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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

DOI Artikel:
Zimmermann, Ernst: Moderne Keramik auf der Pariser Weltausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0084

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84 11.85. (Pariser Ausstellung.)h küts-sur-Me-Malerei von Taxile Doat, Sevres. (Ungefähr 1/4 der wirkl. Größe.)

Moderne Keramik auf der Pariser
"Vekiaubfiekbun^.

(Von Or. Srnst ^immermann.

(Schluß.)

cm allen Ländern, die auf der
Ausstellung vertreten sind, inacht
Frankreich hinsichtlich seiner
'Keramik zugleich den günstigsten
und ungünstigsten Eindruck. Einer-
seits hat Frankreich hier wie über-
haupt den größten Theil des verfügbaren Raumes
für sich in Anspruch genommen, um ohne Auswahl
auch dem minderwerthigsten jO^duzenten sein Recht
auf Ausstellen zu gewährleisten. Das Schlechte reiht
sich so unmittelbar an das Gute und drückt das
Durchschnittsniveau merklich herab. Es rächt sich
der Mangel an Bescheidenheit. Andererseits ist je-
doch in der That kein anderes Land wie Frankreich
bisher zu so großen umfassenden Resultaten auf
diesem Gebiet gelangt, hierher hat sich noch der
sprichwörtliche französische Geschnrack gerettet, den
man sonst auf der Ausstellung nur zu oft vermißt.
Dann aber hat Frankreich, in dem die moderne
Keramik ihren Anfang nahm, eben jenen großen
Borsprung voraus, der in der Keramik mit ihren
stets Zeit verschlingenden Experimenten doppelt werth-
voll ist. Freilich, es sind auch hier erst kaum zehn

') Da fämmtliche Abbildungen dieses Heftes aus dem
Gebiet der Keramik von der pariser Ausstellung herrühren,
so bleibt diese Bezeichnung bei den folgenden Bildern weg.

Kunst und Handwerk. 5,. Iahrg. hrf, 5.

Zahre vergangen, seitdem Massier und Larries
in dem §res, dem Steinzeuge, den keramisch edlen
Stoff entdeckten, der einer künstlerischen Behandlung
würdig schien, den jener dann nach westorientalischem
Muster mit seinen retlets, dieser nach ostorientalischem
mit farbigen Glasuren überzog. J) Seitdem hat die
Franzosen die keramische Leidenschaft wie kein an-
deres Volk ergriffen, speziell für die koloristische
Kraft dieser Kunst, für die das Verständniß lange
genug bei uns geschlummert hat und an den
meisten Stellen noch immer schlummert. Von
Massier ausgehend, hat sich mit fjilfe entlaufener
Arbeiter der rettet metalliciue über ganz Frankreich
verbreitet, um schließlich zum rohesten Effekt für die
naiv nach allem Glänzenden haschende Menge zu
werden, ein trauriges Ende einer guten Sache. Die
Saat Larries' hat bessere Früchte getragen. Die
ganze Schaar begabter Künstler, die seine Anregungen
ausgenommen, haben seine Kunst erweitert und ver-
mehrt und so den frühen Tod dieses begabten
Künstler - Keramikers zwar nicht vergessen, doch
wenigstens in etwas verschmerzen lassen. Verbindet
sie auch alle, dank dem gleichen Ausgang, ein ge-
meinsames Band der Kunst, so hat sich doch fast

i) Ls darf indessen nicht vergessen werden, daß schon vor
Massier und Larries die beiden bekannten französischen Keramiker
I. pull und Th. Deck sich in verwandten Arbeiten versucht
j haben. Doch blieben dies nur vorübergehende Erscheinungen,
die keinen weiteren Einfluß auf die Entwicklung der französischen
Keramik ansgeübt haben, von ihnen hat Deck sich in letzter
Zeit von Neuem mit großem Erfolge und vieler Selbstständigkeit
diesem Gebiet wieder zugewandt, doch hat er leider auf eine
Ausstellung seiner Sachen verzichtet.

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