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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Bredt, Ernst Wilhelm: Das Münchener Künstlerhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0346

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Das Münchener Knnstlerhans.

soy. Münchener Künstlerhaus; i^of (dahinter die Synagoge). Architekt Gabr. Seidl.

steht, wurde in der Seele des Künstlers äußerst
glücklich konzipirt. Das sagt der Bau, das sagt
ganz unbewußt Gabriel Seidl selbst in wenigen Worten
„Zur Geschichte des Künstlerhauses", die er kurz nach
derVollendung auf einerFahrt nach Wien niederschrieb.

Da ist nirgends zu merken, daß er irgend welchen
Zwang bei der Anlage empfunden habe. „Dort
war", schreibt er vom Baugrund, „inzwischen die
Synagoge von Albert Schmidt gebaut worden, welche
das hübsche Stadtbild, das von jeher meine Schwär-
merei war, nicht aufhob, sondern einen neuen interes-
santen Vordergrund gab.

Die großen Annehmlichkeiten des Matzes hatten
wir in den Zähren, in welchen die „Allotria" dort in
Gedons unvergeßlichen Pallen wohnte, sehr genossen
und hingen alle an dem Platze, von dem s887 die
Allotria wegen Erweiterung der Straße und Ab-
bruch des paufes scheiden mußte.

Der Gedanke, diesen prächtigen, angenehmen
Platz jedenfalls doch für's Künstlerhaus zu benutzen,

dabei den Blick auf die alte Stadt, die schöne Sil-
houette der Synagoge zu bewahren — gab mir
den plan ein, den großen Saalbau in's Eck zu ver-
legen, vor demselben aber einen Pos zu lassen, der
im Sommer den Garten ersetzen soll —."

Gabriel Seidl stellte also das hochragende, vier
Giebel bildende paus so weit zurück, daß es etwas
hinter das niedrigere potel Leinfelder zu liegen kam.
Den vorliegenden pof umgab er auf drei Seiten
mit eingeschossigen Terrassenbauten, auf der Südost-
seite schließt sich ein niedriger zweigeschossiger Schmal-
bau an die Nordostfront des Saalbaues. Durch den
pof mit seinen geschlossen wirkenden, an den Ecken
durch aufgesetzte Pavillons betonten Flankirungs-
bauten erscheint der hohe, thürmchenbekrönte Giebel-
bau noch mehr in vornehmer Zurückgezogenheit.
Denselben behaglich erhebenden Eindruck gewinnen
wir, mögen wir nun im Pose stehen oder vom
Festsaal herab über den pof und die Terrassen und
den lustigen Tentauren über dem kleinen Nordost-Portal

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