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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0175

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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

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-Alkgemeine (Vereinenachrichten.

Das fünfzigjährige Vereinsjubiläum, das wegen ver-
schiedener kjindernisse nicht mehr — wie früher geplant — in
Gestalt einer eigenartigen Ausstellung begangen werden kann,
soll nun laut Ausstellungsbeschluß im Laufe des Juni durch
ein besonderes Fest gefeiert werden.

Zur Feier des so. Geburtstages des Vrinzregenten
Luitpold, des allverehrten Protektors unseres Vereins, und zur
dauernden Erinnerung an den 12. März 1901 wird der Festsaal

243. (Pariser Ausstellung.) In Eisen geschmiedetes Gitter von
F. Hicrrou, Rouen.

des Vereinshauses mit einem Glasbild geschmückt werden■
unter den vereinsmitgliedern war deshalb ein Wettbewerb
ausgeschrieben worden, der wegen der Kürze der Einlieferungs-
frist in diesen Blättern keine Ausnahme mehr finden konnte.
Den Preis errang der Entwurf des Malers Dtto Lohr.

Mschenversammkungen.

Programm der nächsten Vereinsversammlungen.

26. März: Generalversammlung.

2. April. Prof. vr. ksofer: Vortrag über Tierformen im
Kunstgewerbe.

16. „ Dr. bjauberrisser: Vortrag über die Photographie

in natürlichen Farben.

Jechfter Abend — den ii.Dezbr.— Vortrag von vr. Hager,
Konservator am kgl. Nationalmuseum, über Krippen. Der
Vortragende leitete seine sehr interessanten Ausführungen (welche
demnächst weiter ausgeführt in Buchform erscheinen werden)
mit Betrachtungen über die bildende Kunst in ihrer Beschäftigung
mit Christus ein, wobei er hervorhob, wie namentlich Geburt und
Kindheit des Erlösers mit Vorliebe Gegenstand künstlerischer
Thätigkeit waren. Auch die „Krippen" gingen aus dem Be-
dürfnis hervor, die Geburt Christi darzustellen. Die Geburt
Christi wurde erst seit dem Jahre 325 als besondere Feier be-
gangen , und die liturgisch - symbolischen Darstellungen der
heiligen Vorgänge, die weihnachtsspiele, nehmen — soweit bis
jetzt bekannt — erst im IZ. Jahrhundert ihren Anfang. Epoche-
machend darin war eine Krippendarstellung des hl. Franziskus
(f 122s); im einsamen Wald, im Dunkel der Nacht, las er vor
einer Krippe, bei der auch der lebende Dchfe und der lebende
Esel nicht fehlten, eine Messe. Im Lauf der Zeiten steigerte
sich die Freude an den Weihnachtsspielen, und im {$■ und
IS. Jahrhundert stellte man Marionetten dafür in Dienst; was
diese Weihnachtsspiele im großen waren, das sind die „Krippen"
int kleinen: lebende Bilder ins kleine übertragen. Ganz be-
sonders reich entwickelte sich die Krippendarstellung in Italien,
wo sie (besonders in Mberitalien, z. B. Modena) an die lebens-
großen benialten Figurengruppen aus Thon anknüpfen konnte;
aber die gcnrehafte Darstellung spiegelt sich auch oft genug in
den spätgotischen Altarschnitzereien diesseits der Alpen wieder.
Zu weiterer Entfaltung gelangten die Krippen besonders im
>S. Jahrhundert, als das lvirklichkeitsbedürfnis der Renaissance
auch nach dieser Richtung auf Befriedigung drängte. In
München wurde im Jahre zso? (und zwar in der Michaels-
kirche) durch die Jesuiten die erste Krippe gestellt; die älteste
hier befindliche Beschreibung einer Krippe datiert von 1627 und
bezieht sich ans die im Kloster Frauenchiemsee damals aus-
gestellte Weihnachtshütte mit einem Berg, den beiden unent-
behrlichen Jnventarstücken der Krippe. Ihre Blütezeit erreichten
die Krippen im zg. Jahrhundert, namentlich auch in Bayern,
wo sie übrigens mit der Säkularisation der Klöster verboten
wurden, wie schon vorher (j,787) in Mainz. Aus der ungemein
reichhaltigen Sammlung des Kommerzienrat Schmederer,
die dieser zum größten Teil dem Nationalmuseum zum Geschenk
gemacht hat, geht hervor, daß die Italiener für die Krippen-
darstellungen eine ganz besondere Vorliebe und namentlich die
ausgesprochene Neigung besaßen, die heiligen Vorgänge in die

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