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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Leipheimer, Hans Dietrich: Die Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie 1901, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0274

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(Die Aussiebung -er (Darmsiädier
(>LünskkerKokome 1901?)
(Von Hane (Dietrich Leipßeimer^
Ktuttgart.

S ist wohl etwas mehr als zwei
Jahre her, da erregte eine un-
gewohnte merkwürdige Kunde in
allen Kunstkreisen großes Auf
sehen. Lin deutscher Fürst berief
sieben Künstler der modernen
Richtung nach seiner Residenz, damit sie dort in
zwang- und sorgenloser Arbeit ihre Ideen verwirk-
lichen sollten. Die neue Kunst, das neue Kunst-
gewerbe hatte einen Beschützer gefunden in Ernst
Ludwig, dem Großherzog von pessen und bei
Rhein. Ulit Kopsschütteln auf der einen, mit Jauchzen
auf der anderen Beite wurde diese Bachricht auf-
genommen. Dann ward es still, und man hörte
außerhalb nur wenig von dein Wirken der Lieben,
bis erst vor kurzer Zeit zwei auffallende Plakate
wieder das große Publikum auf die Ausstellung der
Darmstädter Künstlerkolonie aufmerksam machten.
Inzwischen war aber mit Feuereifer gearbeitet
worden, und wer, wie der Schreiber dieses, das
Glück hatte, an den Arbeiten der Kolonie teilnehmen
zu können, der mochte sich wohl manchmal ergötzen
an den tollen Kapriolen der hungernden Tages
presse, welche ihren neugierigen Lesern die ungereim-
testen Dinge auftischte, weil Authentisches nicht zu
haben war.

i) Mehr um unserer Lhroiiistenpflicht uachzukommen, als
um unser völliges Einverständnis mit obigen Ausführungen
oder mit dem Thun der Darmstädter Aünstlerkolonie anszn-
drücken, bringen wir diesen Aufsatz, begleitet von einigen Außen-
ansichten der Ansstellungsbanten; Innenansichten werden folgen,
sobald deren Publikation gestattet ist. Die Schriftleitung.

Nun es gilt, die Ausstellung als Ganzes zu be-
sprechen, dürfte es nicht unerwünscht sein, eine kurze
Geschichte der Entwickelung der Kolonie vorauszu
schicken, und eine Tharakteristik der Untglieder zu ver-
suchen. Zuerst muß aber des hochsinnigen Fürsten gedacht
werden, der selbstloser als jemals zuvor, die Bache
der Kunst zu seiner eigenen machte, und aus dem
Bedürfnis einer echten Künstlerseele heraus sich mit
frischem Entschluß auf die Beite der Jugend stellte.

In voller Erkenntnis für die Notwendigkeit
möglichster Freiheit beanspruchte er nicht die ge-
ringste Gegenleistung, weder für die materielle Unter-
stützung, die er seinen Künstlern gewährte, noch für
die moralische, die das Gewicht seines Namens
denselben geben mußte. Keinerlei Lehrthätigkeit,
keine Rücksicht auf Fabrikanten oder Vorgesetzte Be-
hörden sollte sie behindern, ja er selbst wollte, und
will nicht über ihnen stehen, sondern mitten unter
ihnen, als Künstler unter Künstlern. Wer je mit
ihn: von künstlerischen Dingen sprach, wird stets
die Empfindung gehabt haben, wahrem Verständnis,
vollem Interesse, mit einem Worte: einer echten
Künstlernatur gegenüberzustehen. Nicht erzogen kann
ja der Künstler werden, er wird geboren, ob nun
in Lumpen oder im Purpur, und als befreiende
That eines gekrönten Künstlers wird die Gründung
der Darmstädter Künstlerkolonie wohl zu den bedeu
tendsten Ereignissen der Kunstgeschichte unserer Zeit
zu zählen sein, mag nun das Urteil über die Leistungen
der Einzelnen ausfallen, wie es will.

Als Mitglieder der Kolonie wurden berufen:
paus E h r i st i a n s c n, Josef G l b r i ch, Peter B ehren s,
Ludwig lhabich, Rudolf Bosselt, patriz puber,
Paul Bürck.

Paris Lhristiansen, geborener Schleswig
Holsteiner, ist eine der interessantesten Persönlich-
keiten der Kolonie. Der kleine unscheinbare pam
burger Anstreicherlehrling, der nichts sein eigen nennt,
als sein Talent und seine unbeugsame Energie,

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