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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Bredt, Ernst Wilhelm: Richard Riemerschmids Schauspielhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0307

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Richard Riemerschmids Schauspielhaus.

Münchener Schauspielhaus — Richard Riemerschmid. — Lassenrauin.

Gebrauchsmöbel, unsere Renaissance und Rokoko
formen für lange Zeit noch genügen dürften und
könnten.

Von der damaligen Zeit sagen wir nun ohne
weiteres, daß sie reif geworden sei für neues Zehen
und neues Gestalten. Wir kennen jetzt die vielen
Faktoren, die dahin drängten. Aber können wir
uns eine Vorstellung machen, wohin wohl schließlich
sonst diese trivial gewordene Bilderschrift geführt
hätte? Dem Wortsinne nach waren die Bilder ja
bereits Hieroglyphen geworden.

Und wie denken wir über unsere heutigen
Formen in Architektur und Gewerbe? Weil wir es
in der bildlichen Darstellung des Ulenschen, der
Landschaft, der ganzen Außenwelt so weit gebracht,
indem wir auf dem von den Vätern Ererbten weiter-
bauten, wähnen noch viele, auch das paus und die
Thüre, die Lampe wie die Säule müßte immer
etwa gerade so aussehen, wie sie in einer der
hinter uns liegenden Epochen gestaltet worden sind.
Aber können wir uns wirklich ein Bild davon

machen, wohin wir auf diesem Wege kommen
würden? Wird man nicht einmal später diese Vor-
stellung vieler für einen Anachronismus halten?
Sind wir nicht gerade jetzt von der Stiljagd er-
schöpfter als je? Bedeutet nicht gerade das perr-
lichste, was hervorragende Architekten mit den alten
Formen und Farben noch jüngst zu schaffen wußten,
wiederum nur ein non plus ultra?

Jedenfalls werden spätere Historiker mehr Gründe
für das jetzt hervortretende künstlerische Streben nach
neuem Ausdruck alter Gesetze aussühren, als uns
bewußt sind. Wir eilen auf Rädern dahin, wie
sie Jahrtausende nicht als Vehikel geahnt. Das künst-
liche „neue" Licht, verniögen wir so frei und leicht
anzubringen, wie es noch keiner Zeit vergönnt war.
Wir sehen gewaltige Brücken, deren ganze Schwere
aus winzige Punkte konzentriert ist und über unseren
Bahnhöfen spannen sich Dächer, wie sie keine Zeit
iwch gesehen. And trotzdem wollen noch immer die
meisten von uns nicht an ein unbedingt neues Ge
stalteukönnen glauben. Andere aber sind schnell bei

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