderer Spezia-
litäten nennt. Bei dein Mangel an Kapital zur Be-
schaffung von Maschinen spielt hier auch noch immer
die Landarbeit eine große Rolle. Pier hätte die
staatlich gegründete keramische Fachschule, die jene
kleineren Betriebe hat entstehen lassen, einzusetzen
und ihre theoretische, technische und künstlerische Er-
ziehung in die Praxis zu übertragen. Ich weiß
nicht, ob die Echule in letzter Zeit mit solchen Plänen
und Versuchen umgegangen ist. Es ist jedenfalls
nichts davon in die weitere Geffentlichkeit gedrungen.
So weit ich die Verhältnisse kenne, ist dies durchaus
zu erhoffen. Vb sie aber hier mit der Besserung
des Geschmacks aus sich selber allein fertig werden
kann, ist eine andere Frage. Der Westerwald liegt
etwas abseits vom Wege der Kultur, trotz seiner
guten lokalen Bahnverbindungen. Das benachbarte
Koblenz ist lediglich eine preußische Militär- und
Beamtenstadt; der Rhein, die alte Kulturstraße, und
seine nächste Mngebung hat überhaupt bisher noch
auffallend wenig von modernem Kunst- und Kultur-
leben an sich gezogen. Der künstlerische Aufschwung
Darmstadts steht ganz vereinzelt da. So fehlt hier
die künstlerische Anregung aus der Nachbarschaft.
Warum jedoch machen sich nicht einmal einige der
vielen Künstler, die jetzt an so vielen Stellen ihre
ganze Kraft der Wiederbelebung der dekorativen
Kunst widmen, nach diesen anmuthigen Flecken auf,
wo herrliches Material und geschulte Kräfte ihrer
nur harren, vertiefen sich in die saubere Technik
und bewirken, wie neulich im Elsaß eine neue
künstlerische Glasindustrie hervorgezaubert wurde, hier
die Wiedergeburt einer Kunst, die sich nicht nur mit
den Launen und Spielereien der Mußestunden, viel-
mehr mit der künstlerischen Befriedigung eines echt
deutschen Bedürfnisses befaßt? Man wird es ihnen
danken. Vor künstlerischen Blumenvasen vermag
nran sich heute kaum noch zu retten. Wo aber ist
ein schöner Ateinzeugkrug, aus dem uns das Bier
noch einmal so gut mundet?

Anspruch ekose Graßmaker.

ie gänzliche Verwirrung in der Wahl
der Mittel, die uns bei den Bauten
des alltäglichen Lebens, insbesondere bei
den als Verkaufswaare hergestellten
Miethhäusern wegen des Mangels an
-inn für das Angemessene und Richtige so oft ein
lächeln, nicht selten auch ein Zeichen des Ekels ab-
nöthigt, treffen wir vielfach auch an der Ruhestatt





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zzy—;42. Töpfereien von Magnussen, München.
(Hz der wirkl. Größe.)

der Toten, auf unseren Friedhöfen an. Pier, wo
es sich um das Festhalten der letzten persönlichen
Spur und zugleich um das Ende jeder Täuschung
handelt, sollte man vor allein pietätvolle Eigenart,
ruhige Besonnenheit und unbedingte Wahrheitsliebe
bei der Wahl der künstlerischen Mittel, eines jeden
Zeichens, jeden Wortes erwarten; - statt dessen
findet man gerade hier vielfach nichtssagende Fabrik-
und Dutzendwaare, eiteln Bombast und wahrheits-
widrige Inschriften vor, so daß das Wort: „lügen
wie ein Leichenstein" für Form, Ausführung oder
Aufschrift noch immer häufig Berechtigung hat.

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