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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0147

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Unsere Bilder.

;99. Kimmereinrichtung von Nieder moser, lvien.

beiden Längswände dieses Raumes sind oben und
unten in Fenster aufgelöst, die im ersten Stock etwas
weniger, im untern etwas mehr als die obere pälfte
der Geschoßhöhe einnehmen; im unteren Raum ziehen
sich da erhöhte, mit Brüstungen versehene Estraden
entlang, auf denen kleine Tischchen und bequeme
Stühle am blumengeschmückten Fenster zur Rast ein-
laden. (S. \02 u. \05.)

Griechenland hatte in Ermangelung eines von
dem heutigen Griechenvolk geborenen nationalen Bau-
stils auf die byzantinische Zeit zurückgegriffen und sich
durch den pariser Architekten Lucien Riagne einen
kirchlichen Kuppelbau aufrichten lassen, der in mehr
als einer Richtung interessant war: aus modernen,
fast fleischfarbenen Backsteinen errichtet, die durch
niedere Lagen türkisblau glasierter Ziegel unter-
brochen sind (auch in den Friesen tritt neben etwas
Strohgelb dieses Blau auf), — an der Ostseite eine
kleine, von Warmorsäulchen getragene Vorhalle.
Im Innern sind die Vierungspfeiler und Archivolten
aus eisernen Gitterträgern gebildet, aber durch ihre
Ausschmückung (einfaches Gezweig, aus Flacheisen
geschnitten und wenig getrieben) und durch ihren
hellgraugrünen Anstrich sehr hübsch mit dein Back-
steinmauerwerke in parmonie; die Kapitelle sind
bescheiden gestaltet, mit sparsamem, vergoldetem Orna-
ment daran. Im Wauerwerke treten an Stelle der

blauglasierten Ziegel dunklere Backsteine. Die Decken
bestehen durchweg aus dem offenen, hölzernen Dach-
stuhl, dessen dunkles Braun durch Vergoldung wirksam
aufgehellt wird. Der versuch, das eiserne Rüstwerk,
das auch an den Anfängen des Dachgespärres und
der Kuppel auftritt, — offen als das zu erkennen zu
geben was es ist, darf in vieler Einsicht als gelungen
betrachtet werden. (Zu unserer Abbildung sei noch
bemerkt, daß über dein Bau ein Teil des schwedischen
pauses mit seinem sonderbaren, verschindelten Turm
und dahinter noch ein Stück des Steinturins des
Staates Rionaco hervorschaut.)

Das paus des Deutschen Reiches (Abb. S. ^07)
bedarf hinsichtlich, seiner äußern Erscheinung keines
erklärenden Wortes; sein Iniieres birgt im Rnter-
geschoß gegen die Seine zu das ganz modern einge-
richtete deutsche Weinrestaurant, neben der Weinaus-
stellung, im Erdgeschoß u. a. die Buchgewerbeaus-
stellung, im Pauptgeschoß den Rokoko-Saal mit den
Schätzen aus dem Besitz Friedrichs des Großen (ab-
gebildet in Pest 2 aus S. qI). — Das folgende Bild
führt uns in das Tentrum der deutschen kunstgewerb-
lichen Abteilung, den sog. Ehrenhof. Die künstlerische
Ausgestaltung dieses mit Steinboden und Spring-
brunnen geschniückten, freigehaltenen Platzes machte
in ihrer ernsten, schweren Pallung, mit dem sparsamen
Ornament, der zurückhaltenden Vergoldung auf dem
grauen, steinartigen Grund einen für eine Ausstel-
lung fast zu feierlichen Eindruck. Inmitten erhebt
sich aus einer Felskuppe die von Gebr. Arm brüst er
in Frankfurt a/Ri. geschmiedete Gruppe von Adler
und Drachen ; dahinter stehen auf hohen Postamenten
die nach RI a i s o n s Riodellen von G. Knodt in
Frankfurt in Rupfer getriebenen Reiterstatuen, die
das Reichstagshaus zieren werden, — an den Seiten
halten die der gleichen Bestimmung vorbehaltenen
ehernen Statuen von Brütt (Guß von Schäffer &
Walker, Berlin) Wache. Nach dein Pose zu öffnen
sich die verschiedenen Räume, und durch die in der
Witte liegende gewölbte Palle Emanuel Seidls mit
der reichen farbigen, in den Gold-Riosaiken des Ge-
wölbes gipfelnden Prachtwirkung fällt der Blick auf
die Ausstellung der Berliner porzellanmanusaktur.

Aus der Fülle schöner Beispiele auf dem Gebiete
der Gruppenuinschließungen greifen wir zunächst die
der deutschen chemischen Fabriken heraus (Abb. \75
und f76); die einfach vornehmen Schränke waren
aus massivem dunkelin Eichenholz geschnitzt und
nur in wenigen Linien vergoldet, während der Fuß-
boden durchgehends mit roten Teppichen belegt war
und die Glaskästen mit den gleichfalls nach ein-
heitlichen künstlerischen Gedanken gestalteten Gläsern
und Schalen für die chemischen Präparate mit

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